„Polsprung“ ist kein fiktiver Titel, sondern ein
wissenschaftlicher Begriff aus der Erdkunde, der „magnetische
Feldumkehr“ bedeutet. Wie sind Sie auf das Thema gekommen? Gabriel
Barylli: Es gibt auf unserem Planeten eine Jahrtausende alte
Geisteskultur von den Indern bis zu den Maya, die in ihren
Überlieferungen festlegen, dass im Jahr 2012 ein Zeitenende
stattfindet. Eine Möglichkeit, wie ein solches aussehen könnte, ist,
dass es zu einer Magnetfeldverschiebung kommt, die zu einem
sogenannten Polsprung führt. Das würde einen äußerlichen Umbruch der
Welt bedeuten – ein wissenschaftliches Faktum. Das ist eine
dramatische Vorlage, die für ein Theaterstück sehr annehmbar ist.
Wobei ich vor allem der Frage nachgehe: Was bedeutet es für uns, dass
es ein Zeitenende gibt?
Wie lautet Ihre Erkenntnis? Barylli: Es muss eine
Bewusstseinsveränderung stattfinden, sodass wir uns fragen: In welcher
Weise lebe ich? Was sind meine Ziele, meine Werte? Diese Themen
beschäftigen ja viele Menschen: Es hat mich im Nachhinein sehr
erheitert, dass zur gleichen Zeit, als ich „Polsprung“ geschrieben
habe, Emmerich den Film 2012 gedreht hat. Wofür ich zwei Schauspieler
brauchte, benötigte er 200 Millionen Dollar (lacht). Aber daran sieht
man, wie offenkundig das Thema in der Luft liegt.
Frau Leifheit, Sie praktizieren unter anderem die Kabbala-Lehre,
sind ausgebildete Schamanin. Haben Sie die Begeisterung Ihres Mannes
für esoterische Themen geweckt? Sylvia Leifheit: Das
Schöne zwischen Gabriel und mir ist, dass wir immer schon in einer
Kultur gelebt haben, die stets weiterschaut – und nicht einfach
verdrängt. Das Problem unserer Gesellschaft ist ja, dass die Menschen
dazu neigen, oberflächlich zu sein und vieles nicht realisieren zu
wollen. Barylli: Ich glaube, dass unsere Verbindung auch
deshalb so reift und wächst, weil wir all diese Themen für uns selbst
schon entdeckt hatten und jetzt miteinander an den Themen wachsen und
in sie hineinwachsen. Es gibt keine andere Frage als: Wofür lebe
ich?
Wofür leben Sie beide? Leifheit: Für den Moment und
in dem Moment. Und dafür, etwas zu geben. Barylli:
Es gibt für mich nur zwei Wege zu leben: den Weg der Liebe und den
der Macht. Wir haben uns ganz sicher für den Weg der Liebe
entschieden und unser Glück durch eine gewisse „Innenschau“
gefunden.
Können Sie sich vorstellen, in unsere heutige Welt der Krisen und
des drohenden Zeitenendes noch Kinder zu setzen? Leifheit:
Dazu muss ich sagen, dass ich demnächst zwei Kinder kriege – nämlich
zwei neue Firmen (lacht). Aber natürlich ist das Thema Kinder noch
total offen – wir haben ja noch alle Zeit der Welt. Und Geben heißt ja
nicht unbedingt, Kinder in die Welt zu setzen. Mein Projekt
worldangels.at ist genauso eine Art zu geben. Barylli: Wir
haben bestimmt keine Angst, Kinder in diese Welt zu setzen. Denn da
hätte man die letzten 10.000 Jahre – in Weltkriegen, Elend, Mord und
Totschlag – keine Babys zur Welt bringen dürfen.
Glauben Sie, dass am 21.12.2012 die Welt untergehen wird? Barylli:
Im klassischen Sinne nicht. Aber in einem kulturgeschichtlichen
Sinne glaube ich schon daran. Es ist eine astronomische Tatsache,
dass an diesem Tag die Konstellation in unserem Planetensystem so
steht, wie sie nur alle 26.000 Jahre vorkommt. Ich denke, dass jene
Zeit zu Ende gehen wird, die eine ausschließlich materielle war. Leifheit:
Wir werden wohl energetisch in einen Zustand versetzt werden, in dem
wir nicht mehr verdrängen können. Die Frage, wie man sein Leben
leben würde, wenn man wüsste, dass es morgen vorbei ist, wird
präsenter denn je.
Was würden Sie noch tun? Leifheit: Ich würde mir
einen Hubschrauber mieten und noch möglichst viele schöne Plätze
besuchen … Barylli: Wir würden weitermachen wie
bisher – intensiv und liebend.
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