Erste Briefe von J.D. Salinger geöffnet

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Darauf hat die literarische Welt Jahrzehnte gewartet: In New York werden erstmals Briefe des Kultautors J.D. Salinger ausgestellt. In den elf Briefen aus den Jahren 1991 bis 1993 offenbart Salinger, wie sehr er anfangs die Bewunderung für seinen ersten und einzigen Roman "Fänger im Roggen" genoss und welches Vergnügen ihm die Fahrten mit der New Yorker U-Bahn selbst im Alter noch bereiteten.

Der Adressat seiner Schreiben war ein früherer Nachbar, der Künstler Michael Mitchell in Westport (US-Bundesstaat Connecticut), schrieb die "New York Times" online. Salinger redete ihn als "Buddyroo" an, ein Wort, das er auch Holden in den Mund legte, und sprach von ihm als einem seiner engsten Freunde. Die Schriftstücke an Mitchell wurden später von dem Amerikaner Carter Burden erworben, der seine literarische Sammlung der Morgan Library in Manhattan vererbte. Das kleine Museum hielt die Briefe bis nach Salingers Tod am 29. Januar unter Verschluss, macht sie aber jetzt jedermann in einer Ausstellung zugänglich.

Zu Lebzeiten hatte sich der weltberühmte Autor bis in die höchste Gerichtsinstanz dagegen verwahrt, dass seine Schriftstücke an die Öffentlichkeit gelangten. Dabei saß er zumindest bis in die 1980er jeden Tag um sechs Uhr morgens, spätestens um sieben, an seinem Schreibtisch und arbeitete, wie er seinem "Buddyroo" Mitchell in einem der Briefe erzählt. Diese Schilderung seines Alltags dürfte Salinger-Fans in der Hoffnung bestärken, dass der Autor im Laufe seines Lebens noch weit mehr Romane verfasst hat, sie aus Angst vor möglicher Kritik aber nicht veröffentlichte. In einem Brief aus dem Jahr 1966 spricht er von "zwei Scripts - tatsächlich Bücher -, die ich seit Jahren mit mir herumtrage und bearbeite".

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