Günter Grass jahrelang von der Stasi bespitzelt

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Der deutsche Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist bei seinen Besuchen in der ehemaligen DDR jahrzehntelang von der Stasi bespitzelt worden. Das belegen Dokumente, die in der Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlicht werden.

Insgesamt existieren mehr als 2.000 Seiten dieser Überwachungsdokumente, die in diesen Tagen im Berliner Ch. Links Verlag in dem Buch "Günter Grass im Visier - Die Stasi-Akte" herausgebracht werden. Zu seiner Überwachung durch die Stasi sagte Grass: "Der Umfang der Bespitzelung war uns, die wir meist zu mehreren aus West-Berlin einreisten, nicht bewusst. Bei unseren Besuchen bei DDR-Schriftstellerkollegen wurden wir von der Friedrichstraße ab mehr oder weniger auffällig begleitet."

Er habe sich, so Grass, in der DDR nie bedroht gefühlt, sei aber einmal streng untersucht worden: "Ich wurde nicht direkt abgeführt, aber doch dringlich ersucht, einem der Grenzbeamten in einen fensterlosen Raum zu folgen. Als sie die Tür abschlossen, schlug ich Radau. Ich hämmerte gegen die Metalltür, und es fiel mir aus meiner kurzen Soldatenzeit ein Satz ein: Ich möchte mit dem wachhabenden Offizier sprechen!"

Zu den Informanten der Stasi gehörten der Verleger Hans Marquardt und der Schriftsteller Hermann Kant. Über sie sagt Grass: "Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Marquardt ein fester Informant der Stasi war. Für mich war auch völlig überraschend, dass Hermann Kant schon so früh, 1961, die ersten Berichte über mich schrieb."

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