Schriftsteller Luis Goytisolo wird 75

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Als Luis Goytisolo im vorigen Jahr plötzlich als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt wurde, löste dies in der Welt der Literatur eine allgemeine Verblüffung aus. Der spanische Schriftsteller, der an diesem Mittwoch (17. März) 75 Jahre alt wird, gehört - verglichen mit Größen wie Gabriel García Márquez, Mario Vargas Llosa oder Javier Marías - nicht zur A-Klasse in der spanischsprachigen Welt.

Er stand zumeist im Schatten seines weitaus bekannteren Bruders Juan Goytisolo. Manche Experten vermuteten gar, dass die Wettbüros, die Luis Goytisolo damals als einen der Favoriten ausgemacht hatten, sich im Vornamen geirrt hätten. "Soweit ich gehört habe, war etwas aus Stockholm durchgesickert, und ich war ziemlich nervös", erinnert sich Luis Goytisolo. "Für mich war diese Spekulation eine gute Nachricht, auch wenn ich den Nobelpreis nicht bekommen habe. Vielleicht klappt es beim nächsten oder übernächsten Mal."

Luis Goytisolo ist der jüngste von drei Brüdern, die alle anerkannte Schriftsteller geworden sind. José Agustín, der älteste des Trios, war einer der bedeutendsten spanischen Poeten des 20. Jahrhunderts. Er starb 1999 in Barcelona beim Sturz aus einem Wohnungsfenster. In der Presse war damals von Selbstmord die Rede. Juan Goytisolo ist ein mehrfach ausgezeichneter Romanautor, der sich intensiv mit der islamischen Welt befasst und sich in den 90er Jahren in Marrakesch in Marokko niederließ.

Die drei Brüder verloren ihre Mutter, als Luis drei Jahre alt war. Die Frau starb 1938 im spanischen Bürgerkrieg bei einem Bombenangriff von Mussolinis Luftwaffe auf Barcelona. Nach Ansicht des Biografen Miquel Dalmau wurden alle drei Söhne Schriftsteller, weil sie mithilfe der Literatur den Verlust der Mutter verarbeiten wollten.

Luis Goytisolo verfasste mit elf Jahren seine ersten literarischen Werke. Als Steppke wurde er in kurzer Hose bei einem Verlag vorstellig. In den 1950er Jahren schloss er sich der Kommunistischen Partei an, um der Franco-Diktatur (1939-1975) Widerstand zu leisten. Ein Marxist sei er aber nie gewesen, betonte er. 1960 saß er wegen "subversiver Umtriebe" vier Monate im Gefängnis.

Seine ersten Romane waren ähnlich wie die seines Bruders Juan sozialkritischer Natur. Sein Hauptwerk ist der vierbändige Roman "Antagonía", der sich mit der Kunst des Schreibens und verschiedenen Aspekten des Lebens befasst. Luis Goytisolo arbeitete 17 Jahre daran. Der Franzose Claude Simon (1913-2005) zählte den Roman zu einem der besten Prosawerke des 20. Jahrhunderts.

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