Fashion Show in Wien

Fashion-Freak: Im Talk mit Mode-Designer Jean Paul Gaultier

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Vier Jahre nach seiner letzten Modenschau liefert Jean Paul Gaultier seine größte Show. Im Juli auf der Bühne der Wiener Stadthalle – und schon jetzt im MADONNA-Talk über Mode, Mythos und Conchita.

Im Frühjahr 2020 präsentierte der große Designer Jean Paul Gaultier (71) seine letzte Modenschau. Jetzt blickt er mit seiner „Fashion Freak Show“ auch in Wien auf sein illustres Schaffen zurück. Von 10. bis 14. Juli läuft die schräge Revue, die eine Mischung aus Laufsteg, Varieté, Tanz, Erotik und Pop liefert, gleich sechs Mal in der Wiener Stadthalle. Red Carpet-Show von Gaultier am Eröffnungs-Abend inklusive. MADONNA traf Gaultier vorab in Mailand. Zum Interview über die Show, Mode, Conchita und seinen Bühnen-Abschied: „Ich habe nichts mehr zu sagen!“

Im Juli bringen Sie Ihre „Fashion Freak Show“ nach Wien...
Jean Paul Gaultier:
Mich hat neben Mode auch immer schon Show und Theater interessiert. Damit erfülle ich mir einen Lebenstraum.

Was gefällt Ihnen an Wien?
Gaultier:
Es ist so wunderschön. So romantisch. Ich weiß, das klingt nach einem Klischee, aber es ist nun mal so. Ich könnte mir auch vorstellen, da eine Zeit lang zu leben. Eine wunderbare Architektur und dieses Sisi-Museum.

In der Show gibt es auch viel Provokation und Nacktheit.
Gaultier:
Da gibt’s doch gar nicht so viel. (lacht) Das ist fast politisch korrekt. (lacht) Ich habe in meiner Laufbahn die provokativen Dinge jedoch nicht wegen der reinen Provokation gemacht, sondern weil ich genau das gefühlt habe. Das war immer eine Reflexion der Zeit. Das hatte immer einen Grund. Doch wenn sie da war, ging ich ihr auch nicht aus dem Weg.

Vieles war einst provokativ – heute ist es längst normal. Stolz, dass Sie diese Regeln durchbrochen haben?
Gaultier:
Ja, natürlich. Mode und auch die Welt soll sich ja immer weiterentwickeln. (klopft sich auf die Brust) Es darf aber nie zu viel Kommerz daraus werden.

Was ist einfacher: eine Modenschau auf die Beine zu stellen oder diese Bühnen-Show?
Gaultier:
Bei einer Fashion-Show musste man immer an die Mode, die Zeit, die Kreativität und auch an ein Statement denken. Jetzt ist es viel einfacher, weil es ja „nur“ um mein Leben geht und das musste ich nicht neu kreieren, denn das habe ich schon gelebt. Ich musste nichts neu erfinden, mich nur an die Eckpunkte erinnern. Und das schaffe ich gerade noch. (lacht)

Sie haben in der Show als Videoeinspielung auch Conchita dabei.
Gaultier:
Ich liebe Conchita! Eine faszinierende Persönlichkeit. Dieser einzigartige Mix aus maskulin und feminin. Sehr extravagant. Und natürlich diese Stimme. Mir hat es auch gefallen, dass sie beim Song Contest dabei war, denn den schaue ich ja schon seitdem ich ein kleines Kind war.

Sie gelten als Enfant Terrible der Modeszene. Ein Kompliment?
Gaultier:
Ja, das gefiel mir. Definitiv. Gerade wenn man im Modebusiness anfängt, muss man die Regel brechen, sonst ist man zu langweilig. Das brachte auch viel Neid, aber ich wollte nicht langweilig sein. Aber jetzt fühle ich mich zu alt dafür. Nicht nur für die Provokation, sondern auch dafür, neue Trends zu setzen.

Sind Sie privat auch so extravagant?
Gaultier:
Definitiv nicht. Ich bin eigentlich furchtbar langweilig.

2020 präsentierten Sie Ihre letzte Kollektion. Denken Sie an ein Comeback?
Gaultier:
Nein. Ich habe 50 Jahre lang Mode gemacht. Wenn man jung ist, hat man viel zu sagen, im Alter nicht mehr, das ist normal. Ich habe gesagt, was zu sagen ist – und mehr gibt es für mich nicht zu sagen.

Wie wird man sich an Sie in 100 Jahren erinnern?
Gaultier:
Gar nicht. Da werde ich nur mehr Staub und Asche sein. Nichts wird ewig bleiben und sollte man dann vielleicht doch noch Teile meiner Kollektionen finden, dann werden alle sagen: da fehlt doch was! (lacht)

Das gesamte Interview finden Sie in der MADONNA Premium Ausgabe vom 16.3.2023

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