Unterschätztes Risiko

Bluthochdruck ist häufigste Todesursache

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Jeder 3. Österreicher über 25 betroffen, aber nur die Hälfte weiß von Erkrankung.

Jeder dritte Österreicher über 25 Jahren leidet an Bluthochdruck, bei Menschen über 60 sind es bereits zwei Drittel. Dennoch ist die Zahl der behandelten Patienten niedrig, denn „die Österreicher unterschätzen ihr persönliches Risiko“, erklärte Bruno Watschinger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie, bei einem Pressegespräch am Mittwoch in Wien.

Bluthochdruck oder Hypertonie ist immer noch die häufigste Todesursache – 9,4 Millionen Menschen weltweit sterben jährlich an den Folgen. „Und das, obwohl Bluthochdruck gut behandelbar ist“, sagte Watschinger.

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Folgeerkrankungen

Denn vor allem einige Folgeerkrankungen der Hypertonie, wie etwa Vorhofflimmern oder Herzrhythmusstörungen, würden häufig unterschätzt, so Watschinger. Der Welt-Hypertonie-Tag am 17. Mai soll diese Krankheiten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Problematisch sei jedoch nicht nur die hohe Mortalität, auch sieben Prozent der „Disability Adjusted Life Years“ (DALY), also der nicht gesund oder mit Behinderung verbrachten Lebensjahre, gehen auf das Konto des Bluthochdrucks. Studienergebnisse zeigen zudem einen Gesundheitsverlust durch Hypertonie von 15-20 Prozent bei Patienten über 50 Jahren.

Stiller Killer

2,4 Millionen Hypertoniker gibt es in Österreich, doch nur etwa die Hälfte weiß auch von ihrer Erkrankung. „Bluthochdruck ist ein stiller Killer“, sagte Robert Zweiker, von der klinischen Abteilung für Kardiologie der MedUni Graz. Treten dann doch Beschwerden auf, liegt meistens bereits eine Folgeerkrankung vor. So etwa Vorhofflimmern, das Ursache für ein Fünftel aller Schlaganfälle ist. „Das Problem ist, ein Drittel aller Patienten bemerkt es nicht“, erklärte Zweiger. Denn das Flimmern mache sich oft nur als schleichende Belastbarkeitseinbuße bemerkbar. „Unser Ziel ist es, dass es gar nicht erst so weit kommt“, fasste Zweiger zusammen.

Doch auch Menschen, die von ihrer Erkrankung wissen, würden diese nicht immer ernst nehmen, meinte Watschinger. Schätzungen gehen von rund 800.000 regelmäßig behandelten Bluthochdruck-Patienten aus, davon seien nur etwa 80.000 gut und ausreichend therapiert. „Der internationale Vergleich zeigt, dass sich die Situation in den letzten Jahren nur ein bisschen gebessert hat“, so der Präsident der Hypertensiologie-Gesellschaft.

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Herzinfarkt-Risiko

Dabei reduziere eine Senkung des Blutdrucks unter den Zielwert von 140/90 mmHg das Risiko für einen Herzinfarkt um etwa ein Viertel, das Schlaganfallrisiko um 35-40 Prozent und die Risiken für Herz- und Niereninsuffizienz um über die Hälfte. „Jeder Österreicher sollte seinen Blutdruck kennen und auch wissen, dass Hypertonie kein Kavaliersdelikt ist“, erklärte Watschinger. Die Gesellschaft setzt sich daher auch für verstärkte 24-Stunden-Blutdruckmessungen ein.

In engem Zusammenhang stehen auch das Alter der Gefäße und der Bluthochdruck, wie Thomas Weber, Leiter der Hypertonieambulanz des Klinikums Wels-Grieskirchen und Vizepräsident der Gesellschaft für Hypertensiologie ausführte. „Die zunehmende Gefäßsteifigkeit ist die Hauptursache von Bluthochdruck bei älteren Menschen“, so Weber. Doch auch jüngere Menschen können von verfrühter Gefäßalterung betroffen sein.

Ein neues Gerät ermöglicht nun mittels Messung der Pulswellengeschwindigkeit das tatsächliche Gefäßalter zu ermitteln. Im Gegensatz zu früheren, aufwendigeren Verfahren erfolgt die Messung hier ebenfalls über die einfache Blutdruck-Manschette. „Erhöhte Gefäßsteifigkeit kann erfolgreich sowohl medikamentös, als auch durch eine Lifestyle-Änderung wie Gewichtsreduktion, Training oder Rauchstopp behandelt und das Risiko für Bluthochdruck gesenkt werden“, erklärte Weber.
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