Leoparden küsst man nicht ...

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Uschi Fellner schreibt über die Wirkung von Raubtiermustern.

Alle Jahre wieder kommen Raubtiermuster in Mode, genau genommen kamen sie nie aus der Mode. Leopard = wild = Sünde (zumindest „so als ob“ Sünde).

Womit wir beim Pro­blem sind, der an diesem, mit Verlaub, nicht mehr taufrischen Trend klebt. Er passt praktisch nie ins Bild, weil er praktisch niemandem passt (außer allenfalls echten Raubtieren).

Mode ist ja immer auch ein Barometer für die Seelenlage: Wer Jeans trägt, meint: Bin umkompliziert. Weiß steht für Unschuld, Schwarz für Abgrenzung, Rot für „Seht mich an!“ Raubtierprints signalisieren: „Ich bin wild! Merkt das bitte eh bald wer?“

Und weil es keiner wirklich merkt, wirkt derlei Kostümierung auf Frau, Kind, Mann und Hund gleichermaßen distanzierend. Als nachgewiesen gilt, dass Bewerbungsgespräche im Leo-Look nicht zu Gunsten der Bewerberinnen enden.

Was also tun mit dem Trend, der aus allen Läden „Kauf mich!“ knurrt? Großzügig 
ignorieren ist eine Möglichkeit. Die andere: mit Schal, Tasche oder Schuhen einen kleinen Urinstinkt-Akzent im Alltag zulassen. Motto: Bei genauerem Hinsehen, Kinder, bin ich nichts für schwache Nerven ...

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