Uschi Fellner

Kein Tag wie der Andere

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Warum Alternativen nicht immer die bessere Wahl sind

Was heißt eigentlich ,alternativ‘?“, fragte mich mein Sohn. Wir befanden uns auf einem Kinderfest, ausgerichtet von Menschen, die für eine bessere Welt kämpfen, was grundsätzlich zu loben und zu preisen ist.

Auch ich bin für Gerechtigkeit, Frieden und Naturschutz und ich hege Wohlwollen für Veranstaltungen, auf denen ungekämmte Kinder großflächig Fingerfarben auf ein Gemeinschaftsbild patzen, das so was Ähnliches wie die Erdkugel darstellen soll.
 „Das hier ist alternativ“, sagte ich zu meinem Sohn und reichte ihm ein Glas mit saurem Bio-Apfelsaft. „Gibt’s hier auch Eistee?“, fragte er. „Selbstverständlich“, sagte eine Frau mit Latzhose, umgeschnalltem Kleinkind und mit dem Schirm nach hinten aufgesetzter Kappe, „ohne Zucker und Zusatzstoffe, da vorne steht eine große Karaffe, bedient euch nur!“ „Wann gehen wir?“ fragte mein Sohn.

Können Alternativen grundsätzlich Spaß machen?, fragte ich mich. Ja, doch. Ich fände Vollkorn-Buchweizen Waffeln zum Beispiel durchaus lecker, würde ich nicht die aus Weizenmehl kennen. Ich fände auch meine Beine sehr in Ordnung, würde ich nicht die von Kollegin X kennen, die es leider bis jetzt verabsäumt hat, bei der Wahl der Miss Universum anzutreten.
Alternativen sind so lange cool
, bis man das Bessere kennen lernt. Das sagte ich meinem Sohn aber nicht. „Warum fährst du kein Elektroauto?“, fragte er, als wir abgefüllt mit Dinkel-Karottenkuchen heimfuhren. „Weil“, sagte ich, „die Benzinautos zuerst erfunden wurden. Und ich bin halt die Benziner-Generation.“ „Eh cool“, sagte mein Sohn.
Das war, alternativ gesehen, die falsche Antwort. Trotzdem habe ich die Hoffnung, dass Menschen wie mein kleiner Sohn die Apokalypse irgendwie verschieben können. So weit nach hinten, dass wir, naja, dass zumindest seine Kindeskinder fettige Waffeln aus weißem Mehl voll lecker finden dürfen, ohne verhaftet zu werden.

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