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Bernd Eichinger hätte sich seinen Film anders gewünscht.

Montag, 25. Februar, 19.30 Uhr, Cineplexx Kino am Wienerberg. Die Atmosphäre beim Sektempfang in der Eingangshalle des unpersönlichen Hochhauses könnte nicht passender sein: Kaltes Licht, wenig Glamour, kaum Society – dafür umso mehr Journalisten. Viele von ihnen begleiten Natascha Kampusch und ihre tragische Geschichte seit Jahren. Alle sind freilich mit dem klaren Auftrag gekommen, ein Bild mit Natascha oder gar einen O-Ton von ihr „nach Hause zu bringen“. Umso erstaunter war dann so mancher Journalist, der vom Security beim einminütigen Fototermin mit den Worten „des is’ keine Fleischbeschau!“ weggestampert wurde. Dass „Fleischbeschau“ leider zu einem grell ausgeleuchteten Red Carpet gehört, wie die dazu geladenen Medienmenschen, sollte klar sein. Zumindest den Profis, die Natascha Kampusch sichtlich auch zur Freigabe der Verfilmung ihres Buchs geraten haben. Diese könnte man im Übrigen gleichermaßen als „Fleischbeschau“ bezeichnen. So tragisch die Geschichte, so emotionslos wurde diese leider in 3096 Tage aufbereitet. „Eine Nacherzählung der Tatsachen ohne Emotionalisierung“, loben einige wenige Kritiker den Film, den ich hingegen als lieblos und handwerklich schwach empfand. Fesselungs-, Sex- und Gewaltszenen sind zweifelsohne grauenvoll – haben aber nichts mit Empathie  zu tun. Sie dienen vielmehr einer „Fleischbeschau“...

Daniela Schimke ist MADONNA Chefredakteurin. d.schimke@oe24.at

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