Kärnten mal ganz mittelalterlich

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Badeseen im Sommer, Wanderwege im Herbst und Skipisten im Winter: Wer in Kärnten Urlaub macht, sucht je nach Saison ganz verschiedene Orte auf. Doch wenn das Wasser mal zu kalt, der Wind auf den Höhen zu stark oder der Schnee zu knapp sein sollte, dann ist jeder Tourist froh, dass er sich auch einige Ganzjahresziele anschauen kann. So bietet sich auch eine kleine Mittelalter-Tour an.

Sie führt in den Nordosten des österreichischen Bundeslandes in die Orte Gurk und Friesach, wo vom Grab einer Heiligen bis zum Zauberschwert "Excalibur" ganz verschiedene Attraktionen auf die Reisenden warten.

Es ist recht dunkel im alten Getreidespeicher des Fürstenhofes von Friesach, doch "Excalibur" sorgt auf Knopfdruck für ein helles Licht: Wie von Geisterhand erhebt sich das meterlange Schwert aus dem Stein, in dem es ruht, und die Neonröhren auf der Rückseite beginnen zu leuchten. In der Ausstellung "Die Spur des Einhorns", in der "Excalibur" gezeigt wird, darf sich jeder wie ein kleiner König Artus fühlen, der allein das Schwert aus dem Fels ziehen kann.

"Die Spur des Einhorns" ist eine Inszenierung des Wieners Hans Hoffer und kam mit der Landesausstellung "Schauplatz Mittelalter" 2001 nach Friesach. Neben dem Lichtschwert gehören auch ein hoher, goldener Thron, die Geschichte vom "Kaiser, der Gott sein wollte" und eine tönerne Armee auf Kreuzzug zu dieser "virtuellen Mythenwelt", die eine Brücke von heute in die Zeit vor fast 1.000 Jahren schlagen soll. Der Weg hinaus führt schließlich durch ein Spiegelkabinett, das einen alten Ahornbaum so oft vervielfacht, dass er wie ein halber Wald wirkt. Der Besucher muss sich ein wenig Zeit lassen, wenn er den Sinnzusammenhang des Ganzen begreifen will - und mancher geht mit dem Eindruck, dass das Mittelalter eben eine höchst verwirrende Zeit war.

Friesach wurde als Schauplatz der Landesausstellung bewusst gewählt: Es gibt keine andere Stadt in Kärnten, die heute noch ein so geschlossenes mittelalterliches Stadtbild bietet: Der Graben an der Stadtmauer ist mit Wasser gefüllt, als gelte es, beim Heranrücken von Feinden gleich eine Zugbrücke hochzuziehen. Über dem Ort thront die Ruine von Schloss Petersberg mit dem gut 28 Meter hohen Bergfried, der in den Jahren 1180 bis 1230 auf den Hügel gesetzt wurde und als einer der größten im deutschsprachigen Raum gilt. Vom Burgberg aus bietet sich ein schöner Blick über den Ort, der zwischen grünen Hügeln im Tal des Metnitzbaches liegt - auf die Pfarrkirche St. Barthelmä und zur Kirchenruine auf dem Virgilienberg.

Friesachs Kirchen sind allerdings nicht so bedeutend wie die in Gurk. Der Wallfahrtsort ist von Friesach aus in wenigen Minuten erreicht und gehört zu den bedeutendsten Österreichs - obwohl der Bischof von Gurk schon seit 1787 gar nicht mehr hier seinen Sitz hat, sondern in Klagenfurt. Auch Mönche gibt es im Stift Gurk nicht mehr, Ende August 2008 zogen die letzten vier Angehörigen des Salvatorianer-Ordens aus.

Die Pilger kommen weiterhin. Ihr Ziel ist die Kirche selbst, eine Basilika aus dem 12. Jahrhundert mit barockem Hochalter und einer romanischen Krypta. Deren 100 Säulen lassen den Besucher darüber staunen, welche Baukunst damals in Mitteleuropa schon angewendet wurde. In der "Kirche unter der Kirche" ist auch das Grab der heiligen Gräfin Hemma zu finden. Sie lebte von 980 bis 1045 und gilt als "Kärnter Landesmutter". Wer an ihrem Grab steht, kann zum zweiten Mal am gleichen Tag eine kleine Zeitreise ins Mittelalter antreten - nur dass er dazu weniger seine Sinne braucht als seine Vorstellungskraft: Leuchtende Schwerter und mythische Klangcollagen wie in Friesach gibt es hier im Dom zu Gurk nicht.

INFO: www.friesach.at, www.dom-zu-gurk.at, www.kaernten.at

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