Koloniales Kuba - vom Kaffeehaus zur Kathedrale

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Kuba investiert in seine historischen Viertel. Die Boulevards, alten Prachtbauten und Theater möchten schließlich viele Touristen sehen. Doch nicht nur in Havannas Altstadt lässt sich Kubas kolonialer Charme spüren, auch andere Städte halten mit: von Cienfuegos über Trinidad bis nach Santiago de Cuba ganz im Osten.

In Havanna sind die Kontraste größer als im Rest des Landes: Zwischen Capitol und Kathedrale restaurieren Arbeitertrupps historische Gebäude. Doch nur ein paar Ecken weiter müssen Balken und Bohlen viele Treppenhäuser, Decken und ganze Wohngebäude stützen, die sanierungsbedürftig sind. Und mancher Besucher, der bei seinem Havanna-Bummel vom touristischen Trampelpfad abweicht, fragt sich: "Wann kommt denn hier die Müllabfuhr?"

Das "Freilichtmuseum" Trinidad liegt an der Südküste. Im Restaurant "Plaza Mayor" unweit des gleichnamigen Platzes ist zur Mittagszeit kaum ein Platz frei. Touristen aus aller Welt lauschen bei Tintenfisch, Hühnchen, Reis und Bohnen der Gruppe "Trinitarios". Natürlich spielt sie den Klassiker "Guantanamera" und das Lied vom Comandante Che Guevara. Zwischen Kirchen, eingeschossigen Häusern mit renovierter Fassade, geschmiedetem Gusseisen und Blumenschmuck hängen Bilder und Parolen von den Revolutionshelden Che und Fidel Castro.

Trinidad wurde 1513 vom Seefahrer Diego Velázquez de Cuéllar gegründet und erlebte seine Blüte bis Mitte des 19. Jahrhunderts zur Zeit der Zuckerbarone. Das außerhalb gelegene Valle de los Ingenios (Tal der Zuckermühlen) mit seinen Plantagen und einer üppigen Natur gehört wie die Altstadt zum Unesco-Welterbe. Trotz Besucherandrangs findet jeder Gast in Trinidad seine Bummeloase, in Innenhöfen mit Arkaden und plätschernden Brunnen oder nur auf einer Parkbank.

Die "Casa de la Cultura" zum Beispiel hat manche stille Ecken. In einer stellt Susana Garcia ihre Bilder aus. Lautlos geht es im Literaturhaus ein paar Ecken weiter beim Schachspielen und Lesen zu. Der junge Tourist, der gerade einen älteren Einheimischen matt setzt, sorgt für Erstaunen, weil er nicht wie vom Kontrahenten vermutet ein schachgewiefter Russe, sondern Österreicher ist.

Seit 2005 ist auch der historische Stadtkern der Hafen- und Industriestadt Cienfuegos ein Teil des Weltkulturerbes. "Das hat unserem Tourismus sehr geholfen", sagt María de los Ángeles Guillén, Generaldirektorin eines Drei-Sterne-Hotels. Das Doppelzimmer kostet hier knapp 60 Euro. Was der Hotelchefin an Devisen zum Kauf von Edelschinken und -käse fürs Frühstücksbüfett fehlt, machen sie und ihr Personal mit einheimischen Produkten und Freundlichkeit wett. Am Abend haben Einheimische und Touristen die Qual der Wahl. Der Boulevard lockt mit Cafés und Eisdielen. Im neoklassischen Theater am Parque José Marti geht heute "Carmina Burana" über die Bühne. Im Patio daneben erhalten Komiker und eine Jazzband viel Beifall. Der Eintritt ist hier frei.

Weiter im Osten Kubas in Santiago klingt zu später Stunde aus der Künstlerkneipe "Casa de la Trova" in der Calle Heredia eine schmachtende Melodie. Ein verarmter Liebhaber ist das Thema der Sängerin. Santiago ist seit Jahrhunderten ein Schmelztiegel der Hautfarben und Kulturen. Die Stadt ist auch Wiege vieler Musikstile, vor allem des Son, der durch "Buena Vista Social Club" bekannt wurde.

Viele Besucher Santiagos begeben sich auf die Spuren der Revolution. Mit einem Sturm auf die Moncada-Kaserne wollte Fidel Castro am 26. Juli 1953 den Diktator Batista stürzen. Es war ein Himmelfahrtskommando, doch Castro überlebte. Anfang 1959 stand er dann auf dem Balkon des Rathauses in Santiago und verkündete den Sieg der Revolution. Das Cuartel de Moncada ist nun eines der vielen Museen der früheren Insel-Hauptstadt, die als Hafen- und Handelsmetropole große internationale Bedeutung hatte.

Auch andere Städte wie Holguin unweit der Nordküste mit Strandzentren wie Guardalavaca oder das verschlafene Baracoa im äußersten Osten bieten Boulevards, Parks und echt kubanisches Ambiente. Doch das "Muss" aller Kuba-Touristen ist und bleibt Havanna, eine der ältesten Kolonialsiedlungen der Spanier mit vielen barocken und neoklassischen Bauwerken. Die sichtbaren Fortschritte beim Erhalt der Bausubstanz in "Habna vieja" sind maßgeblich dem Denkmalschützer Eusebio Leal zu verdanken. Der Kommunist mit Unternehmerqualitäten weiß seit mehr als zwei Jahrzehnten, dass der Erhalt historischer Gebäude und Plätze Touristen anlockt und Devisen für die weitere Sanierung bringt.

Derzeit entsteht die Plaza Vieja, einer der ältesten Marktplätze Havannas, wieder in früherem Glanz. Die meisten Bauwerke sind schon restauriert. In der "Taberna de la Muralla" wird Bier gebraut und es "parkt" als Blickfang ein historischer Kleinlastwagen zwischen den Tischen und dem langen Tresen. Gegenüber im Kaffeehaus "Escorial" locken Krokanteis, Käsekuchen und Capucchino.

INFO: www.cubainfo.de

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