Öko-Urlaub ist Trend in Kalifornien

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Etwas Besonderes hatte Kalifornien immer schon: Hier lockte das Gold, schossen die Westernhelden, liebten die Hippies. Derzeit wandelt sich das sonnige Land im Westen der USA zum Öko-Zentrum der Vereinigten Staaten, mit San Francisco an der Spitze. Was im Land der Wegwerfplastikbecher und Burger-Pappschachteln auch ziemlich besonders ist.

Während Umweltbewusstsein in Europa oft eher verbissen rüberkommt, leben Amerikaner es lässig. Die Shuttle-Limousinen am Flughafen sind elegant und haben Hybridantrieb. Öko-Restaurants liegen im Trend, deren Chefköche sind Stars und die alternativen Hotels etwas für Design-Liebhaber. Bürgermeister Gavin Newsom will San Francisco "so schnell wie möglich so grün wie möglich" machen. Die 500 Busse der Stadt fahren mit Biodiesel oder Hybridantrieb, umweltfreundliche Taxen werden bezuschusst. Große Ladenketten dürfen keine Plastiktüren mehr ausgeben, und die Zahl der Fahrradwege wurde verdoppelt.

Wer sich als Tourist für das Rad entscheidet, bucht am besten bei einem der vielen Fahrradverleihe einen Guide mit. Mit seiner Hilfe schaffen es auch Freizeitfahrer, heil den berühmten Russian Hill hinunter zu rollen und unfallfrei durch die zahlreichen Touristen an der Fishermans Wharf zu kurven. Das ultimative Radlererlebnis ist dann eine Fahrt über die berühmte Golden Gate Bridge.

Den Titel der grünsten Stadt der USA hat zwar nicht San Francisco, sondern Portland in Oregon. Die Hauspreise und die Erdbebengefahr verweisen die Stadt an der Bay auf Platz zwei - immerhin. Das 2006 errichtete "Orchard Garden Hotel" am Tor zur China Town zum Beispiel ist ein elegantes kleines Designerhotel. 2007 wurde es als erstes Hotel in Kalifornien und drittes in den USA "Leed" zertifiziert. Leed ist ein Bewertungssystem des "Green Building Council" der USA. Dabei wird unter anderem die Energieeffizienz eines Gebäudes bewertet. Nahe des Union Square und des Theaterviertels liegt das ebenfalls "Leed"-zertifizierte "Hotel Carlton", ein Hotel im Vintagestil. Eines der ersten grünen Hotels der Stadt war das "Hotel Triton", zwei Blocks vom Union Square entfernt gelegen.

Wer will, kann als Tourist die berühmte Gefängnisinsel Alcatraz umweltfreundlich umschippern: mit dem "Hornblower Hybrid" von Alcatraz Cruises. Das neue Schiff, angetrieben mit Energie aus Wind, Sonne und Dieselkraftstoff, wurde im Frühsommer 2009 in Betrieb genommen. Es ist die erste Fähre in den USA mit einem solchen umweltfreundlichen Antrieb und kommt optisch recht sportlich herüber.

Apropos sportlich: Ein USA-Besuch ohne Baseballspiel geht nicht - und San Francisco ist die Heimat der "Giants". Ihr Stadion ist der AT&T Park in der Nähe der Fishermans Wharf, direkt am Wasser gelegen und gespickt mit Solarzellen. Auch die Pausensnacks sollen umweltfreundlich werden. Bisher ist aber nur ein Stand mit dem in Kalifornien so beliebten gegrillten Knoblauchknollen bereits "öko".

Die Stadt hat für umweltbewusste Gourmets aber Alternativen, das "Dosa" in der Fillmore Street etwa. Die Einrichtung des hippen Restaurants ist aus Bambus und Kokosholz. Serviert wird südindische Küche, alle Zutaten sind biodynamisch angebaut. Der Laden ist rappelvoll. "Die Leute in Kalifornien interessieren sich inzwischen mehr für Köche als für Schauspieler", sagt der Betreiber Anjan Mitra.

Ähnlich angesagt ist auch "The Moss Room" in der California Academy of Sciences im Golden Gate Park. Hier kocht Loretta Keller, die nur Waren von Öko-Landwirten rund um San Franzisco verwendet. Ein vegetarisches Restaurant mit Öko-Produkten ist das elegante "Millennium" von Eric Tucker in der Geary Street.

Wen das gesunde Essen überzeugt hat, der kann in San Francisco auch lernen, wie es zubereitet wird: In Sausalito am Fuße der Golden Gate Bridge liegt die "Cavallo Point Lodge". Vor wenigen Jahren wurde dort aus dem ehemaligen Fort Baker ein Luxusresort mit Michelin-gekröntem Restaurant. Das Hotel unterhält eine Kochschule, in der nur mit alternativ angebauten Produkten gekocht wird. Und den Nachtisch gibt es in Berkeley, wo Pat Powell Teig für Muffins rührt und Sahne für Torten schlägt. Ihr Geschäft hat sie "Love at First Bite" genannt - Liebe auf den ersten Biss. Und weil der Genießer von den Öko-Zutaten weiß, hält sich das schlechte Gewissen beim Verzehr in Grenzen. Gesunder Kuchen - das ist mal etwas ganz Besonderes.

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