Berlinale - Zbanic: "Auf dem Weg" ins Nirgendwo

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Für ihren ersten Spielfilm "Grbavica" (Esmas Geheimnis) hat Jasmila Zbanic 2006 den Goldenen Bären in Berlin gewonnen. In diesem Jahr befindet sich der neue Film der bosnischen Regisseurin "Na Putu" (Auf dem Weg) im Wettbewerbs-Rennen der 60. Berlinale.

In dem Drama steht die Beziehung von Luna und Amar unter ständiger Belastung, zuerst durch Alkohol, dann durch Religion und noch nicht verheilte seelische Kriegsnarben. Die Koproduktion mit der Wiener Filmfirma coop99 feiert am Donnerstag (18.2.) in Berlin ihre Weltpremiere.

Die Schwierigkeiten des Paares spitzen sich zu als Amar seinen Job als Fluglotse am Flughafen Sarajevo verliert, da er während der Arbeit betrunken war. Luna macht sich daraufhin große Sorgen, ob ihr ohnehin schon fragiler Traum, gemeinsam mit Amar ein Kind zu haben, sich noch realisieren lässt. Ihre Befürchtungen die gemeinsame Zukunft betreffend nehmen zu, als Amar einen gut bezahlten Job in einer muslimischen Gemeinde annimmt, die Stunden von ihrem gemeinsamen Wohnort entfernt ist. "Ich trinke nicht mehr. Wirklich. Es gibt eine gewisse Reinheit zwischen den Brüdern", sind seine ersten Worte zu Luna, als sie sich nach Wochen endlich wieder sehen. Dort, im Camp am Jablanca See, hat Amars ehemaliger Soldatenkollege aus dem Bosnien-Krieg, ein strenggläubiger Wahhabit, den nicht-praktizierenden Muslimen in den tiefen Glauben eingeführt. Zurück in Sarajevo behauptet Amar zwar, es gehe ihm nur darum ein besserer Mensch zu werden.

Wie schon in "Grbavica" behandelt die bosnische Regisseurin Jasmila Zbanic ein Thema, das mit dem Bosnien-Krieg in Zusammenhang steht. Direkt und indirekt kommt das auch in "Auf dem Weg" vor. Die Begegnung mit einem Kriegskameraden bringt einschneidende Veränderung in Amars Leben, ein Besuch bei Lunas Elternhaus, vor dem ihre Eltern erschossen wurden, lassen ihre Traumata wieder aufbrechen. Die Szene ist eine der emotionalsten in Zbanic' Film. Denn sie zeigt, wie leicht die seelischen Kriegswunden in einer scheinbar funktionierenden Gegenwart wieder an die Oberfläche kommen.

Die 35-jährige Regisseurin studierte an der Akademie für darstellende Kunst in Sarajevo, wo sie die Künstlervereinigung und späterer Filmproduktion Debloka gründete, mit der sie zehn Kurz- und Dokumentarfilme sowie Kunstvideos realisierte. "Auf dem Weg" ist ihr zweiter Spielfilm. Während sich "Grbavica" allerdings tief im Bewusstsein verankert, verliert sich ihr zweiter Spielfilm in einzelnen Themensträngen und teils klischeehafter Darstellung strenggläubiger Muslime. Der Verleih Polyfilm wird "Auf dem Weg" in Österreich in die Kinos bringen, der genaue Starttermin ist noch unklar.

INFO: http://www.berlinale.de

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