Uschi Fellner

Kein Tag wie der Andere

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Warum ich weiß, dass die Vollwertküche keinen Biss hat.

Es ist sinnlos, Kinder zu gesunder Ernährung erziehen zu wollen. Quatsch, Quatsch, Quatsch! Oder, wie der Wiener sagt: Eh wurscht. Bringt nix! Vergessen Sie’s. Lassen Sie’s. Schonen Sie Ihre Nerven. Besorgen Sie Schnitzel und Pommes, kochen Sie Spaghetti, am besten ohne Sauce, nackte Nudeln, Nudel-Pampe. Die Augen Ihrer Kinder werden leuchten, Sie werden geliebt, geschätzt, bewundert werden, Ihre Kochkünste gehen in die Geschichte ein. So.

Sie geben mir nicht Recht? Sie kochen oberleckere Sachen aus dem Großen Buch der Vollwertküche? Gestern gab es Feigen-Risotto, vorgestern Gemüse-Ratatouille und für morgen überlegen Sie, ein feines Kürbiskern-Filet an Sonnenblumen-Sauce zu komponieren? Wie schlecht Sie lügen! SIE ziehen sich vielleicht Ihr Feigen-Kürbis-Dings hinein, mag sein, doch Ihre Brut, die wahre Macht im Haus, die mampft (im besten Fall) Spaghetti! Mampf, rülps. Kann ich noch Nudeln?

Und wehe, Sie variieren bei der Sauce! (Los, geben Sie’s doch zu!). Wehe, Sie geben statt banaler Tomaten auch Oliven in den Topf, noch etwas frisches Basilikum drauf und voilá …

„Was ist denn das Grüne da?“, fragt die frohe Kinderschar und genauso gut könnten Sie jetzt antworten: „Das ist nur ein Hundespeibi“ …

„Iiiiiiiih! Basilikum? Oliven? Wähbähpfuizigacksi! Kann ich die Nudeln ohne Soße haben?“ Gewiss, mein Kind, gewiss. Eines Tages werden all die Erwachsenen, die eure nicht angerührten, oberleckeren Speisen aus purem Frust dann selber fressen … ja, platzen werden wir. Bfffff. Tonnenweise wird sich gut gemeinte Vollwertküche übers Erdenrund verteilen, in die Meere sickern, Äcker befruchten.

Ihr werdet, zunächst einmal, bitterlich weinen,dann aber zweckorientiert euren Vorteil erkennen. Ihr könnt euch jeden Tag den Wams vollschlagen, mit Nudel-Schnitzel-Pommes-Pampe und falls ihr nicht vorher an Skorbut zugrunde geht, wünsche ich viel Spaß mit euren eigenen Kindern. Alles im Leben kommt zurück. Dreifach. Knüppeldick.

Und ich bin dann längst ein Engel und wälze mich wiehernd vor Vergnügen unterm Esstisch, harr, harr …

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