Noch nie war beim Essen die Verunsicherung so groß
Anfang der 90-er Jahre hieß das oberste Ernährungsgebot: Mit Fleisch sparsam umgehen, dafür aber viele Beilagen in Form von Kartoffeln, Reis oder Nudeln essen. Ganz böse war das Fett: „Light“-Produkte verkauften sich wie warme Semmeln.
Die Menschen wurden vom Magerjoghurt nicht schlanker, daher kam die Trendwende: Jetzt waren die in Gebäck und Pasta enthaltenen Kohlenhydrate die Dickmacher und Low-Carb-Diäten, die den „Schlankmacher“ Protein priesen, en vogue. Abends eine Schüssel Pasta schlemmen galt figurtechnisch als Schwerverbrechen. Dafür konnte man sich an Fleisch, Fisch und Geflügel – vorzugsweise in Kombi mit Salat oder Gemüse – satt essen. Das Stoffwechsel-Konzept „Metabolic Balance“ bildete die Spitze des Eiweiß-Hypes.
Doch wo ein Trend, lässt der Gegentrend nicht lange auf sich warten: „Kohlenhydrate sind keine Dickmacher“ heißt das aktuellste Abnehm-Programm, das Nudeln und sogar Weißbrot einen Freispruch erteilt.
Was bleibt, sind vielerorts verunsicherte Frauen, die sich gar nichts mehr essen trauen. Was einerseits Übergewicht erst recht fördert, andererseits zu Ess-Störungen führt. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: In Maßen genossen, ist kein Nahrungsmittel gut oder böse. Ich gönne mir daher weiterhin von allem ein bisschen...
Kristin Pelzl-Scheruga ist Gesund-Chefin von MADONNA