Kristin Pelzl-Scheruga:

Unsere Killer-Schulen

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Ab Herbst kämpft unser Mädchen ums Überleben

Das Leben ist kompliziert geworden. Und gefährlich. Das ist mir klar geworden, als wir versucht haben, eine passende Schule mit passender Nachmittagsbetreuung für unsere Fünfjährige zu finden.
Wie war das einfach, als ich noch ein Kind war: Bei uns am Land gab es eine einzige Volksschule. Und das Wort Kinderhort war Mitte der Siebziger-Jahre noch gar nicht erfunden, zumindest nicht in Wieselburg.
Trifft man jedoch 2012 in Wien Eltern schulpflichtiger Kinder, braucht man einen guten Magen: „Was, DORT willst du Rosa hingeben? Aus dieser Schule flüchten ja sogar die Lehrer!“ Oder: „DIE Schule? Da gibt es genau EINE gute Lehrerin – ich hoffe, ihr erwischt die! Viel Glück jedenfalls!“
Noch schlimmer verlaufen die Diskussionen um den geeigneten Hort. Insbesondere Latte-Macchiato-Mütter, die ihre Vormittage vorzugsweise bei Klatsch und Kuchen verbringen, fungieren als warnende Instanzen: „Ob der Hort JETZT gut ist, weiß ich nicht. Aber ist das nicht der, wo es diesen Missbrauchs-Fall gab?“ Oder: „Ah, dieser Hort! Soll nett sein. Wenn’s einem nichts ausmacht, dass die Kinder unbeaufsichtigt am Bahngleis spielen…“
Ich frage mich langsam, wie es Kinder in unserer Gegend doch immer wieder geschafft haben, ihre Zeit in der Volksschule zu überleben. Haben wahrscheinlich verdammtes Glück gehabt...

Kristin Pelzl-Scheruga ist Gesund-Chefin von MADONNA.

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