Spätzle und Tourenski - Winteridylle im Ostallgäu

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Da steht er, der Tourenski-Guide: groß, durchtrainiert, lässig und mit einem Grinsen. Doch das Lachen wird ihm möglicherweise bald vergehen, denn Andre Jansen hat an diesem Vormittag im bayrischen Füssen an der Grenze zu Österreich die Aufgabe, eine mehrstündige Skitour mit einer Anfängerin zu überstehen. Lohn für die Anstrengung sind traumhafte Ausblicke und Winterromantik.

"Hast du alles? Komm, pack mers!", sagt der 42-Jährige und schultert schon mal die Ausrüstung. Er selbst ist beinahe täglich im Schnee unterwegs, um den Gästen den "Allgäuer Königswinkel" zu zeigen und sie auf Skiern oder Schneeschuhen ins Schwitzen zu bringen.

Startpunkt der Tour ist die Talstation im wenige Kilometer entfernten Nesselwang. Für die Tourenski-Geher heißt es: Felle an die Unterseite der Skier geschnallt, und los geht's. "Wir gehen nicht direkt neben der Piste, sondern schön romantisch durch den Wald", sagt Jansen. Im gesamten Gebiet seien zwar - außer in der direkten Nähe zu einer Skipiste - nur wenige Touren ausgeschildert. Doch Sorgen seien überflüssig: "Das Tourenskigehen ist ein sehr beliebter Sport bei uns, irgendwo sieht man immer Spuren im Schnee, denen man folgen kann."

Das Gefühl, mit Skiern, deren Bindung den Skischuh nur vorne festhalten, den Berg hinaufzulaufen, ist gewöhnungsbedürftig. Binnen weniger Minuten wird es mollig warm unter der Jacke und in den Handschuhen. Doch die Mühe wird belohnt: Nach zweieinhalb Stunden Aufstieg in absoluter Stille mit Blick ins benachbarte Tirol gelangt man über die Bayerstettner Alm auf die 1575 Meter hohe Alpspitz. "Das hier sind die Ammergauer, Allgäuer und die Lechtaler Alpen und die Zugspitze", erklärt Guide André den Ausblick.

Tourenski ist nicht der einzige Freizeitspaß, mit dem sich die Menschen hier die Zeit vertreiben. Auf zahlreichen Winterwanderwegen kann man durch den knirschenden Schnee stapfen und den Ausblick auf die Berge genießen. Oder bei einer Pferdeschlittenfahrt dem Klang der Schlittenglocken lauschen und dabei in den glitzernden Schnee blinzeln, der wie eine Pudelmütze auf den Baumwipfeln sitzt.

Doch nach der Skitour ist an diesem Nachmittag Gaudi auf dem zugefrorenen Hopfensee angesagt. Die in Bayern so beliebte Sportart ist gar nicht so einfach: Augenmaß, Fingerspitzengefühl und der richtige Schwung sind dafür nötig.

Es sind diese einfachen, ursprünglichen Erlebnisse, die einen Aufenthalt gerade auch während der Winterzeit im Ostallgäu so besonders machen. Hochtechnisierte Ski-Arenen und Pisten-Autobahnen gibt es hier so wenig wie Après-Ski-Hütten, aus denen schon am Vormittag Disco-Beat dröhnt. Und obwohl die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau jährlich rund zwei Millionen Besucher anlocken, gibt es genügend Menschen, die diesen Rummel meiden und wegen der Ruhe und unverfälschten Naturerlebnisse in die Region kommen.

Auch die Wildfütterung zwischen dem Bannwald- und dem Forggensee gehört zu solchen Erlebnissen. Jeden Tag gegen 15.00 Uhr verlassen die Wildtiere ihre Einstände und kommen zu dem Futterplatz. Hirsche drängeln sich dann vor den Futtertrögen und mustern kauend die Touristen, die sich in einiger Entfernung halten.

INFO: www.fuessen.de

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