Innsbruck und sein Glockenmuseum

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"Soli Deo Gloria - An Gottes Segen ist alles gelegen": So lauteten die ersten Worte im Wanderbuch von Bartlme Grassmayr, als er im 16. Jahrhundert auf Wanderschaft ging. Als er zurückkehrte, legte er im Jahr 1599 im Ötztal mit dem Guss der ersten Glocke den Grundstein für die noch heute bestehende Glockengießerei Grassmayr. Seit 1836 hat sie ihren Sitz in Innsbruck.

Mehr als 6.000 Glocken wurden seit der Gründung des Unternehmens gegossen, damit ist die Gießerei einer der Platzhirsche der Branche. Urlauber können den Fachleuten bei der Arbeit zuschauen und ein Glockenmuseum besuchen.

Heute läuten in mehr als 100 Ländern Grassmayr-Glocken, eine davon erklingt als Symbol für den Frieden unter Juden, Christen und Moslems auf dem Sinai. Eine kunstvoll verzierte Krone prangt auf allen Glocken, die nach etwa einem Monat Produktionszeit die Gießerei verlassen. "Die Glockenkrone ist spezifisch für unsere Instrumente und unser Markenzeichen", erklärt Juniorchef Peter Grassmayr.

Der 43-Jährige ist im Betrieb für den perfekten Klang der bisweilen mehrere Tausend Kilogramm schweren Ungetüme zuständig. Er tüftelt am präzisen Klang und Zusammenspiel der einzelnen Teile bei Glockenspielen, aus denen Melodien wie der "Flohwalzer", Mozarts "Kleine Nachtmusik" oder Beethovens "Freude schöner Götterfunken" erklingen. Die Familie habe sich ein besonderes Ziel gesetzt, sagt Grassmayr: "Wir arbeiten täglich an der Herstellung der Stradivari unter den Glocken und hoffen, dass es uns irgendwann auch gelingt."

Wie eine Glocke entsteht, können die Besucher bei speziellen Führungen verfolgen. Das Herz des 1993 errichteten Glockenmuseums ist eine sechs Meter tiefe Grube, in der Glocken mit bis zu 37 Tonnen Gewicht gegossen werden können, nachdem ihre Form aus Lehm modelliert wurde. "Den Termin für einen Glockenguss erfahren nur die Kunden. Aber wenn zu der Zeit gerade Besucher hier sind, sind sie natürlich auch eingeladen, daran teilzunehmen", erklärt Peter Grassmayr.

Ein Film zeigt den Besuchern zunächst den Herstellungsprozess. Im sogenannten Klangraum können sie anschließend selbst mit einem Klöppel an Glocken mehrerer Größen schlagen und die verschiedenen Tonhöhen erkennen. Im Wasser einer Gussschale lassen sich mit dem Finger die gewaltigen Vibrationen spüren, die von einem solchen Instrument ausgehen. "Uns ist wichtig, dass wir hier lebendiges Handwerk zeigen und auch den kleinen Besuchern die Herstellung und den Sinn einer Glocke mit didaktischem Geschick erläutern", sagt Seniorchefin Elisabeth Grassmayr. Im Museumsladen werden Glocken, Schellen und Zubehör angeboten - nicht nur für große Kirchtürme, sondern auch ganz andere Orte, zum Beispiel den Nacken einer Kuh.

INFO: Glockenmuseum in Innsbruck. Grassmayr Glockengießerei und Museum, Leopoldstraße 53, A-6010 Innsbruck. www.grassmayr.at

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