Hoffnung

Naomis Mutter besiegte Brustkrebs

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Naomi Campbells Mutter Valerie erkrankte 2003 an Brustkrebs. Erstmals spricht sie über ihr Leben mit Krebs. Und wie ihre Tochter sie rettete.

(c) WireImageFünf Jahre nach der Diagnose, die ihr Leben von Grund auf veränderte, spricht Valerie Campbell erstmals über ihren Kampf gegen Brustkrebs. „Damals wurden meine schlimmsten Ängste plötzlich Realität“, so Valerie Campbell (56), Mutter von Supermodel Naomi Campbell, die den Brustkrebsmonat Oktober nutzt, um mit ihrer Geschichte auf das Schicksal von Tausenden Frauen aufmerksam zu machen, die jährlich an Brustkrebs erkranken.

„Dass ich heute noch lebe, ist nicht selbstverständlich,“ sagt das Exmodel und streut Tochter Naomi Rosen: „Meine Tochter hat mir dank ihres großen Einsatzes mein Leben gerettet. Ohne sie wäre alles anders verlaufen...“

Im offenen Interview spricht die zweifache Mutter darüber, warum sie gestärkt aus dem Kampf gegen Krebs hervorging und wie dieser ihre Beziehung zu Naomi veränderte.

Frau Campbell, wann und wie haben Sie entdeckt, dass sie Brustkrebs haben?
Valerie Campbell:
2003 ging ich zur routinemäßigen Kon­trolluntersuchung in London. Laut Mammografie war alles in Ordnung, doch ich hatte das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich stand damals unglaublich unter Stress. Mein großer Traum, eine eigene Fashion-Linie auf den Markt zu bringen, war kurz zuvor geplatzt.

Ich hatte zudem Probleme mit meinem Lebensgefährten. Kurz nach der Mammografie entdeckte ich dann beim Abtasten einen kleinen Knoten in meiner Brust. Ich ignorierte ihn, schob die unheilvollen Gedanken zur Seite. Ein paar Monate später war der Knoten um einiges gewachsen. Da konnte ich ihn nicht mehr ignorieren. Meine schlimmsten Befürchtungen und größten Ängste wurden mit einem Mal zur Realität.

Was rieten Ihnen die Ärzte?
Campbell:
Die Ärzte in London wollten, dass ich sofort mit der Chemotherapie beginne. Sie meinten, dann müßte meine Brust nicht entfernt werden. Naomi misstraute den Ärzten und ihrem Behandlungsplan. Sie hat darauf bestanden, dass ich nach Amerika fliege, um eine zweite Meinung einzuholen.

Sie ist von einem Spezialisten zum nächsten gelaufen, hat all ihre Beziehungen spielen lassen, bis sie mir einen Termin in einer der renommiertesten Kliniken des Landes, in Rochester in Minnesota, verschafft hatte. Dort hat mir der Arzt dann mitgeteilt, dass sich der Krebs ausgebreitet hat.

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(c) WireImageMussten Sie Ihre Brust entfernen lassen?
Campbell:
Ja. In London sagte man mir, ich könne meine Brust behalten. In der US-Klinik wurde mir geraten, sie entfernen zu lassen. Das war die schwerste Entscheidung meines Lebens.

Wie hat Ihnen Naomi in dieser Zeit geholfen?
Campbell:
Meine Tochter hat durch ihren Einsatz mein Leben gerettet. Sie ist für die Behandlungskosten aufgekommen. Ich hätte mir das nie leisten können. Sie war für mich da. Sie sagte, du wirst durchkommen. Sie war wie ein Löwin, die für ihr Kind kämpft.

Sie sind durch die Krankheit zusammengewachsen?
Campbell:
Ja! Ich wollte eigentlich nicht, dass sie oder mein Sohn ihr Leben wegen meiner Krankheit ändern. Aber Naomi hat alles liegen und stehen gelassen, um bei mir zu sein. Ich weiß, dass viele Leute glauben, dass wir nicht miteinander auskommen, und schlecht über Naomi sprechen. Aber sie ist ein Mensch mit einem großen Herzen. Darauf bin ich sehr, sehr stolz.

Ist Ihre Beziehung so stark geblieben?
Campbell:
Wir telefonieren jeden Tag. Sie ist oft zweimal am Tag im Flugzeug, ich weiß natürlich oft nicht, wo sie gerade ist. Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf, um sie per SMS zu fragen, wo sie gerade ist. Und sie weiß, dass sie mich immer anrufen kann, wenn sie etwas braucht. Ich hebe zu jeder Tages- und Nachtzeit mein Telefon ab, weil ich denke, es könnte Naomi sein.

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie über die Gewaltausbrüche Ihrer Tochter lesen. Hat sie Ihr Temperament geerbt?
Campbell:
Oh nein, das hat nichts mit mir zu tun. Naomi ist eben heissblütig. Und wenn man das Gesetz bricht, muss man mit einer Strafe rechnen.

Gibt es eine verborgene, weiche Seite an Ihrer Tochter?
Campbell:
Wir waren gemeinsam in Afrika. Dort verteilte Naomi selbst mitgebrachte Geschenke an die Kinder. Ohne Kameras, ohne Publicity. Das ist ihr nicht wichtig. Sie hätte auch von sich aus nie erwähnt, wie sehr sie mir geholfen hat.

Wie groß ist Ihre Angst, dass der Krebs zurückkommt?
Campbell:
Ich schlucke immer noch jeden Tag Tabletten. Ich kann mir nie sicher sein, was noch kommen wird. Daher habe ich meine Lebenseinstellung geändert. Für mich ist nichts mehr selbstverständlich und ich genieße alles viel intensiver. Wer weiß, wie viele Tage ich noch habe.

Schmieden Sie Pläne?
Campbell:
Es gibt ein paar Gespräche meine weitere Karriere betreffend und über Hilfsprojekte, die ich starten möchte. Aber ich habe durch die Krankheit gelernt, mich nicht mehr zu stressen. Was wichtig ist: Der Krebs hat mich nicht gebrochen, er hat mich stärker gemacht und mich meinen Kindern wieder näher gebracht. Er hatte sein Gutes.

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