Teamgeist. „Diese Menschen machen den Ball“, erklärt Desirée Treichl. MADONNA bat die Helfer zum Gespräch.
Mit Desirée Treichl-Stürgkh (44), sind sich die Ball-Macher hinter den Kulissen – klitzekleiner Seitenhieb auf die vorherigen Ballmütter – einig, sei wieder das Prinzip der Demokratie in die Opernballorganisation eingekehrt. „Desi Treichl ist sehr teamfähig, offen, und sie hört alle Mitarbeiter an. Sie hat tolle Ideen, lässt aber auch mit sich reden“, bringt es Eva Dintsis, Generalsekretärin des Balls und seit 1982 dabei, auf den Punkt. Zusatz: „Fest steht, dass wir gerne mit ihr weiterarbeiten würden.“ Denn, ob Treichl-Stürgkh, die seit 2008 die Geschicke des wohl glamourösesten Balls Europas managt, auch für 2011 noch zur Verfügung steht, ist ausständig.
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Fakt ist, dass sie dieser Tage vom „Opernballfieber“
infiziert ist, und mit ihrem Team fast rund um die Uhr mit der Organisation
für den 11. Februar beschäftigt ist. Doch wer sind die Leute eigentlich,
„ohne die es diesen Ball nicht gäbe“ (O-Ton Treichl). Und die jedes Jahr,
quasi kostenlos („alle hier machen Überstunden für den Opernball“) zum
Gelingen des Staatsgewalzes beitragen?
Für MADONNA hat die demokratische Ballchefin eine Ausnahme gemacht, und lässt erstmals hinter die Kulissen blicken. Exklusiv bittet Treichl-Stürgkh samt ausgesuchter „guter Geister“ zum Talk über den Opernball backstage, „Verlugnerisierung“ und das weniger noble Gerangel um die Ballspende.
Frau Treichl, wir sitzen hier mit einigen Helfern des Balls. Was macht
diese Menschen für Sie so wichtig?
Desirée Treichl-Stügkh:
Diese Menschen hier machen den Ball! Ohne sie wäre der Opernball undenkbar.
Man kann als Ballchefin mit tollen Ideen kommen, aber wenn es kein Team
gibt, um diese umzusetzen, geht gar nichts. Gerade mit Eva Dintsis habe ich
mich von Anfang an gut verstanden. Wir haben viel Schönes, aber natürlich
auch weniger Schönes, miteinander erlebt. Wir sind mittlerweile eng
befreundet. Mit ihr – schließlich ist sie seit 1982 dabei und hat selbst
zwei Jahre den Ball organisiert – haben sich für mich alle Türen der
Staatsoper geöffnet.
Es ist Ihr dritter Ball. Was haben Sie gelernt?
Treichl: Teamwork!
Allein schafft man gar nichts. Und: Eine Nacht darüber zu schlafen. Sich
nicht sofort über Dinge aufzuregen. Das war ein Lernprozess.
In diversen deutschen Medien wurde Richard Lugner als
Opernballveranstalter bezeichnet. Kränkt das?
Treichl: Die
Medien, die Sie ansprechen, lesen wir gar nicht! Für uns ist Herr Lugner ein
Gast wie jeder andere – und er lädt Gäste ein, wie 100 andere Logennehmer
auch. Er nützt das für seine Zwecke aus – soll er doch. Das ist uns egal.
Frau Dintsis, Sie haben schon viele Ballmütter kommen und gehen sehen.
Was zeichnet Frau Treichl denn aus?
Eva Dintsis: Sie ist teamfähig,
offen und hört alle Mitarbeiter an. Sie hat tolle Ideen und lässt trotzdem
mit sich reden.
Frau Rudolph, Sie koordinieren die Ballspende, sind am Abend auch für
die Ausgabe derselben zuständig. Sicher nicht immer ein leichter Job.
Annie
Rudolph: Nein, denn die Spende gibt es ja nur gegen Vorlage der Karte.
Nach fast 30-jähriger Erfahrung ist es Gefühlssache: Manche Leute, die ihre
Karte verloren haben, muss ich beschwichtigen, zu anderen auch mal streng
sein.

Bild: (c) Fally
Ballchefin Desirée Treichl-Stürgkh mit ihrem Team im großen MADONNA-Talk.
Was war für Sie die originellste Ballspende?
Rudoplh: Eine
Barbiepuppe als Herrenspende. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die
Herren so wild auf diese Puppe sind. Der Andrang war enorm.
Dintsis:
Die beliebteste Ausrede an diesem Abend war: „Die ist für meine Tochter!“
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Frau Dintsis, Sie sind seit 1982 beim Opernball, haben viel erlebt.
Verraten Sie uns Ihr berührendstes Ballerlebnis?
Dintsis: Ewig
in Erinnerung bleiben wird mir eine Debütantin aus Sizilien! Sie hat sich
mit ihren Eltern in Sizilien beim Tourismusverband angemeldet und ist am
Sonntag vor dem Opernball einfach in Wien aufgetaucht. Als ich ihren Eltern
mitgeteilt habe, dass es nicht möglich sein wird, ihre Tochter so einfach
debütieren zu lassen, hat die Mutter – auf der Treppe der Staatsoper –
sofort fürchterlich zum Weinen begonnen. Ich wusste wirklich nicht, was ich
mit der Familie tun sollte. Rein zufällig hat sich dann eine der
Debütantinnen den Knöchel am Tag des Balls verletzt. Das Mädchen aus
Sizilien hat dann tatsächlich eröffnet. Der Vater schickt uns seither
Marzipanfrüchte aus seiner Konditorei. Aber für die Debütanten bevorzuge ich
den korrekten Anmeldemodus (lacht).
Herr Seidl, seit 23 Jahren helfen Sie als Schuster der feinen
Gesellschaft wieder auf die Beine. Wie oft müssen Sie am Ballabend High
Heels und Lackschuhe reparieren?
Alexander Seidl: Es gibt Bälle, da
bin ich die ganze Nacht im Dauereinsatz! Man darf nicht glauben, dass nur
die Damen Hilfe suchend zu mir kommen. Es sind vor allem die Männer, die
einmal im Jahr ihre Lackschuhe verwenden, dafür aber zehn Jahre lang. Nur
logisch, dass sich dann die Sohlen lösen. Politiker oder Staatsherren
schicken ihre Schuhe per Boten zu mir. Aber alle sind sehr dankbar, denn
ohne mich wäre schon für viele Besucher, Stars und Politiker der Abend
vorbei gewesen.
Apropos Stars: Frau Pal, Sie haben den besten Ball-Job, denn als
Maskenbildnerin machen Sie Künstler und VIPs schöner.
Melanie
Pal: Ja, und alle, denen nachgesagt wird, dass sie schwierig sind, haben
sich als sehr umgänglich erwiesen.
Frau Treichl, auf was dürfen wir uns heuer besonders freuen?
Treichl:
Im diesjährigen Mahler- und Chopin-Jahr wird es eine Eröffnung geben,
die wunderschön emotional wird und viele zu Tränen rührt.
Ioan Holender verabschiedet sich mit einer lustigen Einlage. Kommt er
als Lugner?
Dintsis: Sicher nicht!
Treichl: Opernball – Lugnerball!
Es tut mir in der Seele leid, dass der künstlerische Aspekt untergeht.
Natürlich muss der Ball Spaß machen, Stars, Glitzer und Glamour verkörpern.
Aber dabei darf doch nicht die Seriosität verloren gehen.
Was haben Sie in den zwei Jahren – nicht immer friktionsfreier
Zusammenarbeit – mit Herrn Holender gelernt?
Treichl: Ganz am
Anfang hat er etwas Spannendes zu mir gesagt: „Der Wiener schreit nach
Veränderungen, aber wehe man verändert was!“ Ich habe gelernt, Dinge
durchzusetzen, durch Kritik nicht den Elan zu verlieren.

Bild: (c) Fally
Die guten Geitser des Staatsball (von li. nach re.):
- Alexander Seidl - Als Schuster beim Ball im Dauereinsatz
- Annie Rudolph - Organisiert die heiß begehrten Ballspenden
- Desirée Treichl - Opernballchefin im dritten Jahr
- Eva Dintsis - Generalsekretärin des Balls. Seit 1982 dabei
- Melanie Pal - Maskenbildnerin. Schminkt Stars wie Netrebko & Co