Madonna-Doppeltalk:

Mit Huberta Gabalier & Silvia Schneider

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MADONNA bat  zum Doppeltalk mit Schwiegertochter Silvia Schneider.

"Wo Tränen Zeugen sind von Liebe, da bricht das Innerste hervor, da spricht des Menschen Seele, klopft an am Himmelstor", so der Beginn eines der Gedichte, mit denen Huberta Gabalier (60) in ihrem bereits vierten Band wieder tief in ihre Seele blicken lässt – eine Seele, die viel Schmerz zu ertragen hatte. Ihr Ehemann setzte 2006 seinem Leben ein Ende, 2008 starb auf dieselbe tragische Weise ihre Tochter, Schwester ihrer drei Söhne Willi (36), Andreas (33) und Toni (23). Ihre unfassbare Trauer bewältigte Huberta Gabalier mit Schreiben von Gedichten. Das aktuellste Werk widmet sie aber auch der Liebe zu Gert Rücker (60), dem Mann, den sie 2015 kennen und lieben lernte. Seit eineinhalb Jahren sind die beiden verheiratet. MADONNA bat Huberta Gabalier und ihre Schwiegertochter Silvia Schneider, die seit fünf Jahren mit dem Volks Rock’n’Roller Andi Gabalier liiert ist, zum Gespräch über Liebe und Seelenfrieden.

Frau Gabalier, „Von Herz zu Herz“ ist Ihr vierter Gedichtband – inwiefern haben sich Ihre Gefühle von Buch zu Buch entwickelt?
Huberta Gabalier:
Ich habe ja zu jedem Gedicht Datum, Ort und Uhrzeit festgehalten. Daher kann ich selbst feststellen, dass der erste Band noch mit viel mehr Schmerz behaftet war. Beim zweiten kam die Hoffnung dazu. Im dritten Band geht es um Sterne, Licht und Engel. Und der neueste steht im Zeichen der Liebe. Die Bücher spiegeln also sehr wohl die verschiedenen Phasen in den letzten Jahren wieder.

Wie würden Sie Ihre derzeitige Phase beschreiben?
Gabalier:
Meine Lebensgeschichte und auch das Schreiben haben mich irgendwie reifer gemacht. Man ist gelassener, das kommt natürlich auch mit zunehmendem Alter. Ich bin in einer friedvollen Lebensphase. Umgeben von Geborgenheit, von meinem Mann – und ich weiß, dass die Kinder gut versorgt sind, das ist alles sehr beruhigend und schön. Ich bin auch jeden Tag in großer Demut, denn das ist nicht selbstverständlich.

Frau Schneider, ist das nicht unglaublich, dass jemand, der so Schreckliches erlebt hat, dennoch solche Worte sagt?
Schneider:
Genau das zeichnet die ganze Familie, die sehr durch Hubsi geprägt wurde, aus: Sie sind alle einfach bescheiden. Und das ist wunderbar. Ich glaube, dass das Gedichteschreiben Hubsi auf so vielen Ebenen erfüllt. Es hat sie wirklich geheilt, aber jetzt ist es mittlerweile ihre Passion. Sie schreibt auch so toll. Wenn man das mal selbst ausprobiert, sieht man, dass das gar nicht so leicht ist.

Sie haben in Gert Rücker wieder Ihr Glück gefunden, widmen ihm viele Gedichte. Hatten Sie anfangs ein schlechtes Gewissen?
Gabalier:
Das habe ich natürlich schon auch gehabt, weil ich nur meinen Mann kannte. Aber über die Jahre hat man dann trotzdem Sehnsucht danach, wieder einmal gehalten zu werden. Unsere Beziehung ist ja sehr langsam gewachsen – und mein Mann hatte ja auch seine Frau verloren. Wir hatten beide viel Geduld miteinander und sind davon überzeugt, dass uns mein Mann und seine Frau zueinander geführt haben.

Hatten Sie Angst vor der Reaktion Ihrer Söhne?
Gabalier:
Natürlich hat man Bedenken, aber es haben sich alle drei sehr gefreut. Weil es auch der richtige Zeitpunkt war. Früher hätte mein Jüngster das wohl nicht akzeptiert, aber jetzt war das total in Ordnung für ihn. Sie verstehen sich auch alle sehr gut mit Gert. Die telefonieren mit ihm oft länger als mit mir. (lacht)

Ist er auch Papa-Ersatz?
Gabalier:
Nein – und das will er auch nicht sein. Niemand kann einen anderen Menschen ersetzen. Aber sie sind sehr gute Freunde.

Frau Schneider, was haben Sie von Ihrer Schwiegermutter in Sachen Liebe gelernt?
Schneider:
Ganz viel. Die Huberta ist ein wahnsinnig fröhlicher Mensch. Als wir uns kennengelernt haben, hat sie sofort die Arme aufgerissen und mich in ihre Familie aufgenommen. Ich glaube, das kann man von ihr lernen: Dass man, egal was passiert im Leben, trotzdem jeden Tag innig lebt. Und: Die Ruhe, die Ausgeglichenheit – und kochen kann man auch recht gut von ihr lernen. (lacht)
Gabalier: Ich habe Silvia noch vor meinen Buben in unsere Verlobung eingeweiht. Wir haben ein super Verhältnis, sie ist so eine tolle, herzliche und tüchtige Frau.  Aber ich habe mit allen Schwiegertöchtern so ein Glück. Vielleicht auch deshalb, weil ich ganz bewusst nichts aufkommen lasse. Bei uns wird alles ausgeredet. Die Kinder können mir auch immer sagen, wenn sie etwas an mir stört. Und: Ich würde ihnen nie in ihre Beziehungen dreinreden. In der Liebe zwischen zwei Menschen hat kein Dritter mitzureden.

Haben Ihre Söhne denn alle Ihre Bücher gelesen?
Gabalier:
Nein – ich mache manchmal Tests (lacht). Willi und Andi glaube ich schon, aber Toni glaube ich nicht. Ich verstehe das – er ist 23, da sind Gedichte nicht so spannend. Dennoch hat er gesagt, dass er stolz ist auf mich und das freut mich.
Schneider: Der Andi hat sie gelesen, das weiß ich.
Gabalier: Wir haben da schon eine gemeinsame Ebene, denn er schreibt ja auch seine Texte selbst. Er versteht also viel davon.
Schneider: Pass auf, dass er nicht von dir zu kopieren anfängt. (lacht)
Gabalier: (lacht) Das würde er nicht machen. Aber das Lustige ist, dass er in seinen Texten oft spezielle Worte verwendet, die auch in meinen Gedichten vorkommen.

Haben Sie ein Lieblingslied Ihres Sohnes?
Gabalier:
Ja: ,In deine Arm zu liegen‘. Weil ich glaube, dass ihm mein verstorbener Mann diesen Text eingegeben hat. Da ist diese Passage: ,Sowie Wurzeln mächtige Bama stützen, so mächad i di beschützen.‘ Ich habe auch das Gefühl, dass wir Hilfe von oben bekommen haben. Ich war ja in so einer ­fatalen, traurigen Situation, dass ich dachte, nichts mehr wird gut, alles geht den Bach runter. Und jetzt hat sich das alles so gut gewendet – das haben nicht wir alleine gemacht. Das war einfach Hilfe von oben. Und das weiß der Andi genauso wie ich.

Frau Schneider, wie ist das, wenn Andreas Gabalier Lieder schreibt – muss er in einer ganz eigenen Stimmung dafür sein?
Schneider:
Ich möchte ihm da jetzt gar nichts in den Mund legen, aber bei ihm passiert das auf ganz unterschiedliche Weisen. Manchmal hat er eine Idee und die funktioniert so gut, dass ein Lied innerhalb von drei Stunden fertig sein kann. Und dann sind da wieder Lieder, die brauchen so viel mehr Arbeit und Anstrengung. Aber es ist sensationell, was er macht. Jeder Mensch, der Musik machen kann, ist für mich ein Phänomen und noch dazu, wenn du es selbst kreierst, das ist schon ein wahnsinniger Schöpfungsakt. Seine Geheimtricks werden wir an der Stelle nicht verraten, aber es ist sensationell, wie er das macht.

Ihr Sohn polarisiert auch. Tut es Ihnen weh, wenn er kritisiert wird?
Gabalier:
Jede Mutter liebt ihre Kinder. Inzwischen kann ich mich gut abgrenzen. Ich kenne ihn ja und denke, er hat auch das Recht, etwas zu sagen, was mir vielleicht nicht immer passt. Das erleben ja andere Mütter auch. Ich bin nur froh, dass meine Buben eigenständig sind und dass sie sich hinstellen und sagen, was sie sich denken.
 

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