Studie klärt auf

Ziehen sich Gegensätze wirklich an?

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Gleich und Gleich gesellt sich gern - Gegensätze ziehen sich an. Welche der altbekannten Weisheiten ist nun richtig? Eine neue Studie aus den USA ist beiden Redewendungen auf den Grund gegangen.

Manche Paare sind so verschieden wie Tag und Nacht, andere sind sich wiederum in allem einig. Forschende der Universität Colorado Boulder erforschten nun, ob wir uns tatsächlich in Menschen verlieben, die uns ähnlich sind, oder doch lieber in unser Gegenstück. 

So verlief die Studie

Für die Studie führten die Forschenden eine Meta-Analyse von 199 früheren Studien durch, die 22 Merkmale betrachteten - die älteste Studie darunter stammte aus dem Jahr 1903. Weiterhin nutzte das Forscherteam einen Datensatz von fast 80.000 heterosexuellen Paaren aus Großbritannien und analysierte 133 Merkmale - von Alter bis politischer Einstellung. 

Gegensätze ziehen sich nicht an

Das Ergebnis der in der Fachzeitschrift "Nature" erschienenen Studie: Gegensätze ziehen sich nicht an. Bei 118 Merkmalen, also beinahe 90 Prozent, fand sich dabei ein Zusammenhang – und in den meisten Fällen war dieser positiv. Das bedeutet: Partner waren sich mit größerer Wahrscheinlichkeit ähnlich als gegensätzlich. Wir entscheiden uns also in den meisten Fällen für jemanden, der uns ähnlich ist.

Ziehen sich Gegensätze wirklich an?
© Getty Images
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Alter und Lifestyle am ehesten gleich

Das Merkmal, bei dem sich Paare am ehesten ähneln war wenig überraschend das Geburtsjahr. Auf einer Skala von 0 (kein Zusammenhang) bis 1 (perfekter Zusammenhang) lag der Wert hier bei 0,87. Besonders hoch war auch der Zusammenhang bei politischen und religiösen Einstellungen, Bildungsstand und Lifestyle-Gewohnheiten, wie Rauchen, Trinken oder Ausgehen.

Aussehen und Persönlichkeit dürfen unterschiedlich sein

Andere Faktoren, etwa Größe, Gewicht oder Persönlichkeitsmerkmale, dürfen durchaus unterschiedlich sein. Bei einigen Persönlichkeitsmerkmalen, etwa Extravertiertheit, gab es überhaupt keinen Zusammenhang. "Viele Menschen haben die Theorie, dass Extrovertierte Introvertierte mögen oder, dass Extrovertierte andere Extrovertierte mögen", sagt Tanya Horwitz, Co-Autorin der Studie.  Doch der Studie zu Folge besteht tatsächlich kein bewusster Zusammenhang: "Es ist so, als würde man eine Münze werfen", erklärt die Forschende.

Wenn sich Gegensätze in Beziehungen doch anzogen, waren die Zusammenhänge jedoch weniger stark ausgeprägt. Beim Chronotyp (ob jemand eine Nachteule oder ein Morgenmensch ist), bei der Neigung zur Sorge und bei Hörschwierigkeiten galt tatsächlich: Gegensätze ziehen sich (ein bisschen) an. 

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Unbewusste Mechanismen bei der Partnerwahl

"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass selbst in Situationen, in denen wir scheinbar eine Wahl über unsere Beziehungen haben, möglicherweise Mechanismen hinter den Kulissen ablaufen, die uns nicht vollständig bewusst sind", sagt Horwitz. Demnach könnten Paare, die sich in vielen Merkmalen ähnlich sind, zum Beispiel in gleichen Gegenden aufgewachsen sein. Auch interessant: Viele Paare wurden sich auch umso ähnlicher, desto länger sie zusammen waren.

Muster bei gleichgeschlechtlichen Paaren möglicherweise anders 

Die Studie lässt sich allerdings nicht einfach auf die Allgemeinheit übertragen. Gleichgeschlechtliche Paare wurden in der Untersuchung nicht einbezogen. Laut den Autoren könnten sich hier die Muster erheblich unterscheiden.

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