In MADONNA diskutieren Dagmar Koller, Irene Mayer, Nina Hartmann & Dagmar Millesi über das Thema Beauty-OPs.

Bild: (c) Kernmayer
Hochkarätige Talk-Runde. Plastische Chirurgin Dr. Dagmar Millesi, Pharma-Prokuristin Irene Mayer, Bühnen-Star Dagmar Koller und Schauspielerin Nina Hartmann trafen einander im In-Treff „Orlando di Castello“ zur Beauty-OP-Debatte.
Rund 40.000 ästhetische Eingriffe werden in Österreich jährlich durchgeführt – Tendenz steigend, Dunkelziffer unbekannt. Denn immer noch sprechen die wenigsten offen über Brustvergrößerung, Nasenkorrektur und sonstige Verschönerungsmaßnahmen. Warum sind Schönheitsoperationen noch immer ein Tabuthema? Darüber diskutierten für MADONNA Pharma-Managerin Irene Mayer (48), die offen zu ihren Operationen steht, Bühnenstar und Naturschönheit Dagmar Koller (70), die plastische Chirurgin Dr. Dagmar Millesi (54) und Schauspielerin und Ex-Model Nina Hartmann (28), die am 12. Mai mit ihrem Soloprogramm Gib dem Model Zucker im Kabarett Simpl Premiere feiert.
Letzte Woche wurde über Schönheits-OPs und die Frage, ob man öffentlich
dazu stehen sollte, diskutiert. Frau Mayer, warum machen Sie keinen Hehl aus
Ihren Operationen?
Irene Mayer: Die Zahl der Menschen, die sich
Schönheits-OPs unterziehen, nimmt unaufhaltsam zu. Aber leider werden diese
Frauen nicht richtig geschützt – etwa durch gewisse Voraussetzungen, die
ÄrztInnen erfüllen müssen . Es gibt so viele, die Schindluder auf diesem
Gebiet treiben. Statt dessen zwingt man Patientinnen auf, vor einer OP eine
Psychotherapie zu besuchen – das ist lachhaft! Deshalb halte ich es für
wichtig, dass Frauen Netzwerke bilden, sich gegenseitig informieren und sich
engagieren, dass auf legislativer Ebene etwas zum Schutz der Frauen getan
wird. Der zweite Grund für meinen offenen Umgang mit dem Thema ist, dass ich
Menschen respektiere. Ich wehre mich dagegen, Menschen für dumm zu
verkaufen! Und: Ich wehre mich dagegen, charakterlich danach beurteilt zu
werden, ob ich operiert bin oder nicht.
Nina Hartmann: Das
Problem ist, dass jemand, der offen sagt, dass er operiert ist, automatisch
den Eindruck vermittelt, dass er nicht zu sich und dem Älterwerden steht.
Und das stimmt ja auch. Man bildet sich natürlich eine Meinung über
jemanden, wenn man eindeutig sieht, dass da nicht alles ganz natürlich ist.
Mir persönlich ist der Charakter eines Menschen wichtig, nicht, ob er
operiert ist oder nicht. Auch wenn eine Beauty-OP für mich nicht infrage
käme.
Dagmar Millesi: Reden wir in 20 Jahren weiter!
Hartmann:
(lacht) Ja, ich kann natürlich nur von jetzt reden. Aber ich finde es halt
auch toll, wenn es Frauen gibt, die mit 50 viel ausstrahlen und es gar nicht
brauchen, sich die Falten glätten zu lassen.
Mayer: Aber wie
kommt man zu so einer Ausstrahlung? Indem man in der Früh in den Spiegel
schaut und sagt: Ich mag dich!
Hartmann: Aber, dass man sich
mag, hat ja nichts damit zu tun, dass man schön für die Gesellschaft ist!
Mayer:
Entschuldige, aber mit vollen Hosen ist leicht stinken. Wenn man von
Natur aus so aussieht wie Sie, kann man leicht Ausstrahlung haben. Aber es
gibt so viele, die schreckliche Zähne oder andere Entstellungen haben...
Dagmar
Koller: Das stimmt. Wissen Sie, wie schlimm es ist, wenn man von
Komplexen geplagt ist? Ich habe das selbst als junges Mädchen erlebt.

Bild: (c) Kernmayer
„Viel wichtiger als ein makelloses Gesicht ist Ausstrahlung!“, sagt Nina Hartmann über Schönheitsideale.
Dennoch kam doch nie eine OP für Sie infrage, oder?
Koller: Ich
muss Ihnen ganz ehrlich sagen, es gab Zeiten, da hab ich geweint in der
Garderobe, weil mein Busen so klein war. Aber ich hab halt meine Kleider für
die Bühne ausgestopft. Und dann bekam ich die Hauptrolle für meinen ersten
Film – weil ich Ausstrahlung hatte! Doch eines Tages sagte eine sehr
boshafte Produzentin zu mir: „Wegen Ihrer großen Nase müssen wir so lange
ausleuchten!“ Wissen Sie, was da für ein Komplex aufkommt?! Auch ich bin
daraufhin zu einem Arzt nach Genf geflogen. Er hat Fotos von mir gemacht und
angezeichnet, wie er die Nase verändern könnte – aber ich habe immer gesagt:
Nein, so nicht! Bis er ganz ehrlich meinte: „Wenn Sie sich nicht entscheiden
können, dann operiere ich Sie nicht!“ So ein gescheiter, toller Psychologe!
Und bis heute bin ich ihm dankbar. Denn die großen Rollen in Film und
Theater bekommst du ohnehin nur durch Können und Ausstrahlung. Und die
Falten, die ich heute habe, spiegeln mein – so interessantes, schönes,
spannendes – Leben wieder. Sie machen mich aus.

Bild: (c) Kernmayer
„Meine Falten spiegeln mein Leben wieder. Sie machen mich aus!“, sagt Dagmar Koller über ihr natürliches Gesicht.
Frau Mayer, wieso stehen Sie nicht so zu Falten und Mankos?
Mayer: Es
geht mir ja nicht darum, das Alter auszuschalten. Ich bin jemand, der eine
ungeheure Lebenslust hat. Aber hängende Augen und hängende Backen machen
einfach einen verhärmten Gesichtsausdruck, der gar nicht zu meinem Charakter
passt. Die Brust habe ich machen lassen, weil ich drei Kinder habe. Ich habe
sechs Jahre lang durchgehend gestillt. Das hat ausgeschaut! Das wünsche ich
meinem ärgsten Feind nicht.
Koller: Aber das ist doch
völlig in Ordnung. Die Chirurgie ist ja etwas ganz Wunderbares! Ich finde es
nur so schlimm, wenn sich schon 20-Jährige unters Messer legen.
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Wird Ihre Klientel tatsächlich immer jünger, Frau Dr. Millesi?
Millesi:
Ja, das stimmt schon. Man muss als Arzt klare Grenzen ziehen. Aber dennoch:
Wieso soll ich eine 18- oder 20-Jährige, deren Brust nicht mehr wachsen wird
und die unglücklich in ihrem Körper ist, nicht operieren? Die Methoden und
Techniken haben sich so verbessert.
Hartmann: Also, ich
beschäftige mich zurzeit sehr eingehend mit dem Thema Schönheitswahn und
warum gerade junge Frauen solchen Schönheitsidealen hinterher laufen. Und
das Problem ist natürlich schon, dass in den Medien Vorbilder gezeigt
werden, die es nicht gibt! Ich habe selbst lang gemodelt. Ich weiß, wie ich
in Echt ausschaue – und was alles für die Fotos verändert wurde. Das ist die
große Lüge!
Koller: Völlig richtig! So kann ja gar
niemand aussehen. Aber die jungen Mädchen eifern diesen Idolen nach, weil
sie Komplexe haben. Deshalb ist es so wichtig, dass sich ein
Schönheitschirurg Zeit nimmt, auch psychisch auf die Menschen einzugehen.
Hartmann:
Wenn Magazine echte Frauen zeigen würden, würden viele sehen, dass es
nicht normal ist, so perfekt zu sein.
Mayer: Aber dann würde
sich auch niemand die Magazine kaufen, denn die Menschen wollen doch
träumen. Und wenn du heute Urlaubsfotos machst, wirst du auch schauen, dass
nicht irgendein Ast durchs Bild hängt – du willst auch das Beste
herausholen!

Bild: (c) Kernmayer
Starke Frauenrunde. Dr. Dagmar Millesi, Dagmar Koller und Irene Mayer im Gespräch über das aktuelle Thema Schönheits-OPs.
Frau Mayer, so eine Schönheits-OP ist ja auch mit Schmerzen verbunden.
Gab es Momente, in denen Sie es bereut haben?
Mayer: Ich hatte auch
einige pathologische Operationen: eine Arthroskopie, mir wurde die
Gebärmutter entfernt, ich hatte eine Blinddarmoperation und schon als
kleines Kind eine große Rücken-OP. Ich wäre gerne öfters davon gelaufen. Zu
meinem Beauty-Operationen hingegen ging ich mit so viel Freude, wie zu einem
Champagnerfrühstück! Ein einziges Mal, nach einer
Ganzkörper-Fettabsaugung, habe ich eine sehr lange Erholphase gebraucht.
Aber bereut habe ich keine einzige Beauty-OP!
Frau Dr. Millesi, wie groß ist die Gefahr, dass man nach Beauty-OPs
süchtig wird?
Millesi: Natürlich fällt nach dem ersten
Eingriff bei vielen die Hürde der Angst. Aber dennoch kann man als
professioneller, seriöser Arzt sehr wohl erkennen, ob jemand an
Dysmorphophobie, sprich krankhafter Störung der Wahrnehmung des Körpers,
leidet. Dennoch muss man sich in diesem Beruf schon immer die ethischen
Grenzen bewusst machen. Mir ist es einmal passiert, dass mir eine Frau
glaubhaft versicherte, dass sie sich selbst für die Brust-OP entschieden
hat. Erst nach dem Eingriff, als sie die Implantate wieder entfernen ließ,
gab sie zu, dass ihr Mann sie dazu überredet hatte. Das hat mich sehr
schockiert und mir wieder bewusst gemacht, wie wichtig es ist, nachzufragen!
Koller:
Ich würde mir wünschen, dass wir wieder ein bisschen wegkommen von
diesem Trend, dass jede Frau makellos sein muss. Ich habe ja nichts gegen
Schönheitschirurgie. Ich finde es toll, wie Irene Mayer offen dazu steht,
dass sie nach drei Kindern ihren Busen reparieren lassen hat.

Bild: (c) Kernmayer
„Man muss sich als Arzt stets ethische Grenzen bewusst machen.“, sagt Dagmar Millesi über die Verantwortung plastischer Chirurgen.
Ist es genau das, was am meisten polarisiert – dass es noch immer viele
gibt, die Wassertrinken als ihr absolutes Beauty-Geheimnis angeben?
Mayer:
Da müsste ich den ganzen Tag einen Wassertank mitschleppen (lacht).
Koller:
Genau diese Verlogenheit hasse ich auch.
Millesi: Das ist
eine Generationenfrage. Meine älteren Patientinnen halten es meist geheim.
Aber die meisten Jungen machen keinen Hehl daraus.

Generationen-Gipfel. Hartmann, Millesi, Koller und Mayer im MADONNA-Talk mit Daniela Schimke. Bild: (c) Kernmayer
FRAGE DER WOCHE
Soll
man zu Beauty Eingiffen stehen?