Soloreise-Tipps

Die Kunst, allein zu reisen

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Andreas Salcher verrät, wieso mehr Menschen Mut zur Soloreise haben sollten.

In seinen Büchern nahm er uns schon des Öfteren auf ungewöhnliche Reisen mit. In die Welt „talentierter Schüler und deren Feinde“, in die Gefühlswelt des „verletzten Menschen“ – und zuletzt auf eine Reise zur eigenen „ letzten Stunde “. Jetzt begibt sich Andreas Salcher auf völlig neues Terrain. Exklusiv in MADONNA verrät der Bestseller-Autor alles über die Kunst, allein zu reisen. Als Inspiration fungierte eine zweimonatige Weltreise, von der der Single erst kürzlich zurückkehrte. Mit vielen Ideen für weitere Buch-Projekte (mehr verrät Salcher, 50, noch nicht) – und wesentlichen Erkenntnissen zum Thema Single-Trip im Gepäck. Der Talk.

Herr Salcher, was hat Sie dazu bewegt, sieben Wochen allein durch die Welt zu reisen?
Andreas Salcher:
Ich habe mich das ganze letzte Jahr lang mit meinem Buch „Meine letzte Stunde“ auseinandergesetzt – und tatsächlich war dieses Buch jenes, das mein eigenes Leben am stärksten von all meinen Büchern beeinflusst hat. Ein weiterer Anlass war sicher auch mein 50. Geburtstag, an dem ich gewisse Bilanzen gezogen habe. Ich dachte: Wann, wenn nicht jetzt?!

Wie haben Sie die Reise vorbereitet?
Salcher:
Es gab einige Fixpunkte, wie etwa die TED-Konferenz in Kalifornien (die größte Konferenz der weltführenden Denker, Anm.), die ich in die Reise mit einbeziehen wollte. Mir war auch klar, dass ich unbedingt Asien – und einige Schulen in Singapur – besuchen will. Ich habe also schon recht genau geplant, wo ich hin will, und habe zum Teil sehr schöne Hotels gebucht.

War von vorne herein klar, dass Sie alleine reisen werden?
Salcher:
Ja, das war eine bewusste Entscheidung. Es geht ja vielen Menschen so, dass der beste Freund oder die beste Freundin sich nicht so viel Zeit nehmen können – und der Partner auch nicht. Oder es gibt eben gar keinen Partner. Und dann überlegst du, ob du das Reisen aufgeben sollst, weil du nicht allein reisen willst. Meine Antwort lautet ganz klar: Nein! Ich bin schon ein paar mal alleine gereist und habe gesehen, dass das sehr viele Vorteile hat.

Welche zum Beispiel?
Salcher:
Man kann seine Reise viel individueller gestalten und reisen, wie man wirklich möchte. Ich etwa versuche, eine Mischung aus Erholung, Abenteuer und Bildung zu gestalten. Das funktioniert immer sehr gut. Aber jeder ist ein anderer Reisetyp!

Gibt es nicht dennoch Momente, in denen man einsam ist?
Salcher:
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit. Viele Menschen sind einsam, obwohl sie mit dem Partner unterwegs sind. Es gibt meiner Ansicht nach eine einzige Herausforderung, wenn man alleine reist: das Abendessen! Aber man kann es tatsächlich lernen, sich mit sich allein einen schönen Abend zu machen.

Ist es für Männer nicht leichter, allein zu reisen, als für Frauen – auch wegen der Gefahren?
Salcher:
Es gibt viele Frauen, die allein durch die Welt ziehen und sogar bei Einheimischen übernachten, ohne dass ihnen je etwas zustößt. Also gerade Asien ist völlig unproblematisch. Ich glaube, die Einstellungssache des Reisenden ist ganz entscheidend. Natürlich muss man da und dort aufpassen, etwa in Teilen Südamerikas, aber das gilt für Männer ebenso wie für Frauen.

Was war die wichtigste Erkenntnis Ihrer Reise?
Salcher:
Als ich wegflog, wurde in den Zeitungen gerade diskutiert, ob Alfons Haider mit einem Mann tanzen darf und ähnliches... Und plötzlich ist all das so weit weg. Man erkennt, mit welch unbedeutenden Themen wir uns täglich konfrontieren. Und: wie begnadet wir sind, in Österreich zu leben. Daher auch mein Plädoyer, es sich zu leisten, sich einmal aus der „Komfortzone“ herauszunehmen – und die Erfahrung mit sich und der Welt in vollen Zügen zu genießen.

Andreas Salcher aus Soloreise
© Salcher

Bild: (c) Salcher
Erlebnisse. Andreas Salcher (50) reiste durch Bali, Nord- und Südvietnam. In Singapur besuchte der Schulexperte die renommierte Raffles School. 
Andreas Salchers Soloreisetipps

Die wahren Abenteuer sind nicht planbar!
Jede Reise ist ein Spiegel der Persönlichkeit. Ich bin weder der Typ, der nur den Flug in ein fernes Land bucht und sich dann am Flughafen überraschen lässt, wie es weitergeht, noch jener, der alles akribisch bis ins Detail plant und Sehenswürdigkeiten abarbeitet. Reisen sind für mich Skizzen in meiner Vorstellungskraft, die viel Raum für reale Erlebnisse lassen. Mit zunehmender Erfahrung gelingt es mir immer mehr, mich frei von Erwartungen an eine Reise zu machen. In der Rückschau sind es oft die Pannen, Umwege oder Verirrungen, die zu den schönsten Abenteuern geführt haben.

Nicht knausern, sondern genießen!
Reisen Sie nicht über Ihre Verhältnisse, aber auch nicht darunter. Die finanziellen Möglichkeiten werden sich im Laufe Ihres Lebens hoffentlich erweitern. Wer nie die fast zweitägige Zugfahrt als Rucksacktourist nach Griechenland „überlebt“ hat, wer nie im Schlafsack am Strand unter freiem Himmel geschlafen hat, der ist nicht wirklich gereist. Wer sich noch nie in einem asiatischen Luxushotel hat verwöhnen lassen, dem geht mit Sicherheit ebenfalls etwas ab. Der Alleinreisende ist meist nicht an die Hochsaison gebunden und kann daher mit Verhandlungsgeschick einen guten Deal in einem Traumhotel machen. 50 Prozent Rabatt sind  keine Seltenheit.

Schlafen, Lesen, Essen müssen nicht langweilig sein!
Niemand zwingt mich auf Reisen zu einem Pflichtprogramm, sondern ich gebe mich lustvoll den Dingen hin, die ich gerne tue. Mittlerweile schaffe ich sogar die größte Hürde jedes Alleinreisenden mit Würde zu bewältigen: das Abendessen! Ich folge bei der Restaurantwahl dem Rat des Concierge meines Hotels und bitte ihn ungeniert, für eine Person zu reservieren – ich bin noch nie auf einem Katzentisch neben der Toilette gesessen.  

Reisen hilft, das Zeitempfinden zu verlangsamen!
Für mich haben sich drei bis fünf Tage als optimale Dauer an einem Ort herauskristallisiert. Dann, wenn ich beginne mich einzugewöhnen, in Routine zu verfallen, ist es Zeit zum Aufbruch. Es ist kein Geheimnis, dass die zweite Woche Urlaub an einem Ort subjektiv doppelt so schnell vergeht wie die erste, mein kleiner Trick hilft mir daher, das Zeitempfinden auf Reisen zu strecken. Meine sieben Wochen Auszeit sind mir wie mehrere Monate vorgekommen.

Alleine reisen muss nicht alleine sein bedeuten!
Kennen Sie das? Wenn Sie mit dem Partner verreisen, sehen Sie ständig Singles, die Ihnen verheißungsvolle Blicke zuwerfen, wenn Sie allein reisen, sehen Sie nur schmusende Liebespaare. Diese scheinbare Erfahrung hat wohl mehr mit unserer selektiven Wahrnehmung als mit der Realität zu tun. Reisen bieten unzählige Möglichkeiten auf Flughäfen, Busstationen, im Hotel, beim Einkaufen usw. nette Menschen kennen zu lernen. Einmal saß ich im Flugzeug neben einer attraktiven Schwedin, wir verstanden uns prächtig und sie lud mich ein, sie zu besuchen. Beim Abschied schrieb sie mir ihre Telefonnummer auf einen kleinen Zettel. Zu Hause angekommen, durchwühlte ich mehrmals mein gesamtes Gepäck, ohne den Zettel zu finden. Manche Dinge gibt es nicht nur im Film...

 

Andreas Salcher aus Soloreise
© Ecowin Verlag

Meine letzte Stunde. Salchers dritter Bestseller (Ecowin, 21,90 Euro) veranlasste ihn zur Weltreise. HIER können Sie das Buch bestzellen!
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