Meditation ist ein Weg zu sich selbst

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Meditation sieht so einfach aus. Ein Mensch sitzt mit geschlossenen Augen in einem ruhigen Raum und tut scheinbar nichts. Doch der Eindruck täuscht - innerlich tut sich bei ihm eine Menge. "Er geht in sich selbst", sagt Oli Simon vom Meditationshaus des Tibetischen Zentrums in Schneverdingen (Niedersachsen). Der Mensch wendet sich von der Außenwelt ab und seinem Inneren zu.

Das ist zumindest für einen Anfänger viel leichter gesagt als getan. Das Hauptproblem ist anfangs zum Beispiel das Abdriften der Gedanken. "Die Gedanken sind so wie die Pop-Ups im Internet", vergleicht der Diplom-Psychologe Michael Schellberg aus Hamburg. Seit acht Jahren bietet er Meditationsseminare an. Doch beim Meditieren soll sich nicht eingehend mit den Gedanken beschäftigt werden. Sie sollen nicht bewertet oder gar interpretiert werden. Mit innerer Distanz soll der Meditierende beobachten, wie die Gedanken auftauchen und verschwinden. Wenn er merkt, dass er sich in seinen Gedanken verliert, sollte er sich wieder auf seinen Atem konzentrieren.

Meditation hat viele Vorteile für Geist und Körper, das belegen etliche internationale Studien. So fanden US-Forscher heraus, dass Meditation die Gehirnströme beeinflusst: Bei tibetischen Mönchen war die Aktivität in einem für Emotionen zuständen Hirnbereich viel höher als bei Menschen ohne Meditationserfahrung. Weitere Studien zeigen, dass regelmäßig meditierende Menschen weniger ängstlich und weniger häufig depressiv sind. Sie können sich besser und länger konzentrieren und sind weniger stressanfällig.

Wissenschaftler an der Universität Würzburg fanden heraus, dass Meditation langfristig den Blutdruck senkt. Und eine Studie der Universität Freiburg ergab, dass Schmerzpatienten nach acht Wochen regelmäßiger Meditation deutlich an Lebensqualität gewannen, obwohl die Schmerzen gleich blieben. "Durch die Meditation lernen sie eine positive Haltung und kommen aus ihrer passiven Opferrolle heraus", erklärt Prof. Stefan Schmidt von der Uni Freiburg.

Beim Meditieren gilt: lieber kurz und häufig als lang und selten. "Bei Anfängern reichen einige Minuten, sie können sich dann langsam steigern", rät Simon. Er hält den frühen Morgen für die beste Zeit zum Meditieren. Dann ist der Kopf noch frei von Hektik und Alltagssorgen. Außerdem ist in der Regel das Umfeld noch ruhiger als später am Tag. "Man sollte wissen, welches Ziel man mit der Meditation erreichen will", ergänzt Schellberg. Nach dem Ziel wird die Methode ausgesucht. In der Meditation kann man sich zum Beispiel mit seinem Körper oder mit seinen Gefühlen beschäftigen.

Wer regelmäßig meditiert, der verändert sich Psychologen zufolge zum Positiven: Die Menschen werden gelassener, friedvoller, toleranter und lassen sich nicht so schnell frustrieren. Viele merken bereits nach einigen Meditationen erste Veränderungen, andere müssen sich dagegen mehrere Monate gedulden.

INFO: Literatur zum Thema: Jack Kornfield: Meditation für Anfänger. Goldmann, ISBN: 978-3-44233-7-330, 16,95 Euro; Matthieu Ricard: Meditation. Nymphenburger, ISBN: 978-3-48501-1-679, 14,95 Euro; Wolf Singer/Matthieu Ricard: Hirnforschung und Meditation. Suhrkamp, ISBN: 978-3-51826-0-043, 10 Euro.

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