Mailänder Modesommer 2010: Kräftige Farben gefragt

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Mailands Designer rühren für den Modesommer 2010 in vielen Farbtöpfen. Kräftige Nuancen hier, dunkle Naturtöne dort, und dann wurde es auch schon wieder pastellig. Beim Streifzug über die Defilees der Milano Moda Donna sollte man sich besser nicht auf ein Farbkonzept festlegen. Einen gemeinsamen Nenner gibt es dann aber doch: Mit Weiß liegt die Frau in der nächsten Saison auf jeden Fall richtig.

Bei Gucci zum Beispiel ist diese Nichtfarbe Basis für eine spektakuläre Kollektion, mit der Frida Giannini, die Designerin der italienischen Nobelmarke, am Samstagabend einen der markantesten Eindrücke der bisherigen Modewoche hinterließ. Funktionselemente aus dem Extremsport wie Schnallen, Reißverschlüsse oder Gurte, dazu Netzeinsätze und technische Gewebe integriert sie mit großer Selbstverständlichkeit in luxuriöse Tages- und Abendoutfits.

Sehr schmale Hosen oder Bleistiftröcke machen die Silhouette schmal. Bomberjacken gibt es in Versionen aus Nylon, Python- oder Krokoleder. Zum Schlüsselelement der neuen Gucci-Mode wird das Minikleid mit raffinierten Ausschnitten oder kunstvoll arrangierten Metalldetails. Nur wenige Drucke mischten sich in diese sportive Dynamik: Ikatmuster, wie sie traditionell in Indien oder Südamerika zu finden sind.

Mit sehr viel Feingefühl arrangiert Consuelo Castiglioni in ihrer Kollektion Marni die Farben. Am Sonntag präsentierte sie zum Beispiel eher gedeckte Kombinationen aus Braun, Blau und einem Altrosa, aber auch Arrangements, die aussahen wie ein bunter Sommerblumenstrauß. Dazu kommen subtile Drucke und gewebte Musterbilder. Eine gestreifte Leggings, darüber eine federleichte Tunika oder eine ärmellose Bluse plus Minirock - so sieht ein typisches Marni-Bild aus. Bei einigen Kleidern werden auf der Schulter kunstvolle Plissees arrangiert, Kurzmäntel erhalten manchmal hohe Schlitze, die Hosen erinnern entfernt an Reitermodelle. Alles wirkt hier sehr leicht und bis ins Detail hinein durchdacht.

Den Namen Giorgio Armani verbindet man in der Regel nicht mit einer sehr farbenfrohen Mode. Doch wie schon in seiner zu Beginn der Mailänder Schauen vorgeführten Hauptkollektion, ließ er auch in seiner Emporio-Linie das eigene Klischee hinter sich. In seinem Abendthema mischte Armani kräftige Nuancen von Fuchsia, Rot, Orange oder Korallenblau zu einem frischen, optimistischen Bild. Seine neue Sommermode basiert durchgehend auf dem Mini. Dazu werden dann kurze Jacken getragen, die zum Beispiel plissiert sein können oder aus Leder.

Auch in der Mode vom Moschino bleiben Röcke und Kleider kurz. Ballonformen oder Trapezlinien werden bedruckt, bestickt, mit Ketten oder Pailletten dekoriert. In dem italienischen Modehaus pflegt man stets einen ironischen Blick. So wird eine Variation des berühmten Chanel-Kostüms mit einer doppelreihigen Perlen-Borte versehen: Im Original gehören die Perlen als Kette um den Hals. Bei einem Kleid tauschen Vorder- und Rückteil die Plätze. Bei einem anderen Modell taucht das legendäre Peace-Symbol als raffiniert eingearbeitete Trägerlösung auf.

Auf ein Spiel mit männlichen und weiblichen Bekleidungselementen lässt sich hingegen die neue Kollektion von Roberto Cavalli ein. Der Designer aus Florenz nimmt klassische Herrenhosen und subtrahiert aus ihnen über die zarten, zum Teil bedruckten Chiffon-Stoffe das Maskuline. Dazu kombiniert er dann eine Tunika, die leicht wie ein Schleier wirkt, und einen Blazer. Oder aber Cavalli wählt ein Männersakko und führt es mit einem Bustierkleid zusammen. Ein ganz ähnliches Konzept verfolgt Max Mara. Zu militärisch anmutenden Jacken mit Epauletten und aufgesetzten Taschen empfiehlt das italienische Modehaus feminine, weite Seidenhosen oder Bleistiftröcke. Passend zum Thema bleiben die Farben angeführt von Olivgrün zumeist gedeckt.

Brioni zeigte schließlich am Samstagabend, dass man hier etwas von Schnittkunst versteht. Die Luxusmarke hat ihren Ursprung in der Herrenmaßschneiderei und setzt dieses Wissen in der Damenmode ein, um teils akrobatisch mit Asymmetrien, Kragenlösungen und Trägern zu experimentieren. Das Farbspektrum reicht hier vom Weiß in einem weniger harten, milchigen Ton bis hin zu tiefen Braunnuancen.

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