Trauer

"Hansi hat sein Ende geahnt..."

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Vier Jahre begleitete Elisabeth Schneyder den Rock-Poeten Hansi Lang. Am Sonntag starb er in ihren Armen.

(c) Lisi NiesnerEr wirkte unangepasst, rau und entrückt. Musiker, Schauspieler und Autor Hansi Lang wird für viele ein Mythos bleiben. Am Sonntag verstarb die Legende, der Falco-Freund und Amadeus-Gewinner überraschend an einem Schlaganfall. Die letzten Jahre hatte er, nach Drogensucht und Armut, dank einer Frau Halt gefunden.

Die 45-jährige Journalistin Elisabeth Schneyder ging mit Lang als Lebensmensch und Managerin vier Jahre durch mehr Höhen und weniger Tiefen. In MADONNA spricht Schneyder über die letzten Tage, Todesahnung und Langs Leben für die Musik.

Ihr Lebensgefährte Hansi Lang ist am Sonntag an einem Schlaganfall gestorben. Wie haben Sie seine letzten Tage erlebt?

Elisabeth Schneyder: Ich war von Donnerstag weg, als er im Studio den Schlaganfall hatte, bei ihm im Krankenhaus. Es kam alles völlig überraschend. Jeden Tag ging es mehr und mehr rapide bergab. Ich habe nur versucht, die Ruhe zu bewahren. Er ist dann am Sonntag einfach eingeschlafen, gestorben – wie ein Fade-out

Gab es Anzeichen, dass es ihm schlecht ging?
Schneyder:
Ich habe mich das auch gefragt. Er hatte Rückenschmerzen und in Frankreich, wo wir noch die Woche davor waren, war er leicht verkühlt. Aber die Ärzte meinen, er war völlig gesund und der Schlaganfall ist einfach so passiert. Nur der Hansi selber hat noch einen Tag vor seinem Tod gemeint, dass er nicht mehr viel Zeit hätte 

Sie meinen, er hat es geahnt?
Schneyder:
Ein paar Wochen vorher ist er zu mir gekommen und hat mir ein Lied gezeigt, dass jetzt auch auf der neuen „Slow Club“-CD drauf sein wird. Es heißt: Is this the way to say Goodbye? Es klingt wie ein Abschiedsbrief. Das ist uns total eingefahren. Er meinte, ob er – wie Falco mit Out of the Dark – vielleicht eine Vorahnung hat. „Warum ist das aus mir herausgeflossen?“, hat er gefragt. Ich hab das weggeblödelt, weil ich davon nichts wissen wollte.

Hansi Lang hatte ein turbulentes, teils exzessives Leben. Wie ging es ihm zuletzt?

Schneyder: Er war voller Tatendrang, hat mir ständig von neuen Ideen erzählt. Ich mache ja seine PR-Arbeit. Wir waren heuer in Kuba auf Urlaub, die Zeit war die glücklichste überhaupt. Nächsten Juni wollten wir wieder hin und der Hansi hat schon Kontakte zu Musikern dort geknüpft, wollte ein Album aufnehmen. Natürlich ist er älter geworden. Hansi hatte immer Kraft und er merkte, dass sie weniger wurde. Aber er war gesund!

Wie haben Sie ihn denn kennen gelernt?
Schneyder:
Wir kennen uns, seit ich 16 Jahre alt bin. Es gab nicht viele Lokale, wo man unterwegs sein konnte, und da sind wir uns über den Weg gelaufen. Er war nur ein guter Freund, damals.

Und wie wurde aus dieser Bekanntschaft eine Beziehung?
Schneyder:
Nach meiner Scheidung, da war ich völlig am Ende, haben wir uns zufällig in einem Café getroffen. Er hat mich gefragt, wie es mir geht – und ich habe ihm mein Leid erzählt. Er hat sich immer wieder die gleiche Geschichte angehört und zu jedem Problem die passende Antwort gehabt. Und als das erste Slow-Club-Album da war, hat er mich gebeten, für ihn PR zu machen. Er hat mir das zugetraut, in einer Zeit, wo ich mir nichts zugetraut habe. Der Hansi konnte mir immer die Angst nehmen.

Was war er für ein Mensch?

Schneyder: Er hasste Smalltalk und brauchte nur wenige Leute um sich. Er wollte aber nie jemanden verletzen. Hansi war sehr intelligent, hat sich jede Situation aus jedem Blickwinkeln angeschaut und dann einen Satz gesagt, der genau in die Mitte getroffen hat. Und sein ganzes Leben bestand aus Musik. Seine Musik soll auch bleiben, weil da steckt er mit seiner ganzen Seele drin. Und bleibt damit nah bei mir...
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