Schmetterlinge im Bauch

So verlieben wir uns

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Man sagt die „Chemie muss stimmen“, die Pheromonmuster müssen aufeinanderpassen, aka man muss sich „riechen“ können. Aber Verlieben ist viel mehr als das. 

Es beginnt mit physischer Anziehung, mit der Optik, und geht schließlich tiefer. Man fühlt sich wohl in der Gegenwart des anderen, genießt die gemeinsame Zeit. Aber dennoch kann die Wissenschaft etwas Licht ins Dunkel bringen, dahingehend was im Gehirn vor Sicht geht, wenn dieses seltsam-aufgeregte und warme Gefühl in uns aufsteigt und wie lange es braucht sich zu verlieben.

Heterosexuelle Pärchen

Laut einer Studie, die 2013 von YouGov und der Datingseite eHarmony durchgeführt wurde, lassen sich Männer und Frauen unterschiedlich lange Zeit um die emotional gewichtige Phrase „ Ich liebe dich“ auszusprechen. Bei den Herren der Schöpfung wird die Liebeserklärung durchschnittlich an Tag 88 der Zeitrechnung nach dem ersten Date gemacht, während die Damenwelt im Durchschnitt deutlich später dran ist, nämlich erst nach 134 Tagen. Eine weitere Studie der Datingseite Elite Singles fand bei einer Befragung im Jahre 2017 heraus, dass 61 Prozent der Frauen im Vergleich zu 72 Prozent der Männer an Liebe auf den ersten Blick glauben.

LGBTQIa2S+

Unglücklicherweise sind andere Beziehungsmuster bisher nur sehr marginal erforscht, allerdings ergab eine Befragung von 38 lesbischen Frauen im Jahre 2000, dass diese ihre Liebe oder Verpflichtung der Partnerin gegenüber nach sechs Monaten bekundeten. Aus einer Umfrage von Match.com 2013 ging hervor, dass 65 Prozent homosexueller Männer und 60 Prozent homosexueller Frauen an Liebe auf den ersten Blick glauben.

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Was passiert im Oberstübchen?

Verliebtsein und Liebe sind nicht eins zu eins dasselbe: Neurologisch betrachtet entstehen die Gefühle, die wir mit Verliebtsein verbinden durch Dopaminausschüttung. Das Dopamin wiederum aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn. Dabei kommt es zu Prozessen und Euphorie, wie sie auch bei einigen Drogen auftreten. Oftmals ist es dafür laut Studien schon ausreichend die Partner*in nur zu sehen. Wenn diese Stimulationen ausbleiben, kann es zu Symptomen wie bei einem Entzug kommen. Die Ausschüttung der Hormone Oxytocin – das Kuschelhormon – und Vasopressin sind eher mit der langfristigen Bindung an einen anderen Menschen verbunden. Auch sie aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn, welches sie von ihrem Ursprungsort innerhalb von Sekundenbruchteilen erreichen. Doch es ist ebenfalls der Cortex, die Großhirnrinde, beteiligt, wo gewisse Erinnerungen abgespeichert werden. Vereinfacht gesagt entsteht Liebe also auf Basis von schönen und zärtlichen Erinnerungen. 

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36 Fragen um sich zu verlieben

Allerdings werden diese Hormone nicht einfach so ins System Körper gefeuert, sobald man auf eine potentielle bessere Hälfte trifft, man muss den anderen zuerst einmal kennenlernen. Psychologe Arthur Aron hat dazu einen Fragenkatalog erstellt, der Menschen dabei helfen soll sich schneller näher zu kommen und sich infolge auch schneller ineinander zu verlieben. Diese „36 Questions That Lead To Love“ erfordern, dass zwei Menschen sich verletzlich zeigen und Lebenserfahrungen miteinander teilen. So kann Intimität entstehen. Es handelt sich dabei um komplexe Fragen, die Zeit und emotionale Energie beanspruchen. Doch funktioniert das wirklich? Infolge von Arons Studie 1997 hatte tatsächlich eine Vielzahl der Proband*innen Schmetterlinge im Bauch, ein Paar gab sich sechs Monate später sogar das Jawort. Die New Yorker Journalistin Mandy Len Catron wagte neugierig geworden den Selbstversuch. Das Resultat: Sie ist heute glücklich liiert mit ihrem Gesprächspartner, den sie damals nur vage aus Studienzeiten kannte. Das Pro7-Format Galileo stellte Arons Konzept ebenfalls auf die Probe und wieder traf mindestens eins der paare sich auch nach der Show weiter. Allerdings zeigte sich auch, dass auch ein sehr persönliches Gespräch grundlegende Antipathien nicht ausmerzen kann. Vielmehr offenbaren die fragen dann, dass manche Personen im Hinblick auf eine romantische Beziehung unüberbrückbare Differenzen aufweisen.

Außen hui, innen Pfui und andersrum

Egal wie strahlend schön uns unser Gegenüber scheint, am Ende kann auch das hübscheste Gesicht oder der trainierteste Körper nicht wettmachen, woran es  zwischenmenschlich hapert. Nichtsdestotrotz führten bei einer Studie 71 Prozent der Teilnehmenden an, dass ihre Partner*in exakt ihren optischen Vorstellungen entsprechen würde. Während 73 Prozent der befragten Männern dies angaben, waren es bei den Frauen mit 68 Prozent etwas weniger. 

App sei Dank

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Mit dem rasanten Aufstieg der Dating Apps, insbesondere im Zuge der Corona Pandemie 2020, verliebten sich Menschen ineinander, die zum Teil hunderte Kilometer trennten und die sich nie persönlich kennengelernt hatten. Eine Umfrage der Dating App Bumble 2021 ergab, dass nun 67 Prozent der Menschen der Annahme zustimmten, es sei möglich sich in jemanden zu verlieben, den man zuvor nie im analogen Leben getroffen hatte. Technologie und Digitalisierung wirken inzwischen bis in die intimsten Lagen des menschlichen Beziehungslebens hinein.

  

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