Die Chefkupplerin

Elizabeth T. Spira im MADONNA-Talk

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Seit 1997 suchen Menschen über „Liebes­g’schichten und Heiratssachen“ die Liebe fürs Leben: Elizabeth T. Spira (75) ist Chefkupplerin und ­Quotenkönigin zugleich. Ein Erfahrungsbericht.

Roswitha, 54-jährige Verkäuferin, suchte im Vorjahr in der Sendung von Elizabeth T. Spira „einen Lebenspartner bis zum Ende unserer Tage. Ich bin nicht so fürs Wechseln.“ Sie sehnte sich nach einem Mann, der eine Beziehung ernst nimmt und sie auch gerne heiraten würde. Dank der Liebesg’schichten und Heiratssachen ging der Wunsch der Innsbruckerin in Erfüllung: „Das Leben ist viel schöner zurzeit!“ Roswitha ist eine der Kandidatinnen und Kandidaten, die in der Auftaktsendung der aktuellen Staffel, die traditionell einen Rückblick auf erfolgreiches Liebeswerben, aber auch gescheiterte Beziehungsversuche bietet, vorgestellt werden (16. Juli, 20.15 Uhr, ORF 2).
Publikums-Hit. Spira kuppelt, heißt es auch in diesem Sommer wieder. Bereits zum 22. Mal in Folge präsentiert die Quotenkönigin des ORF im Juli und August in ihren Sendungen einsame Herzen, Menschen auf der Suche nach einem Lebenspartner. Im vergangenen Jahr verfolgten bis zu 1,225 Millionen Seherinnen und Seher die ORF-Kuppelshow. In den bisher 212 Folgen der Liebesg’schichten und Heiratssachen wurden 1.043 Singles porträtiert und vorgestellt, mindestens 212 von ihnen fanden ihr Liebesglück. Insgesamt 46 Paare gaben einander das Jawort, darunter fünf gleichgeschlechtliche Paare, die ihre Partnerschaft auch offiziell eintragen ließen. Zudem erblickten vier Liebesg’schichten-Babys das Licht der Welt. „Zumindest wissen wir von diesen vier Babys, wir haben ja nicht mehr zu allen Kandidaten Kontakt“, verrät Spira.
 
Kuppelboom. Von Bauer sucht Frau (ATV, RTL) über die diversen Varianten von Bachelor und Bachelorette (RTL) bis hin zum Nacktdating im Paradies (Puls 4, Pro 7) – Kuppelshows erleben im TV einen absoluten Boom. Und die ungekrönte Königin unter Amors Boten ist Spira. In den zuschauerschwachen Sommermonaten beschert sie dem ORF ein Millionenpublikum. Ihre Liebesg’schichten und Heirats­sachen belegen auch in den Hitparaden mit den Jahresquoten Spitzenplätze. Meist nur geschlagen von Österreich heute und Zeit im Bild, Skirennen und Fußballübertragungen, Wahlsendungen, dem Neujahrskonzert und der Opernballeröffnung.
Privatleben. Spiras Geheimnis ist das Zuhören. Sie tritt bei den Interviews selbst nicht in Erscheinung, ist in keiner einzigen Einstellung im Bild zu sehen, stellt ihre Fragen aus dem Off. Dafür zeigt sie die Kan­didaten in deren gewohnter Umgebung, der eigenen Wohnung oder bei einem Spaziergang in der Umgebung. So entsteht nicht nur der Eindruck einer gewissen Privatheit, sondern auch eine Art Vertrauen – zwischen den Protagonisten der Sendung und den Zuschauern zu Hause vor den TV-Schirmen. Außerdem kommen die Kandidaten aus einer Lebenswelt, die dem Fernsehpublikum vertraut erscheint.
 
Ehrliches Leben. Ähnlich funktioniert das auch bei Bauer sucht Frau. Der Kölner Medienexperte Prof. Dr. Jo Groebel kommentiert das in einem Interview zur RTL-Version so: „Bei Bauer sucht Frau wird noch das wahre Leben gezeigt, da ist noch nicht das Getue vorhanden, das manchen Menschen auf die Nerven geht. Es befriedigt die Sehnsucht nach ehrlichen Lebensformen und geht zurück zur Natur und somit zu unseren Wurzeln.“

Privatleben. Spira findet ihr Publikum dann auch quer durch alle Gruppen, egal ob alt oder jung, ob ländlich oder urban, ob Frau oder Mann, ob mehr oder weniger gebildet. Anders lassen sich die Topquoten nicht erklären. Nur Sendungen, die in der Bevölkerung möglichst breit punkten, erzielen Spitzenwerte. Auch Bauer sucht Frau zählt bei ATV zu den Topformaten. Liebesg’schichten-Macherin Spira fürchtet nur eines: zu heiße Sommerabende. Denn dann sind Schwimmbäder und Ba­deseen, Heurige und Gastgärten ihre ­Konkurrenz. Nicht immer gelingt dann der Sprung über die Millionen-Quoten-Hürde …
 
Elizabeth T. Spira über ihre „Liebesg’schichten“
ORF-Quotenkönigin Elizabeth T. Spira (75) präsentiert ab 16. Juli ihre 22. Staffel des ORF-Hits Liebesg’schichten und Heiratssachen, der regelmäßig ein Millionenpublikum vor die TV-Schirme lockt. Spira bezeichnet sich selbst als „Geschichtenerzählerin“. Als Expertin in Sachen Liebe sieht sie sich trotz der mehr als 210 Sendungen nicht. Die Chefkupplerin des ORF im MADONNA-Talk.
 
Frau Spira, Sie präsentieren zum 22. Mal ihre „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ im ORF. Wie haben sich in diesen Jahren die Liebesgeschichten, die Menschen, die einen Partner suchen, verändert?
Elizabeth T. Spira: Sagen wir so, die Menschen kommen mir jünger vor, weil ich einfach älter geworden bin. Ich habe mich einfach verändert, denn ich mache die Liebesg’schichten seit mehr als zwanzig Jahren, und vor zwanzig Jahren war ich nicht so alt wie jetzt, und daher sehe ich das jetzt auch ein bisschen anders. Aber gleichzeitig habe ich schon so ein bisschen das ­Gefühl, dass die Liebe mehr zu einem Konsumartikel geworden ist. Das Abenteuer Liebe ist ja etwas ganz Feines und Tolles, aber viele Menschen wollen das nicht mehr selbst suchen, sondern es einfach haben, konsumieren. Zwar kaufen sie diese Liebe nicht, aber es muss ihnen sozusagen wer anderer helfen. Das ist für mich seltsam. Wir wissen alle, wie man sich verlieben kann, egal ob man schön oder hässlich ist, ob reich oder arm, jeder kann sich verlieben. Heute wollen sich aber viele Menschen offenbar nicht mehr auf dieses Gefühl einlassen, ihrem Gefühl nicht mehr vertrauen.

Merken Sie eine solche Veränderung auch bei Ihren Kandidaten?
Spira: Nein, auch wer über das Fernsehen einen Partner sucht, braucht ­eine gewisse Warmherzigkeit, eine bestimmte Begabung, sich zu freuen, wenn er jemanden trifft, den er be­eindrucken will. Wir können nur die Menschen und ihr Umfeld zeigen, aber wie er oder sie dann mit der Dame oder dem Herrn umgeht, das muss er schon selber wissen. Leider gibt es manche Menschen, die in dieser Hinsicht unbegabt sind. Aber die hat es immer gegeben. Das hat nichts mit Äußerlichkeiten, mit Schönheit oder Geld zu tun, sondern ist einfach eine Frage zwischen den einzelnen Menschen. Das kennen wir alle selbst, dass wir manche Menschen mehr mögen und andere weniger.
 
Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Kandidatinnen und Kandidaten aus?
Spira: Das erste Kriterium ist eine Auswahl nach Bundesländern, wir können nicht nur Kandidaten aus Wien herzeigen. Dann nach ihren ­Berufen und Lebensgeschichten. Wir brauchen einen Mix, es sollen verschiedenste soziale Gruppen dabei sein, sonst wird es langweilig.

Ist es heutzutage leichter geworden, Kandidaten zu finden?
Spira: Ich habe nicht den Eindruck, das war immer ähnlich. Aber die Kandidaten sind generell ein bisschen jünger geworden, vermutlich auch, weil sich die Lebensgeschichten der Menschen geändert haben, z. B. die Zahl der Scheidungen.
 
Sie haben auch Männer gezeigt, die Männer gesucht haben, und Frauen, die eine Frau suchten?
Spira: Ja, das war mir wichtig. Ich wollte einfach zeigen, das gehört zum Leben dazu und ist ganz normal. Aber in den vergangenen Staffeln hatten wir kaum noch homosexuelle Kan­didaten. Da gibt es jetzt vermutlich ­andere Kanäle.
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