Mein perfekter Tag

Von MEINEM perfekten Tag

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Hm. 10 Stunden Schlaf. Sonnenstrahl blinzelt durchsFenster. Und zwinkert mich an. Und küsst mein Gesicht. Der Eine blinzelt neben mir.

Und zwinkert mich an. Und küsst mein Gesicht.

Langsam wach werden und das schrille Weckerpiepsen überhaupt gar nichtvermissen. Linken Arm und rechtes Bein so weit von einander entfernen,wie nur möglich. Rechten Arm von linkem Bein so weit von einanderentfernen, wie nur möglich. Dabei „Uuuaaaaah“ machen. Räkeln undgrunzen bis die Augen lieber auf bleiben. Statt zuzufallen. Dann einweiches Frühstücksei essen. Und mit dem Schwarzbrot ins Eigelb tunken.Afrikanischen Kaffee schlürfen und den Milchbart wegküssen lassen. Einbisschen rot werden vor Freude. Und danach ein bisschen wild. Die Formvon Wildheit, wie sie sich Väter für ihre Töchter nicht vorstellenmögen.

Nach der Wildheit werfe ich ein kleines Kleid über und rede mitmeinen Blumen. Und zupfe und rupfe mit meinem grünen Daumen und denanderen Fingern Welkes ab. Kosmetische Behandlung für meine Pflanzen.Um mich an ihrer Schönheit und Vollkommenheit zu freuen. Wenn ich michausgiebig gefreut habe, gönne ich mir selbst ein bisschen Kosmetik. MitGemüse im Gesicht und Obst im Mund. Und ich lackiere mir mit rosa Farbesüße Füße.

Eine Sanftheit überkommt mich zur Mittagsstunde. Und sokuschle ich mich an den Einen und flüstere liebe Sachen. Und kriegeliebe Sachen geflüstert. Wie in kitschigen Kinofilmen. Welche ichausdrücklich mag. Wenn das Schmusen zu jedermanns Zufriedenheitausreichend ausgeübt wurde, schlüpfe ich in meine Turnschuhe und laufelos. Ein paar Mal um den kleinen See herum. Das macht mir einen heißenKopf und müde Beine und gute Laune.

Unter der Dusche singe ich laut einLied. Und beim Abtrocknen ein Neues. Und beim durchs Haus schlendernnoch ein Neues. Und dann werfe ich die Karaokemaschine an und verbringeZeit mit mir und dem Mikrofon und der Musik. Als wäre ich ganz alleinauf der Welt. Wenn ich vom Alleinsein genug habe, gucke ich kurz, ob esdem Einen gut geht. Und dann ein bisschen aus dem Fenster.

Auf derTerrasse sehe ich meine große, weiße und weiche Hängematte. Von derlasse ich mich an Sommertagen unheimlich gerne in den Arm nehmen. Jetztauch. Und dann schwinge ich ein bisschen. Und singe noch ein bisschen.Und dann singt mein Bauch. Aber nicht so schön. Deswegen gucke ich, wasder Kühlschrank kostbares feil bietet, verhandle ein bisschen mitmeinen Fernsehköchen in den Büchern und feuere den Gasherd an. Dabeihalte ich mir doll die Daumen, dass das was Leckeres wird. Freue mich,wenn’s klappt. Und wenn nicht, auch. In diesem Fall lache ich michfröhlich ein bisschen aus. Und dekoriere das Essen wenigstens hübsch.Mit sehr vielen Kräutern. Thymian am liebsten. Oder auch Rosmarin.

BeimIngwertee recherchiere ich im Internet, ob es im Zoo gerade Tierbabysgibt. Wenn ja, fahre ich mit meinem kleinen Kleid, einem großen Helmund dem Roller dahin. Ich schlendere durch den Tierpark zu den Gehegenmit den frisch Geschlüpften. Und bin die ganze Zeit sehr gerührt. Undsehr glücklich.

Gegen Abend tausche ich das kleine Kleid gegen einlanges Kleid, gerne mit Blumen drauf. Dann spazieren wir zu unseremKino. Ein feiner, kitschiger, englischer Liebesfilm in Originalfassung.Ich esse salziges Popcorn und trinke einen Eimer Limonade. Und fragealle zwei Minuten, was die denn jetzt zu dem gesagt hat. Weil ich esnicht verstanden habe. Der Eine erklärt es mir alle zwei Minuten. Unddafür bin ich noch ein bisschen verliebter.

Um Mitternacht mitlächelnden Mundwinkeln ins Bett plumpsen. Mit meinem Gott reden. AnLebendige und nicht mehr Lebendige denken. Die, die jetzt im Himmelwohnen. Danke sagen. Den leuchtenden Mond als Nachtwächter mit in dieTräume nehmen. Einen Kuss Richtung Himmel und Richtung Mondgesicht.Einen Kuss Richtung seinem Gesicht. 10 Stunden Schlaf. Hmmmm. Meinperfekter Tag.
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