Neue Wege

Vera Russwurm: ''Irgendwann muss alles zu Ende gehen''

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Zum letzten Mal talkte Vera Russwurm in dieser Woche in ihrem ORF-Format. Nach rund 45 Jahren macht die 64-Jährige Schluss mit ihrer regelmäßigen TV-Präsenz. Was sie nun vorhat, verrät die Powerlady in MADONNA.

Es sei keineswegs ein Abschied vom Fernsehen, stellt Vera Russwurm (64) gleich zu Beginn des MADONNA-Talks fest. „Es macht nur aus der Sicht der Lebensplanung nach rund 45 Jahren im ORF und knapp 30 Jahren mit einer wöchentlichen Talkshow einfach Sinn, jetzt einmal lockerzulassen.“ Sie wird also weiterhin – „zwei, drei Mal im Jahr“ – im TV zu sehen sein, mit dem regelmäßigen und legendären „Vera“-Talk ist allerdings wirklich Schluss. „Irgendwann muss alles zu Ende gehen und ich denke, es sollte so zu Ende gehen, dass ich auch noch Zeit habe, mein Leben mit meinem Mann zu genießen“, so Vera im Gespräch über ihre unvergleichliche Karriere, den Wandel der TV-Landschaft und das Star-Sein, das die dreifache Mutter und inzwischen auch Großmutter stets genossen hat.

Mit welchem Gefühl sind Sie in Ihre letzte Sendung gegangen – mit ein wenig Wehmut?
Vera Russwurm:
Witzigerweise überhaupt nicht, wahrscheinlich auch, weil diese letzte Show unglaublich viel Arbeit war. (lacht) Und weil es mich letztlich froh macht, dass ich diese Entscheidung getroffen und die Zügel meines Lebens selbst in die Hand genommen habe. Aber vielleicht muss man mich in einem halben Jahr fragen, ob mir der wöchentliche Druck und all das abgeht.

Sie haben 45 Jahre Fernsehgeschichte hautnah miterlebt. Wie sehen Sie den Markt heute im Vergleich zu der Zeit als Fernsehen noch
etwas richtig Großes war?
Russwurm:
Darüber könnte ich jetzt seitenlang referieren. Das Fernsehen hat natürlich massiv an Bedeutung verloren, weil heute durch das Internet ja jeder zu jeder Zeit schauen kann, was er möchte. Keiner der Sender hat – abgesehen von Wahlen, Sportevents wie WM etc. – die Kraft, die einst das Fernsehen hatte. Als ich begonnen habe und auch dann noch in den 1980er- und 1990er-Jahren, war eine Unterhaltungssendung im ORF am nächsten Tag überall Thema. Weil sie wirklich fast jeder gesehen hatte. Es gab ja keine Alternativen. Da lag natürlich eine ganz andere Spannung in der Luft, wenn du beim TV gearbeitet hast. Heute ist das nichts mehr Besonderes für die Menschen. Man kennt dich zwar, aber heute kann ja jeder selbst sein eigener Star sein, wenn er sich ins Netz beamt.

Vera Russwurm und Hans-Jürgen Bäumler bei der Moderation einer TV Spielshow, 1988

Vera Russwurm und Hans-Jürgen Bäumler bei der Moderation einer TV Spielshow, 1988

© Getty Images
× Vera Russwurm und Hans-Jürgen Bäumler bei der Moderation einer TV Spielshow, 1988

Sie waren jedoch bereits ein Star, als das noch sehr wenigen gelang. Waren Sie das immer gerne?
Russwurm:
Eigentlich fast immer, weil die Menschen, die dich mögen, sehr herzlich auf dich zukommen, und ich auch nie beschimpft oder negativ angegangen worden bin. Man spürt natürlich, wenn dich jemand nicht mag – und auf der Uni im Medizinstudium gab es Professoren, die gesagt haben: „Wenn Sie Medizin studieren wollen, brauchen sie nicht im Fernsehen sitzen.“ Aber sonst waren die Leute immer so nett zu mir, dass es immer eine Freude war, bekannt zu sein. Wobei es eine lustige Geschichte gibt: als ich 1979 als „Tritsch Tratsch“-Mädchen beim Fernsehen begann, bekam ich nach jeder Sendung unglaublich viel Post mit Komplimenten, Autogramm- und Date-Anfragen. Nur Positives, über das ich mich natürlich gefreut habe. Jahre später hat mir der Sendungsverantwortliche gestanden, dass er die negativen Briefe aussortiert und mir nicht weitergeleitet hat, weil er Sorge hatte, dass ich dann aufhöre. (lacht) Und das hätte ich ganz bestimmt, weil ich ja gar nicht im Sinn hatte, eine TV-Karriere zu machen. Ich wollte nur Medizin studieren und habe das einfach als lustiges Hobby betrachtet.

Sie sind Mutter von drei Töchtern, zählten zu den ersten Frauen, die man „Karriere-Mütter“ nannte. Wie ließ sich das in der damaligen Zeit vereinbaren?
Russwurm:
Meine Oma hatte fünf Kinder. Als ich mit meiner ersten Tochter schwanger und natürlich ganz aufgeregt war, hat sie zu mir gesagt: „Das ist das Normalste der Welt, du bist nicht krank – arbeite weiter.“ (lacht) Und so habe ich es bei allen drei Schwangerschaften ­gemacht, weil sie zum Glück auch völlig unproblematisch verlaufen sind. Dass ich mit dem dicken Bauch im Fernsehen zu sehen war, hat bei meinem ersten Kind total polarisiert. Die einen fanden es cool, die anderen haben sich fürchterlich aufgeregt. Heute ist das Gott sei Dank überhaupt kein Thema mehr.

Tat Ihnen die Kritik daran damals weh?
Russwurm:
Nein, für mich war es so beglückend, Mutter zu werden, dass ich völlig unangreifbar war.

Es war einmal Thema, dass Sie in die Politik gehen. Haben Sie die Absage bereut?
Russwurm:
Nein. Es gab verschiedene Angebote, das Reizvollste war ohne Frage, das Gesundheitsministerium zu führen. Ich habe das nicht in der Sekunde abgesagt, mir recht viel Bedenkzeit erbeten, dann aber letztlich doch abgelehnt, weil ich erkannt habe, dass sich das mit den drei Kindern einfach nicht ausgeht. Wenn du ein politisches Amt auf bundesweiter Ebene innehast, bist du nicht mehr Herr deiner eigenen Zeit – das ist beim Fernsehen schon anders.

Ausnahme-Ehe: Im nächsten Jahr feiern Russwurm und „Metropol“-Chef und Produzent Peter Hofbauer (77) 40. Hochzeitstag.

Ausnahme-Ehe: Im nächsten Jahr feiern Russwurm und „Metropol“-Chef und Produzent Peter Hofbauer (77) 40. Hochzeitstag.

© Getty Images
× Ausnahme-Ehe: Im nächsten Jahr feiern Russwurm und „Metropol“-Chef und Produzent Peter Hofbauer (77) 40. Hochzeitstag.

Nicht nur Ihre Kinder, sondern auch Ihre Ehe war Ihnen immer sehr wichtig. Gab es auch schwierige Zeiten?
Russwurm:
Ja, durchaus – als die Kinder noch klein waren und im Vordergrund standen. Dann noch die Jobs dazu ... Da blieb für uns sehr wenig an Zeit über. Wir haben dann eigene Date­-Zeiten eingeführt, wo wir uns als Paar etwas ausgemacht haben. Und – das ist sicher auch ein Geheimnis: Wir haben uns immer unseren Humor behalten.

Stichwort Geheimnis: Unoperierte Gesichter sind im Fernsehen heute eine Seltenheit. Haben Sie je etwas machen lassen?
Russwurm:
Botox habe ich schon in der Stirn – damit habe ich aber erst mit Mitte 50 angefangen. Ein bisschen spät für die heutigen Zeiten. (lacht) Und eine Augenlidstraffung habe ich machen lassen, sonst nichts. Weil ich sonst eigentlich immer recht zufrieden war.

Wenn wir uns in zehn Jahren treffen – was möchten Sie sagen können?
Russwurm:
Dass mein Mann und ich so gesund sind wie jetzt. Ich habe weitere fünf Enkelkinder bekommen, habe die Zeit gut genutzt – und ich habe eine schöne Fernseh-Show, die ein paar Mal im Jahr läuft. Das wäre schön. (lacht) 

Das ganze Interview finden Sie in der MADONNA PREMIUM Ausgabe vom 2. Dezember.

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