Saisonstart

Kristina Hammer: Präsidentin der Salzburger Festspiele im Talk

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Zum zweiten Mal finden die Festspiele unter der Ägide von Kristina Hammer statt. Das große MADONNA-Interview mit der neuen Präsidentin.   

Es sind keine einfachen Zeiten, in denen sich die Topmanagerin mit Deutscher und Schweizer Staatsbürgerschaft als Nachfolgerin von Helga Rabl-Stadler beweisen muss. Der Pandemie folgen wirtschaftliche Herausforderungen, denen sich Powerlady Kristina Hammer (54) jedoch gerne stellt – und Kritiker:innen zum Trotz bis zum 31. August ein fulminantes Festspiel-Programm liefert. Das Interview mit der Karrierefrau, die schon als Kind ein Faible für die Arbeit hinter den Kulissen eines Kulturbetriebs hatte – und nun einem der weltweit angesehensten vorsteht.

Mit welchen Gefühlen starten Sie heuer das Festival? Inwiefern unterscheiden sich diese – vielleicht auch in Sachen Nervosität – vom letzten Jahr?
Kristina Hammer: Ich gehe mit viel Zuversicht in die zweite Festspielsaison. Zum einen, weil die Pandemie dieses Jahr kein Thema mehr ist, und zum anderen, weil der gute Vorverkauf für den heurigen Sommer, gepaart mit einem interessanten und vielversprechenden Programm, die Vorfreude hebt.

Wie lautete Ihr Fazit nach Ihrer ersten Festspielsaison – und was möchten Sie heuer vielleicht anders machen?
Hammer: Es war eine erfreuliche erste Festspielsaison. Mit einer Auslastung von 96 Prozent haben wir fast den Allzeitrekord aus 2019 gebrochen. Auch ist es gelungen, die Wirtschaftlichkeit der Festspiele weiterhin zu sichern, was bei einem Eigenfinanzierungsgrad von fast 75 Prozent von erheblicher Bedeutung ist. Dies gelang dank der Verlängerung bestehender sowie dem Abschluss neuer Sponsorenverträge und dem Finden von Mäzenen für wichtige Zukunftsthemen wie Jugendarbeit und Digitalisierung. Dank der größten einzelnen mäzenatischen Zuwendung seitens Dr. Hans-Peter Wild in der über 100-jährigen Festspielgeschichte werden wir in den nächsten Jahren ein Festspielzentrum bauen können. Ein Begegnungsort, in welchem sich Alltag und Kunstraum das ganze Jahr über verbinden können.

Kristina Hammer: Präsidentin der Salzburger Festspiele im Talk
© SF/ Erika Mayer
× Kristina Hammer: Präsidentin der Salzburger Festspiele im Talk
 

Wie kann man sich Ihren persönlichen Tagesablauf derzeit vorstellen – wie stressig ist Ihr Beruf wirklich?
Hammer: Es ist in meinen Augen viel mehr eine Berufung als ein klassischer Beruf und natürlich ist es kurz vor und während der Festspielzeit ein Engagement, das sicherlich nicht nach „klassischen“ Stunden und Tagen gemessen werden darf. Aber diese physische und psychische Investition kommt tausendfach zurück durch die Zusammenarbeit mit einem großartigen Team und wunderbaren Künstlern.

Spüren auch die Salzburger Festspiele, dass wir uns in wirtschaftlich turbulenten Zeiten befinden?
Hammer:
Wir leben in einer Zeit multipler Krisen und Teuerungen, die dazu führen, dass das Geld weder beim Publikum noch bei Sponsoren, Mäzenen oder Förderern locker sitzt. Umso wichtiger ist es, dass wir heuer unsere Ticketpreise nur sehr moderat angehoben haben und dies auch ausschließlich in den oberen Kategorien. Die Hälfte unserer Tickets, welche wir zu Preisen zwischen 5 und 115 Euro verkaufen, sind davon nicht tangiert. Beim Umgang mit Förderern, Mäzenen und Sponsoren setzen wir auf Partnerschaft und einen individualisierten Ansatz, so dass beide Seiten möglichst viele auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Vorteile daraus ziehen.

Kristina Hammer: Präsidentin der Salzburger Festspiele im Talk
© SF/ Erika Mayer
× Kristina Hammer: Präsidentin der Salzburger Festspiele im Talk
 

Sie waren in Managementpositionen in Deutschland, Österreich und England ­tätig, inwiefern unterscheidet sich die Funktion als Festspielpräsidentin?
Hammer: In einer kulturaffinen Familie aufgewachsen, bin ich von Kindheit an unzählige Male – im In- und Ausland – in Opernhäusern, Konzertsälen und Theatern gesessen. Was mich dabei interessiert hat, war von Anfang an nicht allein die Auseinandersetzung mit den Werken, den Inszenierungen und den Leistungen der Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne und im Orchestergraben. Was mich immer mindestens ebenso sehr fasziniert hat, war der Betrieb dahinter. Alles, was es tatsächlich braucht, damit ein Haus wie dieses funktionieren kann. Die Vielzahl an Tätigkeiten, von denen jede einzelne auf Können, Handwerk, Kunstfertigkeit und Inspiration basiert –, und die erst im perfekt aufeinander abgestimmten Zusammenspiel ein wirklich künstlerisch hochklassiges Werk möglich machen. Es hat zu den interessantesten Erfahrungen meines Lebens gehört, als ich im Rahmen meiner Tätigkeit im Vorstand der Freunde der Züricher Oper dieses kreative Miteinander erstmals auch persönlich miterleben durfte. Aus meiner Zeit im Management nehme ich die Erfahrungen mit unterschiedlichen Ländern, internationaler Publikumsansprache sowie verschiedener Kulturen und Führungsinstrumenten mit.

Was sind Ihre persönlichen Kraftquellen?
Hammer: Meine Familie und enge Freunde sowie der Sport.

Prominenz wie Angela Merkel hat sich auch heuer angesagt.  

Prominenz wie Angela Merkel hat sich auch heuer angesagt.  

© SF/ Erika Mayer
× Prominenz wie Angela Merkel hat sich auch heuer angesagt.  
 

Zurück zum diesjährigen Programm: Worauf freuen Sie sich heuer besonders?
Hammer: Das sprengt den Rahmen dieses Interviews, da unser Programm so vielfältig ist und es ein bisserl ist, als würden Sie fragen, welches Kind lieben Sie am meisten.   

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