VON FRAU ZU FRAU

Blick aus der Komfortzone - Frau sein in Afrika

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Um Frauen und Familien in Not zu unterstützen, braucht es vor allem Vertrauen und Empathie. Die Wiener Ärztin Cornelia Wallner-Frisee im Interview über ihr unermüdliches Engagement im Maasai-Gebiet Tansanias, Afrika. 

Seit mehr als zehn Jahren unterstützt die Allgemeinmedizinerin Cornelia Wallner-Frisee im Rahmen der Hilfsorganisation "Africa Amini Alama" im Maasaigebiet Tansanias Frauen und Familien in den Bereichen Gesundheit, Bildung und finanzieller Unabhängigkeit. Gegründet wurde die Initiative von Wallner-Frisees Mutter und ebenfalls Ärztin Christine Wallner im Jahr 2007. Seither entstanden viele erfolgreiche Hilfsprojekte und Partnerschaften.

Blick aus der Komfortzone - Frau sein in Afrika
© Andrea Altemueller
× Blick aus der Komfortzone - Frau sein in Afrika

Vertrauen als Basis. "Vor Ort schaffen wir ein Feld der Stärke und des Vertrauens, in dem Frauen Gehör finden. Im Maasailand ist das nicht selbstverständlich, ganz im Gegenteil", erzählt Wallner-Frisee. International gibt "Africa Amini Alama" Menschen in Europa die Möglichkeit, Familien in Not zu helfen. Über "Africa Amini Life"(africaaminilife.com) gibt es die Option, in die Maasai-Kultur einzutauchen.

LEBENSFREUDE entsteht durch neue Möglichkeiten und Perspektiven, die den Horizont erweitern. 

LEBENSFREUDE entsteht durch neue Möglichkeiten und Perspektiven, die den Horizont erweitern.
 

© Andrea Altemueller
× LEBENSFREUDE entsteht durch neue Möglichkeiten und Perspektiven, die den Horizont erweitern. 

Frau Wallner-Frisee, wie ist die Situation der Frauen vor Ort?

Cornelia Wallner-Frisee: Aus europäischem Blickwinkel betrachtet: unverständlich. Maasai-Frauen werden oft geschlagen, sexuell missbraucht und sind in der Gesellschaft nur dann etwas wert, wenn sie möglichst viele Kinder haben. Sie haben keine Möglichkeit auf Ausbildung, geschweige denn finanzielle oder persönliche Unabhängigkeit. Ein Mann hat mehrere Frauen; die Frauen arbeiten und werden dabei von den Männern "beaufsichtigt". Was in Europa der blanke Horror wäre, ist für Maasai-Frauen weitaus weniger schlimm. Schließlich sind sie nichts anderes gewohnt.

UNABHÄNGIGKEIT und Freude kann z.B. das Erlernen eines Handwerks schaffen. 

UNABHÄNGIGKEIT und Freude kann z.B. das Erlernen eines Handwerks schaffen. 

© Andrea Altemueller
× UNABHÄNGIGKEIT und Freude kann z.B. das Erlernen eines Handwerks schaffen. 

Wie unterstützen Sie Maasai-Frauen, um aus diesen Traditionen rauszukommen?

Wallner-Frisee: Zunächst geht es darum, im Akutfall zu helfen, sodass die Frauen den Weg in die (finanzielle) Selbstständigkeit schaffen -z.B. über finanzielle Starthilfen, die sie nicht zurückzahlen müssen. Eine nachhaltige Veränderung frauenunterdrückender Traditionen funktioniert allerdings nur über Bildung. Es geht darum, dass Mädchen wie Burschen lernen, einander respektvoll zu begegnen. Es geht nicht darum, gegen Männer oder Frauen zu sein. Es geht um eine Erweiterung des Horizonts und der Perspektiven junger Menschen. Es ist so wichtig, dass vor allem Mädchen lernen, dass sie ihr Leben selbst gestalten können und sich nicht den kulturellen Erfordernissen anpassen müssen, um etwas wert zu sein. Damit verändert sich auch das Frau-Sein ganz stark - und nachhaltig. Mittlerweile haben wir es geschafft, dass die Maasai ihre Kinder in die Schule schicken wollen. Auch die Väter sind stolz auf ihre (Schul-)Kinder. Und manche Mädchen werden sogar zu richtigen Emanzen, die wir dann manchmal ein wenig einbremsen müssen (lacht).

BILDUNG ist die Basis von finanzieller und persönlicher Unabhängigkeit. 

BILDUNG ist die Basis von finanzieller und persönlicher Unabhängigkeit. 

© Andrea Altemueller
× BILDUNG ist die Basis von finanzieller und persönlicher Unabhängigkeit. 

Ihre Botschaft an junge Frauen?

Wallner-Frisee: Einem Maasai-Mädchen wünsche ich, dass es die Kraft und Stärke findet, seiner innersten intuitiven Stimme zu folgen und seinen ganz eigenen Weg zu gehen -in Freiheit und mit Selbstvertrauen. Denn dieser Weg ist der richtige. Nimmt dieses eine Mädchen diese Botschaft auf und verbreitet sie, so profitieren auch viele andere Mädchen und Frauen davon. Es ist so wichtig, im direkten Kontakt Vertrauen, Empathie und Wertschätzung zu vermitteln, sodass Frauen in Not die Möglichkeit haben, sich zu öffnen und gehört zu werden. Im direkten Gespräch -von Frau zu Frau - einen Impuls zu geben, der bewirkt, dass eine Frau erkennt, wie viel Kraft sie hat, kann Großes bewegen.
 

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