Nach der Auszeit

Alice Tumler meldet sich zurück

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Fast ein Jahr lang war sie untergetaucht, jetzt meldet sich Alice Tumler aus ihrem Zuhause in Lyon zurück. Was in der Zwischenzeit geschah, wie sie Corona überstand und welche Pläne sie hat. 

Ja, auch sie traf nicht nur die wirtschaftliche Krise mit voller Wucht, sondern auch die Krankheit. Alice Tumler (41), österreichische TV-Moderatorin, vor allem bekannt durch „Die große Chance“ und den 60. Eurovision Song Contest 2015 in Wien, lebt seit vielen Jahren mit ihrem Lebensgefährten Francis Nyock und ihren beiden gemeinsamen Töchtern (9 und 4 Jahre alt) im französischen Lyon. Dort erwischte sie bereits zu Ostern das Coronavirus. Doch nicht allein das veränderte ihr Leben und die Sicht darauf völlig, sondern vor allem andere Erkrankungen, die sie nun in Griff bekommen hat. Im MADONNA-Interview erzählt die sechssprachige Journalistin und Public Speach Coach, die in Frankreich u. a. für „Arte“ arbeitete, wie sie sich selbst half und wie sie nun auch anderen zu einem besseren Leben verhelfen möchte. 
 
Sie haben sich auf Facebook mit den Worten „Ich bin zurück im Leben ... jetzt bin ich eine freiere und glücklichere Frau ...“ zurückgemeldet. Was ist denn zwischenzeitlich passiert? 
Alice Tumler: Ich habe in den letzten Monaten sehr an mir gearbeitet und weiß jetzt, was ich machen will. Zum ­einen habe ich meine Coachingmethode dahin gehend adaptiert, dass ich mich darauf fokussiere, die Persönlichkeit meiner Klienten im Zuge des Coachings in den Vordergrund zu stellen. Es geht mir um Authentizität und das kommt sehr gut an. Zum anderen habe ich mich auf meinen Körper und mich konzentriert, weil es mir wirklich nicht gut ging.  
 
Was war los, was fehlte Ihnen?
Tumler: Zunächst hatte ich so ziemlich alle Lebensmittelintoleranzen und Allergien, die man haben kann – ich konnte praktisch nichts mehr essen. Dann kam eine Depigmentierungskrankheit dazu, wodurch ich um den Mund bis zur Nase hinauf weiße Flecken bekommen habe – und dann bekam ich auch noch Polyarthritis, sprich Gelenksentzündungen.  Daraufhin habe ich alles verändert: Ernährung, Lebensstil und auch den Job. Aber das half nicht wirklich. Also begab ich mich auf die Suche nach psychosomatischen und energetischen Ursachen.  Mittels diverser Methode, wie Familienaufstellung, Energietherapien und so weiter, habe ich so ziemlich alles ausprobiert – und bin da auf vieles draufgekommen, das mich sichtlich belastet hat. Und genau das führt mich zu meinem zweiten Projekt, das sich mit weiblicher Heilkraft beschäftigen wird. „Divine Feminine“ ist in den USA und in Frankreich bereits ein Riesenthema, ich denke, in Österreich noch nicht so. 
 
Womit hat es mit weiblicher Heilkraft konkret auf sich? 
Tumler: Da geht es viel um das patriarchale System, in dem wir alle aufgewachsen sind, in dem wir Emotionen, weich und empathisch sein gar nicht zulassen dürfen. Das gilt es aufzubrechen und genau als ich mit den Glaubenssätzen wie „Dies und jenes muss ich erreichen“, „das muss ich leisten“ und mit meiner oft rein intellektuellen Zugangsweise aufgeräumt hatte, fing es an, mir viel besser zu gehen – und meine Krankheiten waren faktisch weg. Und genau das möchte ich nun weitergeben – ich denke, die Zeit, in der wir leben, ist absolut richtig dafür, sich damit zu beschäftigen, was denn unsere wahren Bedürfnisse sind. Ich selbst war auch in einem Hamsterrad, in dem ich nicht einmal mehr wusste, was meine Bedürfnisse ­eigentlich sind. 

Dabei hatte man nie das Gefühl, dass Sie unglücklich sind ...
Tumler: Weil ich negativen Gefühlen keine Raum gegeben habe, weil es ja ­keinen offensichtlichen Grund dafür gab, dass es mir schlecht geht. Deshalb habe ich mir diese Gefühle auch verboten, was dann wohl die Krankheiten ausgelöst hat. 
 
Wie hat Ihr Umfeld, Ihre Eltern, Ihr Lebensgefährte auf all das reagiert? 
Tumler: Ich glaube, meine Eltern sind noch immer ein bisschen in Sorge um mich, weil sie nicht genau wissen, was los ist mit mir. (lacht) Aber wir konnten tatsächlich auch innerfamiliär etwas im Zuge dieser Arbeit auflösen, was mir sehr geholfen hat. 
 
Und Francis, was meint er dazu?
Tumler: (lacht) Er hält sich höflich auf Distanz. Sagen wir so: Wenn du dich wirklich veränderst, ist das natürlich immer problematisch für dein Umfeld. Das hat ihm schon teilweise Angst gemacht, obwohl unsere Beziehung ja nie infrage zu stellen war. Aber nach dem ersten Schock hat er gemerkt, dass es mir jeden Tag besser und uns somit auch super geht. Also in unserer Beziehung ist alles bestens.  
 
Zu alledem waren Sie und Ihre Familie zu Ostern auch an Covid erkrankt. Wie haben Sie das erlebt? 
Tumler: Wir hatten es schon am Anfang des Lockdowns, vermutlich hatte es meine Tochter aus dem Kindergarten mitgebracht. Die Kinder hatten ja Gott sei Danke kaum Symptome, aber Francis und ich waren komplett down. Ich hatte dauernd 39 Grad Fieber, keinen Geschmacks- und Geruchssinn und hatte so starken Husten, dass ich drei Tage lang nicht sprechen konnte. Es waren zwei harte Wochen, aber wir haben das gemeinsam gut durchgestanden. Jetzt kämpfen wir mit den Problemen, mit denen die ganze Welt zu kämpfen hat: das Eingesperrtsein, die Sorge um die Wirtschaft – wobei Francis zum Glück seinen Job als Osteopath bei der FIFA derzeit machen kann. Und ich mache eben meine Coachings. Wir sind also sehr zuversichtlich. 

Und Ihr Moderationsberuf? Ist ein TV-Job in Österreich wieder ein Thema? 
Tumler: Ich würde wahnsinnig gerne wieder etwas in Österreich machen, aber bei mir ist ja das gleiche Problem wie bei Mirjam. Ich müsste eine ganze Staffel lang in Österreich bleiben und müsste meine Töchter allein lassen – das würde ich keinesfalls machen. Dabei hätte ich echt Lust darauf, wieder zu moderieren. Aber dafür kann ich mich auf das Coaching und mein Buchprojekt konzentrieren. Es hat also alles sein Gutes! 
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