Feiern ohne echten Nikolo

Nikolaus darf nicht in Kindergarten

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Trotz heftiger Proteste aus der Wiener Bevölkerung dürfen nächste Woche wieder keine Nikolos in die Kindergärten kommen.

(c) NiesnerFür Millionen Kinder in der gesamten Welt ist es der Höhepunkt des Advents: Wenn rund ums nächste Wochenende der heilige Nikolaus in die Kindergärten kommt, seine schöne Geschichte von der Nächstenliebe und der Kunst des Teilens mit den Armen erzählt – und die Kinder dann mit einem prall gefüllten Nikolaus-Sackerl reichlich beschenkt.

Wien ist anders
36.000 Kinder in den städtischen Kindergärten Wiens lernen spätestens dann, dass der Satz „Wien ist anders“ tatsächlich stimmt. „Wir feiern wirklich stimmungsvolle Feste. Die Kinder singen Lieder, werden von der Kindergartenpädagogin darauf eingestimmt, dass der Nikolo kommt. Dann gehen sie ihn suchen, hören schwere Schritte in einem Nebenraum – und wenn sie zu ihren Plätzen zurückkehren, stehen dort die Nikolo-Sackerln“, schildert Claudia Trojer-Dornieden, Sprecherin der für die städtischen Kindergärten zuständigen MA 10, den Ablauf der Wiener Nikolo-Feiern.

„Keine Miet-Nikoläuse“
Das Höchste der Gefühle ist, dass sich die Kindergarten-Pädagogin vor den Kleinen als Nikolaus verkleidet. „Miet-Nikoläuse oder auch Väter, die sich verkleiden, sind bei uns nicht willkommen“, erklärt Trojer-Dornieden im ÖSTERREICH-Gespräch. „Aus pädagogischen Gründen, weil wir drei- bis sechsjährige Kinder betreuen, die jeweils verschiedene Geschichten vom Nikolo mitbekommen haben, wollen wir, dass keine Fremden oder Miet-Nikoläuse, die die Kinder nicht kennen, dabei auftreten“, so die Experten-Meinung der Stadt Wien. Trojer-Dornieden betont: „Darüber hat es in den letzten zehn Jahren keine einzige Beschwerde von Eltern gegeben. Weil wir wirklich stimmungsvoll feiern und auf Traditionen wie den Nikolaus oder die Ad­ventfeiern Wert legen.“

Protest-Welle
Das sehen manche Eltern völlig anders: Lukas Mandl, der 2006 mit seiner Initiative „Rettet den Nikolaus“ binnen 24 Stunden 7.000 Internet-Unterstützer beisammen hatte, will sich „als Vater eines Kindes diesen neuerlichen Anschlag auf unsere Tradition nicht bieten lassen“. Er wird seine Mitstreiter jetzt zusammentrommeln: „Gehen Sie davon aus, dass die Stadt Wien mit einer gewaltigen Protestwelle rechnen darf.“
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