Fast 17 Minuten mit Hugh Grant

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Hugh Grant möchte wohl überall sein, bloß nicht hier. Aber sein Leben als Star sieht nun mal vor, Werbung für seine neue Komödie "Haben Sie das von den Morgans gehört?" zu machen. Also trifft er eine Horde Journalisten zu einem 17-minütigen Frage-Stakkato in ein Londoner Hotel. Mürrisch lässt er die teilweise höchst intimen Fragen an sich abprallen. Der unglamouröse Alltag der Film-PR.

Es ist heiß in dem Raum, Grant legt sein Sakko ab, ächzt. Das Durcheinander geht los. Der, der am lautesten fragt, wird gehört. "Sie werden nächstes Jahr 50, was bedeutet das?", fragt eine. "Was machen Sie an Silvester, irgendwelche Vorsätze?", ruft ein anderer dazwischen. "Haben Sie sich schon die Nase operieren lassen oder irgend sowas?", möchte der nächste wissen. "Wie lange wollen Sie noch romantische Komödien machen?" Grant seufzt, reibt sich das Gesicht. "Ich will mit 65 nicht mehr dasitzen und Interviews über romantische Komödien geben", sagt er.    

Einer wie Grant hat es nicht mehr nötig, ausgesprochen freundlich zu Journalisten zu sein. Und er ist ein Profi. Auf Fragen, die am nächsten Tag ungefiltert in der Klatschpresse stehen könnten, geht er erst gar nicht ein. Beziehungen, Privatleben... "nächste Frage", murrt er. Und freilich kommt auch sie, die immer wiederkehrende Frage an den ewigen Junggesellen und Schürzenjäger. "Denken Sie irgendwann ans Heiraten?" Grant rutscht jetzt auf seinem Stuhl hin und her. "...es ist vergeblich...", seufzt er. Ein Reporter flüstert fachmännisch: "Er ist schon viel besser geworden, früher wäre er bei solchen Fragen aufgestanden und gegangen." 

Man hat ihn sich ja so nett vorgestellt. Stotternd und etwas hilflos, und charmant wie einen britischen Gentleman - wie im Film eben. Und er müsste doch Verständnis für die Reporter haben. Schließlich hat er sich in "Notting Hill" doch selbst einmal als solcher vor der angebeteten Julia Roberts ausgegeben, auch wenn es nur für das Reitermagazin "Horse & Hound" war.   

Doch Grant ist zickig. "Sind Sie im wahren Leben wie in Ihren Filmen?" "Nein, ich habe dunkle Seiten. Ich kann sehr schlecht gelaunt sein. Ich bin voller Hass." War das eine Warnung? Zu Grants Merkmalen gehört, dass man nie weiß, ob er es nun ernst meint oder ob er alle aufs Korn nimmt. Doch dieses Mal glauben ihm wohl alle im Raum.    

Nur wenn es um den zu bewerbenden Film geht - eine Ehekomödie mit "Sex and the City"-Star Sarah Jessica Parker, die Anfang Januar in die deutschen Kinos kommt - wird er etwas freundlicher. Er erzählt, dass er beim Drehen von Nahaufnahmen Panikattacken bekommt ("Ich kann nicht mehr atmen, nicht mehr denken"), dass er deshalb bei seinem Film "Mitten ins Herz - Ein Song für Dich" ständig Beruhigungspillen einwerfen musste und dass Sarah Jessica Parker ein "großer Spaß" ist.

Er läuft geradezu zu Hochformen auf, wenn er über die Szene spricht, in der er neben einem Bären spielt. "Es war furchteinflößend. Aber nach eineinhalb Stunden Arbeit mit dem Bären, habe ich verstanden, dass er mehr an der Schauspielerei interessiert war als ich. Er wollte gebürstet und gehätschelt werden, er wollte gelobt und ermutigt werden - genau wie ich...zum Mittagessen saßen wir dann zusammen und haben uns über Theater unterhalten." Hugh Grant - hin und wieder blitzt eben doch sein britischer Humor durch.

Auch wenn es um Autos geht, leuchten Grants Augen kurz auf. Er liebe seinen Audi, so warm und bequem sei es darin. "Ich bin absurd, ich gehe manchmal zum Lunchen in mein Auto." Doch nun erscheint ein PR-Mann in dem Raum. Die Zeit ist um. Grant darf nach 16,5 Minuten gehen.

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