Pharmig mobilisiert weiter gegen Salzburger GKK

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Die Interessensvertretung der Pharmabranche (Pharmig) mobilisiert weiterhin gegen die Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK). Hintergrund ist eine Vereinbarung über die Verschreibung möglichst kostengünstiger Medikamente. Die Pharmig befürchtet eine "Zwei-Klassen-Medizin", erklärte Generalsekretär Jan Oliver Huber bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien. Die SGKK wies die Vorwürfe gegenüber der APA zurück. Nächste Woche soll ein klärendes Gespräch mit den Beteiligten stattfinden.

Die Pharmig wirft der SGKK vor, mit der Salzburger Ärztekammer eine eigene Vereinbarung über die Verschreibung billiger Generika geschlossen zu haben. Als Entscheidungshilfe würde eine eigene Salzburger Liste dienen, welche das jeweils günstigste Präparat ausweist. Diese Liste würde jedoch nicht alle Medikamente enthalten, die laut dem "Erstattungskodex" von der Kasse bezahlt werden müssen, lautete die Kritik der Interessensvertretung. "Das billigste Medikament kann das richtige sein. Das heißt aber nicht, dass es für jeden das richtige ist. Die SGKK übernimmt die Therapieentscheidung des Arztes", kritisierte Huber. Er verwies auf eine diesbezügliche Plakat- und Inseratenkampagne der Pharmig, die am Donnerstag in Salzburg startete.

Ernst Agneter, Facharzt für Pharmakologie, ortet vor allem ein Problem bei der Compliance (Therapietreue): "Wenn sie ständig ein anderes Produkt verschreiben, aufgrund eines minimalen Preisunterschieds, schaffen sie eine fürchterliche Verwirrung. Für die Compliance ist das sicher nicht dienlich." Weiters meinte er: "Wenn wir dem Salzburger Modell folgen, verlieren wir den Behandlungspluralismus."

Geplänkel um "Ökotool"

Die SGKK hingegen wirft der Pharmig vor, Verwirrung zu stiften und bestreitet, eine eigene Liste auszugeben. Man stelle Ärzten lediglich das "Ökotool" des Hauptverbands zur Verfügung, das einen Überblick über günstige Medikamente bietet. "Die Salzburger Liste deckt sich mit dem Ökotool. Es macht die günstigsten Medikamente auf einen Blick sichtbar. Die Pharmig stößt sich daran, dass wir die Ökonomierichtlinie erstmals umsetzen", erklärte SGKK-Sprecherin Karin Hofer gegenüber der APA. Die Ärzte haben demnach die günstigste Arznei innerhalb einer Wirkstoffgruppe zu verschreiben. Bestimmte Bereiche, wie etwa ältere Patienten, sind von einer Umstellung ihrer Medikamente ausgenommen. Die Vereinbarung tritt per 1. Jänner 2010 in Kraft, bekräftigte Hofer. Die Krankenkasse rechnet mit einem Einsparungspotenzial von rund vier Mio. Euro.

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