Verhütungsreport

Wir verhüten zu wenig effektiv

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Hoher Prozentsatz greift zu Methoden, die nur mittelmäßig bis wenig wirksam sind.

Verhütung ist für die große Mehrheit der Österreicher (77 Prozent) beim Thema Sex ganz selbstverständlich. Bei der Wahl der Methode ist die subjektive Einschätzung im Hinblick auf die Wirksamkeit aber häufig falsch: Oft werden mittelmäßig bis wenig wirksame Methoden fälschlicherweise als sehr wirksam eingeschätzt.

Das geht aus dem am Donnerstag vom Wiener Gynmed Ambulatorium präsentierten Verhütungsreport 2012 hervor. Zwölf Prozent der befragten Frauen im Alter von 16 bis 49 Jahren waren bereits einmal ungewollt schwanger, drei Prozent schon mehrmals.

Das ist das Bundesländer-Ranking der Verhütung:

  • Platz 1 - Wien 83 %
  • Platz 2 - Salzburg 82 %
  • Platz 3 - Kärnten - 79 %
  • Platz 4 - Niederösterreich - 77 %
  • Platz 5 - Steiermark - 76 %
  • Platz 6 - Oberösterreich - 73 %
  • Platz 7 - Tirol - 70 %
  • Platz 8 - Vorarlberg - 69 %
  • Platz 9 - Burgenland 67 %

"Es ist überraschend, wie wenig die wirklich wirksamen Methoden angewandt werden", kommentierte Gynäkologe Christian Fiala die Ergebnisse.

Die Pille (54 Prozent) und das Kondom (58 Prozent) sind nach wie vor die Verhüttungsmittel erster Wahl, wobei das als "mäßig wirksam" eingestufte Kondom mit einem Praktischen Pear Index (bei typischem Gebrauch) von 10 bis 20 (das heißt in einem Jahr werden trotz Verwendung von Kondomen von 100 Frauen zehn bis 20 schwanger) an erster Stelle steht. Dahinter rangiert die "wirksame" Pille mit einem Praktischen Pearl Index von 8. Deutlich seltener werden aber Verhütungsmethoden angewandt, die als "sehr wirksam" gelten (Pearl Index unter 4), wie etwa die Hormonspirale, die 3-Monatsspritze, die Kupferspirale oder das Implantat. Rund 60 Prozent verhüten mit Methoden, die nur mäßig wirksam sind, sagte Martin Mayr vom Marktforschungsinstitut Integral.

Vorher rausziehen
Mittelmäßige und wenig wirksame Methoden kommen fast genauso oft zur Anwendung wie die wirksamen bzw. sehr wirksamen. "Aufpassen"/Coitus interruptus findet bei elf Prozent anklang, Tage zählen bei neun Prozent der Befragten und Selbstbeobachtung bei acht Prozent.

Fast ein Viertel (23 Prozent) der befragten Männer und Frauen im Alter von 16 bis 49 Jahren gab an, nicht zu verhüten. Die Gründe: kein Sex (neun Prozent), unfruchtbar (fünf Prozent), bereits im Wechsel (drei Prozent), Kinderwunsch (3,5 Prozent) und jeweils rund ein Prozent nannte gleichgeschlechtlichen Sex, Schwangerschaft oder Stillen.

Auch das Wissen über Details der Verhütungsmethoden ist laut Fiala gering. "Die meisten Befragten können lediglich die Pille und das Kondom beschreiben", sagte der Gynäkologe. Über sichere hormonelle Langzeitmethoden kann die Hälfte der Befragten keine Auskunft geben - das zieht sich durch alle Altersgruppen.

Jede Fünfte hat "Pille danach" genommen
Weitere Ergebnisse des aktuellen Verhütungsreports: Jede fünfte Frau hat bereits nach einer Verhütungspanne die "Pille danach" genommen. 15 Prozent der 16- bis 49-jährigen Frauen waren bereits einmal ungewollt schwanger, rund die Hälfte davon hat sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden.

Zielgruppe für die Befragung waren 1.060 Männer und Frauen im Alter von 16 bis 49 Jahren. Die Erhebung wurde im Mai 2012 durchgeführt.

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