"Leben mit Krebs"

Krebs ist immer noch Tabuthema

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Viele Patienten und Angehörige verunsichert. Plattform bietet Hilfe.

Rund 300.000 Österreicher sind derzeit persönlich von der Krankheit Krebs betroffen - die Thematik bleibt bis dato aber ein Tabu. Meist wird wenig über die Erkrankung gesprochen, hieß es bei einer Pressekonferenz im Wiener AKH anlässlich des Relaunchs des Projekts "Leben mit Krebs". Die im Jahr 2000 gegründete Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst allen Interessierten fundierte und aktuelle Informationen zu bieten - in erster Linie über das Internet, aber auch durch Veranstaltungen.

Krebs vorbeugen: So schützen Sie sich vor Krebs

Krebs-Spezialisten aus unterschiedlichen Disziplinen erläutern auf der neuen Plattform www.leben-mit-krebs.at diverse Aspekte der Krankheit. Dabei werden nicht nur einfach schriftliche Abhandlungen geboten, sondern kleine Filmbeiträge. Diese zeigen sowohl die Person hinter dem Doktortitel als auch übersichtliche Präsentationsunterlagen.

Information aus dem Internet

"Natürlich können Online-Vorträge das Arzt-Patienten-Gespräch nicht ersetzen, sondern nur ergänzen" erklärte Christoph Zielinski, Mediziner am AKH und Initiator von "Leben mit Krebs". Da Betroffene aber gerade in akuten Fällen oft abstruse und ungeeignete Informationsquellen heranziehen, steige die Unsicherheit. "Die Internetinformation hat mir klargemacht, ich soll sobald wie möglich mein Testament machen", meinte auf der Pressekonferenz beispielsweise Ruth Steiner, Krebspatientin seit nunmehr 24 Jahren.

Chronische Krankheit

Aufgrund der medizinischen Fortschritte wird Krebs immer häufiger zu einer chronischen Krankheit, mit der man viele Jahre leben kann. Für Patienten und ihr Umfeld bedeute das auch, "Self Management" zu betreiben und sich stets über aktuelle Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten. In den meisten Fällen haben sich diese seit der jeweiligen Diagnose weiterentwickelt. Informationen zu den Themen Früherkennung, Therapie, Nachsorge und Langzeitbetreuung wiederum betreffen nicht ausschließlich aktuell Betroffene.

"Sinnvolle Ergänzung"
Auch wer in einem ausführlichen Diagnosegespräch umfassend informiert wurde, kann auf der Plattform fündig werden. Wie der Chirurg Walter Kleptko erläuterte, verstehen viele Patienten nicht auf Anhieb, was die Diagnose konkret bedeutet - nicht zuletzt deshalb, weil sie sich in diesem Moment in einer Stresssituation befinden. Zu Hause in Ruhe online Details abrufen zu können sei eine "sinnvolle und innovative Ergänzung". Derzeit sei es leider nicht möglich, via Internet konkrete individuelle Fragen an die Experten zu richten, meinte "Leben mit Krebs"-Präsidentin Gabriela Kornek auf APA-Nachfrage. Den diezbezüglichen Bedarf habe man erkannt, verfüge aber über kein eigenes Büro.

Laut einer von Marketagent.com unter 506 Personen durchgeführten Online-Umfrage hatten im Vorfeld 91 Prozent gemeint, es sollte "offener über Krebserkrankungen informiert werden". 93 Prozent sprachen sich für "unabhängige Information direkt vom Experten" aus - fast drei Viertel (72 Prozent) fanden Internet Video-Vorträge "sehr interessant".

Mehr Infos: www.leben-mit-krebs.at

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