Prävention

Impfgegner dominieren Internet

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Könnte Social Web eine Chance sein gegen die Fehl-Infos über das Impfen?

Die Einladung zur Masernparty auf Facebook oder die Forums-Diskussion, dass der Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln Quecksilber oder Aluminium enthalte und Allergien auslöse - im Internet boomt offenbar die Panikmache gegen Impfungen aller Art.

Dabei könnten gerade Social Media sehr viel zur Impfaufklärung beitragen. Der Direktor des European Center für Disease Prevention and Control (ECDC), Marc Sprenger, plädierte beim European Health Forum Gastein (EHFG) darum für eine Gegenoffensive im Internet.Immer mehr Menschen würden das Internet als Informationsquelle in Sachen Gesundheit nutzen und dabei nicht nur die Websites öffentlicher Organisationen, sondern auch auf Blogs meinungsstarker Einzelpersonen zurückgreifen.

Laut einer ECDC-Studie aus dem Jahre 2011 bestätigten 80 Prozent der befragten praktischen Ärzte, dass Patienten inzwischen nicht nur mit einem Problem in die Sprechstunde kommen, sondern gleich auch ein paar Seiten Gesundheitsinfos aus dem Internet dabei haben.

Eine aktuelle Studie der Universität Erfurt (Deutschland) stellte für das Thema Impfen fest: Drei von vier Personen, die sich über Masern informieren wollen, finden im Internet eine Seite, die sich vehement gegen die Impfung ausspricht. Eine durchschnittliche Verweildauer von fünf bis zehn Minuten reiche in der Regel aus, um den Ratsuchenden zu vermitteln, dass eine Immunisierung mit bedenklichen Nebenwirkungen verbunden sei.

Internet voll mit Fehlinformationen
"Im Internet kursieren nicht nur viele Fehlinformationen über Impfungen, Gegner organisieren regelrechte Kampagnen und schrecken auf fahrlässige Weise Eltern davon ab, ihre Kinder impfen zu lassen", kritisierte auch John McConnell, Herausgeber der Fachzeitschrift "The Lancet Infectious Diseases". Wissenschaftliche Erkenntnisse über Immunisierung, Impfstoffe oder Impferfolge hätten darum weniger Chancen, positiv wahrgenommen zu werden. "Die Aggressivität der Impfskeptiker übertönt alles."

ECDC-Direktor Sprenger will sich darum stärker und professioneller in sozialen Netzwerken positionieren, um das Internet nicht den Impfgegnern zu überlassen. "Besonders renommierte Einrichtungen im Gesundheitsbereich sollten offener für neue und innovative Zugänge sein, um Eltern mit Informationen über Nutzen und Sicherheit von Impfungen zu versorgen." Es gelte vor allem, das Vertrauen der Menschen in Impfungen durch unabhängige Experten zu stärken.

Ein Schuss, der im Internet unter Umständen nach hinten losgehen könnte: Denn eine noch nicht veröffentlichte US-Studie legt nahe, dass Versuche, im Social Web aktiv über bestimmte Impfungen aufzuklären, kontraproduktiv verlaufen können, weil sie von der starken Anti-Impfbewegung ausgehebelt werden.

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