Gift-Implantate

Wiener Silikon-Opfer klagt an

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Claudia T. wollte nur einen größeren Busen. In Ungarn wurden ihr die gefährlichen Gift-Implantate eingesetzt.

Ihr Stolz auf die große Oberweite ist längst verflogen. Seit die Wienerin Claudia T. weiß, dass ihre Implantate von der französischen Firma PIP (Poly Implant Prothese) stammen, liegen bei ihr die Nerven blank. Denn die Inhaltsstoffe des Silikonbusens sind gefährlich (es wurde Industriesilikon statt teures medizinisches Silikon verwendet): Wenn sich die Implantate öffnen und die Flüssigkeit in den Blutkreislauf gelangt, können sich gefährliche Entzündungen im Körper bilden.

Bei einigen Französinnen wurde sogar Krebs diagnostiziert. Tausende Frauen (allein in Deutschland 18.000 und in Frankreich 30.000) sind weltweit betroffen. Der Firmengründer Jean-Claude Mas (72) wird per Interpol gesucht.

Service.
Ihren Retter fand die 26-jährige Wienerin in Beauty-Arzt Thomas Aigner. Der plastische Chirurg bietet Betroffenen in der Währinger Privatklinik in Wien an, die gesundheitsgefährdenden Implantate kostenlos (!) zu entfernen. „Die Verunsicherung der Frauen ist groß. Sie können nicht mehr schlafen, haben Angst, dass sie Krebs bekommen werden. Diese Frauen kann man nicht alleine lassen“, erzählt Aigner über seine Motivation. Am Dienstagabend erlöste der Wiener Arzt Claudia T. von ihrer giftigen Silikonlast.

Viele Mails.
Seit der plastische Chirurg Betroffenen dieses Gratis-Service anbietet, geht es bei ihm rund. „Täglich bekomme ich mindestens fünf Mails von Frauen“, erzählt er.
Laut Auskunft des Gesundheitsministeriums wurden nur acht Frauen in Österreich die Gift-Implantate eingesetzt. Die Dunkelziffer ist allerdings größer. Denn viele Österreicherinnen erfüllen sich den Wunsch nach einer großen Oberweite in Ostländern wie Ungarn oder Tschechien.

Dort kostet die Beauty-OP um 50 % weniger. Auch Claudia T. hat sich vor zwei Jahren in Ungarn ihren Busen vergrößern lassen. Damals zahlte sie knapp 3.000 Euro. „Wenn man um diesen Preis die Brust vergrößern lässt, dann muss man in der Qualität Abstriche machen“, so Aigner.

Silikon verfärbt.
Seit Dienstag hat der Beauty-Arzt vier Frauen das Gift-Silikon entfernt. Darunter auch Christine K. Sie legte sich in Prag unters Messer. „Es war gut, dass diese Implantate entfernt wurden. Eines war schon verfärbt, das heißt, es gab schon einen Gewebeaustausch“, so Aigner. Rettung zum richtigen Zeitpunkt.

 

ÖSTERREICH: Wie haben Sie erfahren, dass Sie Silikonimplantate in sich tragen, die bei französischen Patientinnen Krebs hervorgerufen haben?
Claudia T.: Ich habe die Meldung in den Nachrichten gehört. Ich wusste, dass ich entweder Implantate aus Frankreich oder der Schweiz habe. Zu Hause habe ich sofort nachgeschaut und las „Poly Implant Protheses“. Da wusste ich, dass ich handeln muss, und habe gleich eine befreundete Ärztin angerufen.

ÖSTERREICH: Und wie haben Sie sich in den letzten Tagen gefühlt?
Claudia T.: Es ist natürlich ein ungutes Gefühl, wenn man weiß, dass man Industriesilikon für Matratzen in seinem Körper trägt. Das fühlt sich an, als hätte man eine tickende Zeitbombe in seinen Brüsten. Die Operation war ein Muss für mich, sonst hätte ich mir die Schmerzen nicht nochmals angetan. Fragen Sie meinen Lebensgefährten, ich war in den letzten Tagen ein echtes Nervenbündel.

ÖSTERREICH: Wie schnell wurde Ihnen geholfen?
Claudia T.: Innerhalb kürzester Zeit. Meine Freundin hat mich an Dr. Thomas Aigner und die Währinger Privatklinik vermittelt. Am Montag war ich zur Erstuntersuchung bei ihm und schon am Dienstagabend hat er mir kostenlos die französischen Implantate entfernt. Dafür bin ich sehr dankbar.

ÖSTERREICH: Sie sprechen von Schmerzen nach der Operation. Wie kann man sich das vorstellen?
Claudia T. : In der ersten Woche nach der Operation kann man wegen der heftigen Schmerzen nicht einmal die Milch aus dem Eiskasten holen oder ein Kaffeehäferl halten. Deswegen wollte ich eigentlich nie wieder eine Brust-OP machen.

ÖSTERREICH: Wo wurden Ihnen die fehlerhaften Silikonimplantate eingesetzt?
Claudia T.: Ich habe mich vor zwei Jahren in einer ungarischen Klinik operieren lassen. Mit der OP war ich eigentlich zufrieden. Aber die Klinik hat mich bis heute nicht einmal informiert, dass ich die französischen Implantate habe. Auch die Betreuung nach der OP war schlecht. Insgesamt habe ich nur drei schmerzstillende Pillen bekommen und das auch nur, weil ich danach gefragt habe. In Österreich läuft die Nachbehandlung viel seriöser ab.

ÖSTERREICH: Wie viel kostet eine Brustvergrößerung in Ungarn?
Claudia T.: Ich habe knapp 3.000 Euro gezahlt, das ist ungefähr um die Hälfte billiger als in Österreich.

ÖSTERREICH: Warum wollten Sie eine Brustvergrößerung?
Claudia T.: Ich wollte immer einen weiblichen Körper, aber den hat mir Gott von selbst nicht gegeben.

ÖSTERREICH: Hätten Sie sich gedacht, dass Ihr Silikonbusen zu einem Horror wird?
CLaudia T.: Nein, ich hätte nie gedacht, eine Betroffene in einem der größten Gesundheitsskandale zu werden.

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