Luftbad und Thermalsole: Typische Kur-Therapien

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Wer Kuren mit Faulenzen verbindet, hat ein falsches Bild. Eine richtige Kur sei ein Intensivkurs in Sachen Gesundheit und daher - wenn auch vom Kurarzt dosiert - anstrengend, sagt Prof. Jürgen Kleinschmidt, Kurortmediziner an der Universität München. Eine Kur sollte wenigstens drei Wochen dauern. Körper und Geist bräuchten diese Zeit, um sich an das in der Kur Erlebte und Erlernte anzupassen.

Eine Kur wirke durch die Summe der sogenannten Kurmittelreize: ein anderes Klima, vom Alltag abgeschirmt sein und vor allem durch die Therapien am Kurort. Ein Überblick:

BALNEOTHERAPIE: Dazu zähle alles, was mit dem Eintauchen in Wasser zu tun hat, erläutert Kleinschmidt. Neben Seeheilbädern sind darauf noch rund 150 Kurorte in Deutschland spezialisiert. Sie verfügen über Heilquellen, deren gesundheitliche Wirkung nachgewiesen wurde. Je tiefer eine Quelle unter der Erde liegt, desto wärmer ist ihr Wasser. Wenn es nach dem Hochpumpen an die Erdoberfläche immer noch mehr als 20 Grad Celsius hat, darf von einer natürlichen Therme gesprochen werden.

Eine Spielart der Balneotherapie ist es, sich in Thermalsole zu bewegen. In etwa 70 Kurorten in Deutschland sprudeln Mineralquellen, die eine besonders hohe Salzkonzentration - Sole genannt - haben. Das salzige Wasser erleichtert nicht nur das Schwimmen und entlastet die Gelenke. Sole hat sich auch bei bestimmten Hautbeschwerden wie Schuppenflechte oder Neurodermitis in Verbindung mit UV-Licht-Therapien als hilfreich erwiesen. Ist das Wasser dagegen zum Beispiel besonders schwefelhaltig, gilt es als immununterstützend.

KLIMATHERAPIE: Dabei spielt das therapeutisch anwendbare Klima des Kurortes eine Rolle, dem der Patient individuell dosiert ausgesetzt wird. Grundsätzlich zeichne sich Heilklima durch weitgehend saubere Luft sowie Pollenarmut aus, erläutert Stefan Schürlein vom Verband der Heilklimatischen Kurorte in Schönwald im Schwarzwald.

Die Gegend sollte außerdem möglichst immer frei von Nebel und drückenden Wetterlagen sein. Denn diese könnten zum Beispiel Patienten mit schweren Herzleiden zu schaffen machen. Bei chronischer Bronchitis hilft Bewegung in salzhaltiger Seeluft, allergische Haut-und Atemwegserkrankungen bessern sich dagegen im trockenen, pollenarmen Klima höherer Bergregionen.

Bekannte Formen der Klimatherapie sind die Liegekur, das Luftbad, die Heliotherapie und die Terrainkur. Letztere ist laut dem Verband die gebräuchlichste Form. Dosiertes Gehen im Gelände wird dabei mit leichten Kältereizen kombiniert. Die Terrainkur kann bei Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen eingesetzt werden. Sie soll dazu führen, dass sich das körperliche Training und die günstigen klimatischen Einflüsse gegenseitig ergänzen.

Bei der Freiluftliegekur wird dagegen die Ruhe des Liegens mit Kältereizen kombiniert, insbesondere am Gesicht und an den oberen Atemwegen. Anders als im Stehen werden im Liegen auch die oberen Bereiche der Lunge stark durchblutet. Bei einem Luftbad geht es um die Gewöhnung an Kälte und die Anregung des Stoffwechsels. Der Patient trägt wenig oder gar keine Kleidung und bewegt sich kaum. Indem sich sein Körper an Kältereize anpasst, verbessert sich auch die Durchblutung seiner Organe. Die Heliotherapie schließlich ist eine Form des Sonnenbadens. Entweder wird der gesamte Körper oder ein erkrankter Bereich der Solarstrahlung ausgesetzt. Neben Hautkrankheiten werden damit auch rheumatische Beschwerden behandelt.

ERGÄNZENDE VERFAHREN: Dazu zählt der Deutsche Heilbäderverband zum Beispiel Kur- und Krankengymnastik, Massagen oder Thermotherapien. Diese enthalten kalte oder warme Packungen, wie sie zum Beispiel in Rahmen von Thalasso-Anwendungen üblich sind. So wirke etwa Schlick, der vor der Behandlung auf 50 Grad erwärmt wurde, entzündungshemmend und rege den Stoffwechsel an, erläutert die Arbeitsgemeinschaft Die deutschen Seebäder. Ähnliche Effekte haben Algen- oder Kreidepackungen.

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