Heilfasten ist eine Auszeit für Körper und Geist

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Was im Haus der Frühjahrsputz ist, ist für den Körper das Heilfasten. Das Abnehmen sei dabei nur ein Nebeneffekt, erläutert die Ernährungsberaterin Ute Hantelmann von der Verbraucherzentrale Hamburg. Vielmehr gehe es beim Verzicht auf feste Nahrung darum, sich eine Auszeit zu nehmen, über die Ernährung nachzudenken und sich neu zu orientieren.

Trinken ist das A und O beim Heilfasten. Säfte und Gemüsebrühen bringen die 500 erlaubten Kalorien pro Tag sowie Vitamine und Mineralien. Drei Liter Wasser und Kräutertee führen kalorienfreie Flüssigkeit zu. Je nach Fastenprogramm sind dazu etwas feste Nahrungsmittel erlaubt. Beispiele für kommerzielle Heilfastenprogramme sind die Kuren nach Otto Buchinger und Franz Xaver Mayr, die seit 100 beziehungsweise 80 Jahre verbreitet sind.

Wer zum ersten Mal fastet, sollte sich unbedingt mit seinem Hausarzt oder einem geschulten Heilpraktiker abstimmen, rät Hantelmann. Denn Heilfasten eigne sich nicht für jeden, manchen schade es sogar: etwa Schwangeren, Untergewichtigen oder Kranken. Grundsätzlich ist Fasten für jeden Körper zunächst Stress: Erst greift der Stoffwechsel auf schnell verfügbare Kohlenhydrat-Speicher zurück, dann auf Fett- und Eiweiß-Reserven - wer nicht aufpasst, verliert leicht Muskelmasse. Kreislaufprobleme, Abgeschlagenheit und verminderte Konzentrationsfähigkeit sind übliche Nebenwirkungen.

Bevor es mit dem Fasten losgeht, muss der Darm entlastet werden. Deshalb werden zunächst zwei Tage lang leichte Speisen gegessen. Zusätzlich verzichte der Fastende auf Genussmittel wie Kaffee und Alkohol und bereite so die Verdauung vor, erläutert Matthias Menschel. Der Mediziner bietet in Bad Sobernheim in Rheinland-Pfalz Buchinger-Kuren an. Am dritten Tag wird, meist mit Glauber-Salz, abgeführt. "80 bis 90 Prozent des Darminhalts gehen dabei raus."

Dann heißt es trinken, trinken, trinken. Statt fester Mahlzeiten gibt es bei Menschel morgens ein Glas Saft für die Vitaminzufuhr, mittags einen Viertelliter Brühe für die Salzzufuhr und abends nochmals einen Saft. Menschen mit Kreislaufproblemen dürfen morgens einen grünen oder in Ausnahmefällen einen schwarzen Tee trinken.

Wer nicht ganz auf feste Nahrung verzichten will, kommt womöglich mit der Mayr-Kur besser zurecht. "Es ist nicht mehr die altbekannte Milch-Semmel-Kur", sagt Franz Milz von der Deutschen Gesellschaft für ganzheitliche Mayr-Medizin in Bad Grönenbach in Bayern. Heute werden überwiegend hypoallergene Nahrungsmittel wie Reiswaffeln, Maisfladen, Joghurt und Sojaprodukte oder Gemüsesuppen gereicht. Wer großen Hunger hat oder sehr schlank ist, bekommt zusätzlich eiweißhaltige Schonkost. Intensiv gekaut, sättigt das wenige Essen rasch und entlastet den Magen-Darm-Trakt. Hinzu kommen täglich entsäuernde Mineralien, damit die Harnsäurewerte nicht übermäßig ansteigen.

Eine zentrale Rolle spielen Bauchbehandlungen. Sie sind laut Milz vergleichbar mit einer Lymphdrainage. Oft haben sie auch einen psychologischen Effekt: Wenn sich Körper und Geist entspannen, können verdrängte Gefühle hochkommen. Kein zwingender Bestandteil sind Darmspülungen. Wer aber möchte, bekommt ein- bis dreimal die Woche einen Einlauf.

Sport ist während der Mayr-Kur tabu. Erlaubt sind lediglich Spaziergänge. "Es ist eine Kur der inneren und äußeren Umstimmung und der Ruhe", erläutert Milz. Buchinger-Experte Menschel rät dagegen zu mindestens einer Stunde Bewegung pro Tag, damit die Muskulatur nicht abbaut. Am Ende der Fastenzeit stehen schließlich die Aufbautage. Dann bekommt der Fastende wieder zunehmend feste Nahrung.

Literatur: Françoise Wilhelmi de Toledo/Hubert Hohler: Buchinger Heilfasten. Die Original-Methode, Trias, ISBN: 978-3-830-43539-6, 19,95 Euro; Franz Milz: Kiss your life. Die Mayr-Kur am Wochenende, Kösel, ISBN: 978-3-466-34536-6, 15,95 Euro; Verbraucherzentrale: ABC der Schlankmacher, ISBN: 978-3-933-70591-4, 9,80 Euro.

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