Auf den Spuren von Bruce Lee: Kung-Fu-WM in Ulm

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Sie bewegen sich geschmeidig und kraftvoll - mal wie Tiger oder Leoparden, dann wie Schlangen, Drachen oder Kraniche. Rund 350 Kung-Fu-Kämpfer messen an diesem Wochenende in Ulm bei der Weltmeisterschaft ihr Können und ihre Kraft.

Die Wettkämpfe dienten aber nicht allein dem Messen von Geschicklichkeit, sondern auch dem Wahren der traditionellen Tugenden, erklärt der Kung-Fu-Meister Alexander Czech als Ausrichter der ersten Weltmeisterschaft auf europäischem Boden. Kung Fu sei nicht nur ein Kampfsport. "Für uns steht die Kunst im Mittelpunkt." Zur Sportart gehöre nämlich auch das Lernen der chinesischen Geschichte und Tradition.

Die vor etwa 4.000 Jahren in buddhistischen Klöstern entstandene Sportart Kung Fu schule den Körper und den Geist und versuche beides in Einklang zu bringen, erklärt Czech. Und auch der Präsident des amerikanischen Kung-Fu-Weltverbands TWKSF, Chien-Liang Huang, sagt, er selber habe etwa aus gesundheitlichen Gründen mit dem Kampfsport begonnen und sei durch das Training selbstsicherer geworden. Gerade wegen dieses gesundheitlichen Aspekts verspüre Kung Fu noch heute einen regen Zulauf, ergänzt er - auch wenn der Ansturm aus früheren Zeiten, als die Serie "Kung Fu" im Fernsehen lief oder Bruce Lee mit seiner Todeskralle seinen Filmgegnern Angst einflößte, vorbei ist.

Beim deutschen Kung-Fu-Verband TKV sind nach Czechs Angaben immerhin 8.000 Sportler registriert. Ein Nachwuchsproblem wie in anderen Sportarten gebe es nicht. Allerdings sei Kung Fu natürlich nicht so populär wie Fußball oder Tennis, gibt der Kung-Fu-Meister zu. "Kung Fu ist eine Randsportgruppe". Zudem habe die Sportart noch immer ein negatives Image, weil es eben eine Kampfsportart sei.

Dabei bedeutet Kung Fu übersetzt einfach nur "etwas können" oder "hart arbeiten" - und dies ein Leben lang. Schließlich gibt es fast 500 verschiedene Kung-Fu-Stile mit den unterschiedlichsten Elementen wie Würfen, Körperdrehungen, Sprüngen, Radschlägen oder Überschlägen. Der Sport kann allein oder mit einem Partner ausgeübt werden. Wenn ein Kung-Fu-Kämpfer alleine ist, stellt er sich einfach in Gedanken einen Kampf gegen einen oder sogar mehrere Gegner vor und führt einstudierte Bewegungsabläufe aus. Es komme dann etwa auf die Qualität der Technik und den Stil, aber auch auf die Kleidung an, erklärt Robert Simpson, Schiedsrichterausbilder des Weltverbandes.

Bei der Weltmeisterschaft werden noch bis Sonntag die Wettkämpfe im Kung Fu, Tai Chi, Lei Tai sowie die Löwen- und Drachentanz-Meisterschaften ausgetragen. Tai Chi ist auch unter dem Namen Schattenboxen bekannt. Es ist eine über viele tausende Jahre alte chinesische Faustkampftechnik. Lei Tai ist eine chinesische Vollkontakttechnik des Kung Fu. Auf Zeit kämpfen die Athleten um Punkte, teilweise bis zum K.O.-Sieg. Beim Drachen- und Löwentanz stellen die Sportler mit Masken und Kostümen ausgestattet je nach Farbe und damit je nach Charakter des Tieres Bewegungsabläufe dar. Sie vertreiben so das Böse und führen das Glück herein.

Die Kampftechniken unterscheiden sich aber nicht nur durch den jeweiligen Kung-Fu-Stil, sondern auch je nach Herkunft der Kämpfer, erklärt Czech. Die Brasilianer bewegten sich etwa eher tänzerisch und seien sehr beweglich. Die Schweden, die von den anderen Nationen auch gerne mal als "Wikinger" bezeichnet werden, seien hingegen sehr stark und überzeugten durch ihre Härte. Die Chinesen wiederum seien sehr flink, weil sie meist kleiner seien. Gerade die Asiaten seien traditionell sehr stark bei den Titelkämpfen. Dennoch hätten auch einige der 89 Deutschen echte Chancen. "Die Deutschen müssen sich nicht verstecken", sagt Czech überzeugt. Großmeister Huang gibt sich diplomatischer: "Sie sind so gut wie alle anderen auch."

INFO: www.kung-fu-2009.de

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