Was Touristen in El Salvador erwartet

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Zerstörungen durch den Hurrikan "Ida" im November 2009 und eine der höchsten Kriminalitätsraten weltweit: Wenn El Salvador von sich reden macht, dann meist nicht als Reiseziel. Das kleinste Land Zentralamerikas will touristisch jedoch aufholen - es hat dabei nicht nur Vulkane, Pazifikstrände und Maya-Ruinen zu bieten wie seine Nachbarn.

Auch eher Ungewöhnliches lässt sich in El Salvador erleben - zum Beispiel Greifvogel-Punktlandungen auf einer behandschuhten Touristenhand. Die Sonne ist schon untergegangen nahe des Städtchens Concepción de Ataco, einem Ort mit freundlich grüßenden Menschen und gepflegten alten Häusern. Im Bergwald fliegt "Chucky" von Ast zu Ast und folgt der Touristengruppe, die einen Abendspaziergang unternimmt. Erst landet der Wüstenbussard auf dem Handschuh seines "Herrchens". Dann reicht Falkner Roy Beers ihn - mit einem Stück Trockenfleisch - an einen Touristen aus den USA weiter. Es ist fast dunkel, doch "Chucky" hat verstanden und flattert auf die Hand des Urlaubers. Greifvögel bevorzugen das freie Land, aber "Chucky" kommt auch im Wald zurecht.

In El Salvadors Südwesten ist es touristisch noch recht still. Doch Attraktionen wie Surfkurse, Bootsfahrten durch Mangrovenkanäle sowie das Radeln und Reiten durch Bergwälder und Kaffeefincas an der "Ruta de las Flores" ("Blumenstraße") werden immer beliebter. "Wir werden langsam zur Kenntnis genommen von ausländischen Touristen", sagt Luis Figueroa, der mit seiner Partnerin Veronica Navarro ein Café und Restaurant in Ataco betreibt. Nicht nur bei ihm im Lokal sei das spüren, sondern überall im Land, das lange auch wegen des Bürgerkriegs der 80er Jahre ein schlechten Image hatte.

Der Vulkan Izalco, der See von Coatepeque und die Maya-Stätten von Tazumal liegen nicht weit entfernt von der "Blumenstraße". Ein Muss für Maya-Fans ist Joya de Cerén. Bauarbeiter entdeckten das Dorf im Jahr 1976 zufällig, das inzwischen zum Weltkulturerbe gehört. Vor 1.400 Jahren war es bei einem Vulkanausbruch unter bis zu fünf Metern hohen Aschebergen versunken. Heute können Besucher ein Freilichtmuseum besuchen und Archäologen bei der Arbeit zuschauen.

Mehr und mehr entdeckt El Salvador den nachhaltigen Tourismus, der auch der Landbevölkerung Jobs bringt. Hier sind viele ehemalige Kämpfer der Befreiungsbewegung Farabundo Marti (FMLN) engagiert. In Perquín an der Grenze zu Honduras wird die Kriegsgeschichte sogar in den Tourismus integriert: Das "Museo de la Revolución" zeigt Maschinenpistolen und Funkgeräte von Rebellen sowie eine Wandmalerei, mit der Kinder für Frieden und eine intakte Umwelt werben. Der Ort liegt an der "Ruta de la Paz", der "Friedensstraße", zu der auch El Mozote gehört. Die Gräueltaten der Regierungstruppen gingen einst durch die Weltpresse: Mehr als 800 Menschen starben dort 1981.

Ungefährlich ist das Leben in El Salvador auch heute nicht. Das Auswärtige Amt weist in seinem Sicherheitshinweis auf die hohe Gefahr von Gewaltverbrechen hin - was nicht dafür spricht, dass es gute Aussichten für den Tourismus gibt. "El Salvador hat Zukunft. Die Zeit arbeitet für das Land", meint dagegen Paolo Lürs, ein gebürtiger Osnabrücker. Die Tische in seinem Restaurant "La Ventana" sind meist gut besetzt mit Einheimischen - aber auch mit Touristen.

INFO: http://www.elsalvador.travel/?lang=en.

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