Urlaub ganz in Ruhe: Der Norden Gran Canarias

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Verträumte Orte, eine üppige Vegetation und fast keine Touristen: Gran Canarias Norden wird nicht von Besucherströmen überrannt. Während im Süden der Ferieninsel seit Jahrzehnten ein Hotel ans nächste grenzt und sich eine Strandliege an die andere reiht, blieb der Norden mit seinen Sehenswürdigkeiten lange unentdeckt.

Doch genau das hat einen Vorteil: Besucher kommen in familiären Landhotels unter, lernen den Alltag der Einheimischen kennen und können fern des Trubels die Ruhe Gran Canarias genießen. Im Vergleich zum Süden hat der Norden zwar einen Nachteil: Das Wetter ist meist etwas schlechter als in den Touristenorten Maspalomas oder Puerto de Mogán. "Eselsbauch" nennen die Bewohner es, wenn sich dunkle Wolken an den Berghängen festklammern und die gesamte Gegend unter sich begraben. Wirklich kalt oder ungemütlich ist es aber auch dann selten. Stattdessen herrschen gerade im Sommer angenehme Temperaturen, die Ausflüge in die Umgebung erlauben.

Gáldar im Nordwesten ist dafür ein idealer Ausgangsort. Es ist nach der Inselhauptstadt Las Palmas die größte Stadt im Norden, und das Leben ist noch typisch kanarisch: Vormittags treffen sich die Einwohner in der Markthalle, tauschen Klatsch aus, diskutieren über das letzte Fußballspiel und kaufen Lebensmittel ein. Postkarten gibt es nirgends, dafür bieten ältere Frauen am Straßenrand Sardinen an, die ihre Männer erst in der Frühe aus dem Meer gefischt haben.

Doch der Ort wartet auch mit einer echten Touristenattraktion auf: Im Zentrum gleich nahe der Plaza de Santiago finden Besucher das am besten erhaltene Dorf der einstigen Insel-Ureinwohner. Unter einer Bananenplantage entdeckten Arbeiter vor einigen Jahren Reste einer Jahrhunderte alten Siedlung, die nun im Archäologiepark Cueva Pintada ("Bemalte Höhle") zu besichtigen sind.

Spuren der Ureinwohner gibt es in dieser Gegend immer wieder. Im benachbarten Tal von Agaete beispielsweise wird derzeit eine uralte Grabstätte im Lavagestein hergerichtet, und nördlich von Gáldar hängen über der kurvigen Landstraße Dutzende Höhlenkammern. Dieser Komplex mit der Bezeichnung Cenobio de Valéron sieht aus der Entfernung ein bisschen aus wie ein löchriger Käse oder wie Honigwaben. Tatsächlich wurden die Höhlen von den Ureinwohnern wohl als Silos für ihre Vorräte genutzt. Schließlich lagen sie nicht nur versteckt, sondern konnten auch gut vor Feinden geschützt werden.

Der Ort Arucas dagegen lohnt sich wegen seiner neugotischen Kirche Iglesia San Juan Bautista, die inspiriert ist von Gaudis berühmter Kathedrale La Sagrada Familia in Barcelona - im Gegensatz zu dieser aber mittlerweile fertiggestellt wurde. Über die Inselgrenzen hinaus bekannt ist auch der Rum einer Destillerie in Arucas, und die Aussichtsplattform auf einem Berg nördlich der Stadt sollte ebenfalls besucht werden: Bei gutem Wetter kann man bis nach Teneriffa blicken.

Etwas weiter im Landesinneren liegt Firgas, das wegen seines Wasserreichtums berühmt ist. Ein Tafelwasser trägt den Namen des Örtchens, das mit seinem Schatz aber auch noch auf andere Weise protzt: Mitten durch Firgas rauschen Wasserfontänen einen künstlich angelegten Wasserweg hinab, der mit blau-gelben Kacheln verziert ist.

Der Wallfahrtsort Teror setzt auf noch mehr Ruhe. Rund um die Pilgerkirche stehen in der Altstadt kleine, geschmackvoll sanierte Häuser. In der Fußgängerzone, wo sich der alte Barbier neben dem Zeitschriftenladen und dem Fotofachgeschäft einreiht, ist jedes Haus in einer anderen Farbe gestrichen, was die wenigen Besucher entzückt.

Fast im Zentrum der Insel steht Gran Canarias Wahrzeichen: der Roque Nublo, der den Altkanariern heilig war, weil er mit seinem Monolithen scheinbar die Erde mit dem Himmel verband. Auf diese Gebirgskette und das davor liegende Tal haben Touristen von Tejeda aus einen schönen Blick. Berühmt ist die Gegend aber auch wegen ihrer Mandelbäume, die im Frühjahr mit ihren Blüten alles in zartes Weiß tauchen. Der bekanntesten Konditorei der Insel in Tejeda bescheren diese Bäume außerdem die wichtigste Zutat für ihre Süßspeisen.

Artenara in mehr als 1200 Metern Höhe schließlich ist - zumindest geografisch - der Höhepunkt der Reise in den Norden Gran Canarias. Die kurvige Anfahrt lohnt sich, besitzt Artenara doch auch die einzige Höhlenkirche der Insel. In einer Felswand über den meisten anderen Gebäuden versteckt sich der Eingang zu dieser ungewöhnlichen Kirche, deren Madonna als Schutzpatronin von Radfahrern gilt. Ins Innere gelangt nur schummriges Licht, an der Decke wächst Moos, und selbst die Kanzel und der Beichtstuhl sind aus Stein. Viel weiter entfernt vom Trubel des Alltags zu Hause kann man kaum sein.

INFO: www.spain.info, www.grancanaria.com

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