So ist Ghana als Reiseland

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"Akwaaba" rufen einige kleine Jungen und winken, "willkommen". Die Kinder haben es sich unter einem Plakat gemütlich gemacht, das den US-Präsidenten Barack Obama bei seinem Staatsbesuch in Ghana im Juli 2009 zeigt. Gegenüber erstrahlt die Festung des Küstenstädtchens Cape Coast in der Mittagssonne. Die weißen Fassaden des Bauwerks stehen in einem starken Gegensatz zu seiner düsteren Geschichte.

Einst war Cape Coast der wichtigste Sklavenumschlagplatz an der Goldküste. So hieß die Kronkolonie der Briten im heutigen Südghana. Hunderttausende von Menschen wurden hierher verschleppt und in Verliesen gehalten, bevor sie nach Amerika und in die Karibik verschifft wurden. "Die grünen Spuren an den Wänden stammen von den Ketten", erklärt Touristenführer Kwesi Essel Blankson. In einem Verlies, wo bis zu 800 Frauen und Kinder auf engstem Raum ausharren mussten, macht er plötzlich das Licht aus. "Können Sie sich vorstellen, wie es wohl war, hier unten, ganz ohne Tageslicht, wochenlang gefangen zu sein?" Die Gruppe verharrt in Schweigen.

Vom oberen Teil des Gebäudes haben Besucher einen herrlichen Blick auf den Atlantik. Zu erkennen sind die Umrisse der Elmina-Festung, die die Portugiesen 1482 als ersten europäischen Handelsstützpunkt südlich der Sahara gründeten. Sie diente zuerst als Umschlagplatz für Gold, das sie vom Volksstamm der Ashanti im Zentrum des heutigen Ghana bezogen. Später wurden auch hier Sklaven gehandelt.

In wohl keinem Land Afrikas haben die wechselnden europäischen Mächte - darunter Portugiesen, Holländer, Briten und Dänen - so viele Festungen hinterlassen wie in Ghana, 33 sind es insgesamt. Die beiden wichtigsten, Cape Coast Castle und Elmina, zählen zum Weltkulturerbe.

"Die Sklavenküste und ihre mächtigen Forts sind heute unsere wichtigste Touristenattraktion", sagt Tourismusministerin Juliana Azumah-Mensah. Doch der Fremdenverkehr steckt in den Kinderschuhen, die Wirtschaft des rohstoffreichen Landes basiert auf dem Export von Gold, Kakao und Edelhölzern. Nun will die Regierung nachhaltigen Tourismus entwickeln, denn die Bevölkerung braucht Alternativen.

Knapp 20 Kilometer nördlich von Cape Coast liegt der Nationalpark Kakum. "Es ist unser wertvollstes Stück tropischen Regenwalds, eine Insel umgeben von Ackerland und Kakaoplantagen", erklärt Wildhüterin Kate Affidonkoh. Mit ihren Kollegen sorgt sie dafür, dass niemand im Park illegal Holz schlägt oder wilde Tiere tötet, um sie als "Bush Meat" zu verkaufen. Die Aufgabe ist schwierig, denn in den nächsten 30 Jahren soll sich die Bevölkerung rund um den Park verdoppeln.

Kakum ist vor allem wegen seines Wanderweges über den Baumwipfeln, den 350 Meter langen "Canopy Walkway" bekannt. Der Spaziergang in 40 Metern Höhe ist eine Attraktion, die es sonst nirgendwo in Afrika gibt. Die Besucher wackeln auf den Hängebrücken von einer Baum-Plattform zur nächsten. Wer gute Augen hat, kann im dichten Grün schwarz-weiße Colobus-Affen und bunte Vögel zu erkennen.

INFO: http://www.ghanaecotourism.com.

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