Europas erster Skitourenpark

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In den Alpen einen Trainingspark für eine bestimmte Sportart zu eröffnen, schließt Marktlücken und liegt im Trend. So gibt es am Obersalzberg im bayerischen Berchtesgaden seit 2009 einen Skitourenpark, in dem staatlich geprüfte Berg- und Skiführer die Grundkenntnisse vermitteln: Vom Felle anlegen über die Funktion der Notfallausrüstung bis zur Verschüttetensuche.

Eine halbe Million Tourengeher bevölkern im Winter laut Alpenverein Österreichs Berge. Der Sporthandel verzeichnete heuer in diesem Segment einen 20-prozentigen Umsatzplus. "Skibergsteigen ist die einzige Wintersportart, die sich steigender Zahlen und Beliebtheit erfreut. Deshalb kam mir vor zwei Jahren die Idee, einen Skitourenpark zu eröffnen. In vier Stunden wird hier das Wesentliche vermittelt und der Tourengeher für das Verhalten abseits der Piste sensibilisiert. Seine Kenntnisse kann er dann in Lawinenkursen noch vertiefen", erklärte der Initiator des "1. Salewa Skitourenparks Berchtesgaden" und Präsident des deutschen Berg- und Skiführerverbandes, Michael Grassl (41), bei einem Lokalaugenschein der APA.

Rund 250 Einsteiger haben bereits in dem kleinen Familienskigebiet am Obersalzberg das kleine Einmaleins des Skibergsteigens gelernt, viele kommen aus dem angrenzenden Österreich. Denn abseits der bevölkerten Pisten lauern Gefahren, die für die zahlreichen Genuss-und Fitnessgeher, die anfangs noch am Pistenrand hochsteigen und sich erst später ins Gelände trauen, oft schwer erkennbar sind. Immerhin kommen in den Alpen jährlich 100 Menschen in einer Lawine um.

Der Skitourenpark besteht aus einem Rundparcours mit acht Stationen. In einem künstlichen Lawinenfeld muss jeder Teilnehmer mit seinem Lawinenverschüttetensuchgerät, genannt "Piepser", unter der Schneedecke vergrabenen Sender punktgenau orten und Gummipuppen (Dummy) so schnell wie möglich ausgraben. Die Stoppuhr läuft, denn bei einem tatsächlichen Unglück kann jede Minute lebensrettend sein. "In den ersten 15 Minuten nach einem Lawinenabgang überleben noch 98 Prozent", weiß Grassl. Der Berchtesgadener gibt seinen Schülern viele wertvolle Tipps für die Kameradenbergung mit auf den Weg. Er ist nebenbei noch Bergretter und hat schon einige Lawinenopfer ausgegraben.

Um ein Schneeprofil zu erstellen, gräbt der Trainer in einem Tiefschneehang mit der Lawinenschaufel einen Block aus und prüft die Stabilität der aufgebauten Schneeschichten. Durch das Auspendeln des Skistockes wird der Neigungswinkel des Hanges errechnet - ab 30 Grad steigt die Gefahr eines Lawinenabgangs beträchtlich. Die eigene Gefahreneinschätzung wird noch mit dem Lawinenlagebericht des Tages verglichen. Während des Anstiegs neben der Piste üben die Schüler für den Richtungswechsel je nach Steilheit "Spitz"- und "Rundkehren". Die Kurskosten betragen pro Person 35 Euro, mit geliehener Ausrüstung 55 Euro.

Das in "Europas erstem Skitourenpark" Erlernte kann dann bei eignen oder auch geführten Touren vertieft werden. Ideenträger Grassl hat auch schon das nächste Projekt parat: Im April wird die weltweit 1. Klettersteigschule in Berchtesgaden eröffnet.

INFO: www.skitourenpark.de

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