Europa vom Sattel aus entdecken

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Ein Urlaub im Sattel ist für viele Reiter ein Traum: An Stränden galoppieren oder auf dem Pferderücken ein Gebirge erobern - vieles, was zu Hause nicht so gut möglich ist, lässt sich im Urlaub verwirklichen. Gerade in Europa ist das Angebot vielfältig: Auf organisierten Wanderritten werden die ausgefallensten Touren gemacht - Abenteuer meist inklusive.

Besonders beliebt ist Reiturlaub in Österreich. Höher hinauf mit dem Pferd geht es kaum als auf einer alpinen Trekkingtour in Kärnten. "Wir reiten auf uralten Säumerpfaden", erklärt Toni Sauper und leitet seine Gruppe vom "Schlosswirt" im Mölltal in die Berge. "Säumer waren die Männer, die Pferde mit Lasten über die Gebirgszüge führten."

Die Haflingerstute "Lady" stapft voran, bald wird die Baumgrenze passiert. Nun ist der Weg nur noch ein steiniger Pfad. Die Hufeisen der Pferde tragen Stollen, deren Metallstifte so hart wie Skistockspitzen sind. So rutschen sie auf den Steinen nicht so leicht aus. Alpine Ritte sind nicht die schnellsten. "Doch wer mit Pferden ins Gebirge geht, dem vermittelt sich die Natur noch intensiver", sagt Toni. Bis zum Gipfel auf 2.120 Meter ist es nicht mehr weit. Riesige Felsen und ein weiter Blick auf die Alpenwelt: Dieser Ort erscheint für viele Zwei- und Vierbeiner unerreichbar. Doch dann pfeift der Wind durch die Mähnen, und der Aufstieg ist geschafft.

Ritt entlang der Loire

In Frankreich ist eine der berühmtesten Touren der Ritt entlang der Loire. Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Schlösser wie in dieser Region. "In der Zeit der Renaissance war der Hofstaat ständig unterwegs, natürlich zu Pferde", erklärt Pierrot Chemineau vom Wanderreitstall "Les Abrons". Heute, viele Jahrhunderte später, tauchen die Reiter in diese vergangene Welt der Chevaliers ein.

Die Tagesstrecken sind 24 bis 39 Kilometer lang. Mittags wird meist direkt vor einem Schloss Rast gemacht. Während die Pferde sich auf einer improvisierten Koppel ausruhen, besichtigen die Reiter jeden Tag ein anderes der Schlösser wie Chenonceau, Amboise, Chéverny oder Chaumont. "Doch die Krönung aller Schlösser der Loire steht am Ende der Reise: Château Chambord", sagt Pierrot. Das Schloss aus Tuffstein zählt 440 Zimmer. Unter den staunenden Blicken anderer Urlauber stellen sich die Reiter zum Erinnerungsfoto auf, quasi in königlicher Pose wie auf einem Reiterstandbild.

Wanderritte in Wales

Unentdeckt vom Tourismus sind die dünnbesiedelten Black Mountains im Süden von Wales in Großbritannien. Am Llangorse See im Nationalpark Brecon-Beacons starten mehrtägige Wanderritte. Myfanwy Mitchell vom "Ellesmere Riding Centre" hat dafür 20 Pferde zur Auswahl. "Mit einem Welsh Cob lässt sich der Puls unseres Landes erfühlen", meint Myfanwy. Auf diesen muskulösen Kleinpferden geht es vorbei an alten Farmhäusern mit Gartenmauern aus Natursteinen sowie an Feldern und Weiden mit Schafen, Kühen und Waliser Bergponys. Der Ausblick auf Landschaften mit unterschiedlichsten Grüntönen beruhigt die Augen und die Seele des Reiters - hier ist die Ruhe zu Hause.

Im Galopp durch die Puszta  

Das Wort Puszta weckt bei vielen Reitern Kinderträume vom Galopp durch die Steppe UNGARNS. Dabei schwingt auch der Mythos der Magyaren als ein einst nomadisches Reitervolk mit. Bei Árpád Szabó möchten die Gäste das gerne glauben: Der Ex-Springreiter bietet Trails durch die Kiskunság Puszta südlich von Budapest an. Auf seinem Gehöft nahe Kunszentmiklós bekommen die Gäste ihr Pferd fertig geputzt, gesattelt und aufgezäumt. Dann geht es den ganzen Tag in die Große Tiefebene. Die Reiter passieren Höfe mit Reetdächern und Ziehbrunnen, Herden von Graurindern mit riesigen Hörnern und immer wieder Schafherden.

Steile Abhänge in Irland  

An der Westküste Irlands verspricht Willie Leahy ein Abenteuer auf dem Connemara-Trail. An steilen Abhängen erklimmen die Irish Hunter und Ponys routiniert die felsigen Hügel. Sie sind völlig furchtlos - im Gegensatz zu einigen Reitern. "Auf einfachen Wegen reiten kann jeder", ist Willie Leahys Devise, "ich suche die Herausforderung!"

Nach Tagen im Sattel sowie Nächten in altmodischen Landhäusern und Schlosshotels ist der Atlantik erreicht. Die Gischt schäumt in der Mannin Bay bei Clifden. Die Pferde waten tapfer durch die Wellen. Und dann können auch sie ihn kaum erwarten, den langen Galopp am Strand.

Ritt auf den Vulkan in Spanien

In Spanien reitet Nicole Werner mit Gästen sogar auf einen Vulkan. Auf ihrer "Finca Estrella" nahe Icod de los Vinos auf der Nordseite der Insel Teneriffa leben acht Pferde im Offenstall mit Auslauf. Im Westernsattel geht es den Berg hinauf, vorbei an Kanarischen Kiefern, Eukalyptus und Lorbeer. Mühelos gelangen die Pferde auf eine Höhe von 1.400 Metern direkt zum Kegel des "Vulcán Negro". 1706 verschüttete sein Ausbruch die Stadt Garachico. Beim Ritt über die Lavafelder wähnt sich der Reiter fast auf dem Mond. In der Ferne taucht der Teide auf, der mit 3.718 Metern höchste Berg Spaniens. Doch plötzlich hat eine Wolke die Reiter umhüllt - und der Teide, der "Herrscher" über die Kanareninsel, ist in Windeseile wieder verschwunden.

INFO: www.webtenerife.com, www.franceguide.com, www.tourisme-equestre.fr, www.ireland.ie, www.visitbritain.de, www.kaernten.at, www.hohetauern.at, www.reit-eldorado.at, www.ungarn-tourismus.de, www.ungarn-tourismus.de/aktiv-und-oekotourismus/reiten.html

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