Durch Lapplands weiße Wildnis

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Es gibt viele Möglichkeiten, Finnisch-Lappland kennenzulernen: Motorschlittensafaris, Schneeschuhwanderungen oder Ausflüge im Rentierschlitten zum Beispiel. Am schönsten ist es aber, die Weite Lapplands im Hundeschlitten zu erkunden - für Urlauber ist es ein unvergessliches Abenteuer, für die Huskys das reine Vergnügen.

Huskys laufen für ihr Leben gern

Sobald das Geschirr angelegt wird, ist es mit der Ruhe vorbei. Elviira und Njalla ziehen und kläffen, Pastis und Pommac dahinter spielen verrückt, wedeln mit dem Schwanz und jaulen um die Wette. Huskys laufen für ihr Leben gern. Einmal losgelassen, sind sie kaum zu stoppen. Hannes stellt sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Schneepflug, damit die Hunde nicht ohne ihn losrennen.

"Solch motivierte Angestellte würde sich wirklich jedes Unternehmen wünschen", sagt Husky-Führer Ralph Etzold. Der 41-jährige Deutsche, der seit sechs Jahren in Lappland arbeitet, gibt das Startzeichen. Unter lautem Gebell hetzen die Hunde wie vom Teufel getrieben durch den Schnee. Ralph fährt voran. Hannes, Uli, Steffen und Sandra versuchen, sich auf den kippeligen Kufen zu halten. Auch nach einem Kilometer müssen sie noch permanent mit einem Fuß auf dem Schneepflug stehen - der Laufdrang der Hunde ist einfach zu groß.

Unermüdlich

Wäre da nicht die Angst, der Schlitten könnte in der nächsten scharfen Kurve umkippen, würde man die Rasselbande am liebsten einfach laufen lassen. Die Hoffnung besteht darin, die Tiere könnten schon bald etwas müder werden. Was für eine Täuschung! Denn Huskys wollen immer laufen. "Sie sind daran gewöhnt, in der Wildnis unter härtesten Bedingungen zu überleben und große Strecken zurückzulegen, um Nahrung zu finden", erklärt Ralph später am Kaminfeuer.

Von einer Huskyfarm in Muonio, rund 80 Kilometer nördlich des Polarkreises, geht es am ersten Tag über 25 Kilometer zu einer Hütte am Torasjärvi-See. Nach ein paar Stunden wissen die Touristen, wie sie sich in die Kurven legen müssen. Jetzt endlich ist es möglich, die Schneelandschaft im äußersten Nordwesten Finnlands zu genießen. Die letzten Häuser und Langläufer sind längst verschwunden, und die Husky-Expedition taucht ein in die tiefe Wildnis Lapplands.

Mit Eisbohrer und Schaufel

Doch der Genuss währt nicht lange. An der Hütte angekommen, heißt es arbeiten - und zwar für alle. Denn die Holzhütten bieten weder Strom noch fließendes Wasser. Steffen und Sandra kümmern sich ums Wasser holen: Bewaffnet mit Eisbohrer und Schaufel, macht sich das Paar aus Leipzig auf zum See. Dort muss das Eis aufgehauen werden, um an das Wasser zu kommen. Unterdessen schwingen die Österreicher Hannes und Uli das Beil. Das Holz kommt später, zuerst muss kräftig gefrorenes Fleisch gehackt werden. "Die Hunde werden immer zuerst versorgt. Dann erst kommen wir an die Reihe", erklärt Ralph. 30 Kilogramm Fleisch brauchen die insgesamt 32 Schlittenhunde täglich.

Nach einer halben Stunde kippen Steffen und Sandra das Wasser in die Kübel der Sauna und heizen mit dem Feuerholz den Ofen darunter an. Die Hütten sind rustikal, doch eine Sauna besitzt jede - und der Saunagang nach dem eiskalten Hundeschlittentag ist obligatorisch.

Lappland-Burger

Bis zur nächsten Hütte am Suasjänkä-See sind es 33 Kilometer - die längste Tagesstrecke. Entlang des Pallas-Ounas-Nationalparks geht es über gefrorene Seen und durch Nadelwälder, deren Bäume unter der Schneelast fast zu Boden gedrückt werden. Bei Sonnenschein und minus 18 Grad führt die Etappe am Tag darauf nach Saukkooja. Mittags sitzt die Gruppe auf Rentierfellen am Lagerfeuer. Ralph brutzelt in einer Gusspfanne "Lappland-Burger" mit Lachs. Füchse und Rentiere sind zu sehen, aber keine Menschen - in Lappland leben statistisch nur 0,5 Einwohner pro Quadratkilometer, dafür gibt es rund 200.000 Rentiere.

Am Abend bereitet Ralph Poronkäristys zu, Kartoffelpüree mit Rentierfleisch und Preiselbeeren. Uli erzählt von der Kurve, die er nicht gekriegt hat. Reden ist überhaupt das Einzige, was abends geht. Hier gibt es kein Fernsehen, kein Radio, keinen Handyempfang. Die Einsamkeit "kratzt die Seele an", meint Hannes, und Uli atmet einmal tief durch: "Wahnsinn, diese Luft", schwärmt der Wiener.

Zugefrorene Seen und eiskalter Wind

Die letzte Tagestour bis Muonio hat es in sich. Stundenlang geht es über zugefrorene Seen, auf denen der Wind eiskalt ins Gesicht bläst. Dann muss die erste Straße überquert werden - ein Zeichen, dass die Zivilisation näher rückt. Auch die Huskys merken, dass es nach Hause geht und werden schneller. Bei der Einfahrt in die Hundefarm werden sie von 400 Artgenossen mit ohrenbetäubendem Gebell begrüßt.

Husky-Safaris sind nur eine von vielen Arten, Finnisch-Lappland im Winter zu erleben. Die meisten Besucher kommen allerdings wegen der Wintersportmöglichkeiten in Ylläs und Levi. Eine der Attraktionen in Ylläs ist allerdings eine Sauna: In der weltweit einzigartigen "Sauna-Gondel" können Wintersportler sogar im Skilift schwitzen.

INFO: www.visitfinland.de, www.yllas.fi, www.levi.fi

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